Die Vampirjaegerin
mich nicht so!«
»Catherine?«, sagte er lachend. »Das ist dein Name, falls du es vergessen haben solltest.«
Lachen war ein gutes Zeichen, es hieß, dass er nicht in der Stimmung war, sie zu verletzen. Doch es war fast unmöglich, diese Stimmung aufrechtzuerhalten, es sei denn, sie bat um Vergebung für die letzten beiden Jahre ihres Lebens.
»Audra«, antwortete sie. »Ich werde jetzt Audra genannt. Ich bin seit Jahren nicht mehr Catherine.«
»Ist mir ziemlich egal«, entgegnete er und griff ihr Handgelenk diesmal so fest, dass sie sich nicht so leicht losreißen konnte. »Komm mit!«
»Nein!«, rief sie und schlug ihm mit aller Kraft mit der offenen Hand ins Gesicht. Ihr Handballen traf ihn so hart unterhalb des Auges, dass etwas gebrochen wäre, hätte sie menschliches Gewebe getroffen. Vier rote Streifen erschienen, wo ihre Nägel über seine Haut gekratzt hatten.
Lord Daryl schlug sie noch härter zurück und erinnerte sie daran, dass er in einem Schlagabtausch auf jeden Fall gewinnen würde. Vor Turquoises Augen tanzten schwarze Punkte, und sie stieß mit dem Rücken gegen den Rand der Anrichte, als sie versuchte, das Gleichgewicht zu halten.
»Ich gehe, Catherine, und du wirst mit mir kommen.«
Von der Tür her erklang plötzlich Jaguars Stimme: »Meinst du nicht, dass du das mit mir besprechen solltest, Daryl?«
Er sprach ruhig, fast schnurrend, doch die Drohung war nicht zu überhören.
Lord Daryl zog eine Grimasse, warf einen Blick auf Turquoise und bot zögernd an: »Ich zahle, was du verlangst.«
»Ich verkaufe sie dir nicht.«
»Tatsächlich?«, fragte Lord Daryl mit gefährlich gleichmütiger Stimme. »Nur mir nicht?«
»Niemandem«, gab Jaguar zu, »und vor allem dir nicht. Ich mag sie zufällig, und es scheint mir, als wolle sie nicht mit dir gehen.«
Turquoise ging einen Schritt von Lord Daryl weg.
»Du magst sie also?«, flüsterte er leise. Jaguar merkte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er schwieg und sah Turquoise an.
»Lord Daryl ...«
Weiter kam sie nicht, bevor er sie ins Gesicht schlug, sodass sie stolperte. Bevor sie auch nur daran denken konnte, sich zu wehren, ergriff er sie am Hals und presste sie gegen die Wand. Ein Schmerzensschrei entrang sich ihrer Kehle.
Gleichzeitig versuchte sie es ein weiteres Mal: »Milord, bitte ...«
»Und womit hast du seine Gunst verdient, Catherine?«, verlangte er zu wissen.
»Glaubt der Jaguar etwa, du gehörst ihm!« Wieder schlug er sie und diesmal ging sie zu Boden. »Du gehörst mir, hast du das immer noch nicht kapiert?«
»Milord, ich wollte nicht ...«
Ein heftiger Tritt traf sie in die Seite und ließ sie einmal mehr nach Luft ringen.
Verdammt sei er in die Hölle und zurück! Warum krieche ich vor ihm?
Und doch tat sie es, weil sie es immer getan hatte. »Milord, er wollte nicht ...«
Der Knall einer Peitsche ließ sie aufspringen, in der Erwartung, dass ihr das Leder die Haut aufschlitzte. Stattdessen sah sie, wie sich Jaguars Peitsche um Lord Daryls blutende Kehle wickelte. Lord Daryl stolperte, was Jaguar die Gelegenheit bot, die Peitsche zu lockern. Dann schnappte er Lord Daryl am Kragen und beförderte den anderen Vampir so heftig gegen die Wand, wie dieser es zuvor mit Turquoise getan hatte.
»Dazu hast du kein Recht!«, protestierte Lord Daryl und stieß Jaguar weg. Der trat zurück, blieb aber zwischen ihm und Turquoise stehen.
»Das Besitzrecht. Selbst dein verdrehtes kleines Hirn sollte das kapieren.
Jeshickah hat für sie bezahlt und sie dann mir gegeben. Sie ist mein Eigentum.«
Jaguar betonte jedes einzelne Wort, eiskalt, als spräche er über ein Haustier. Lord Daryls Augen wurden schmal.
»Sie gehört nicht dir, Jaguar«, grollte er. »Sie hat mir gehört, bevor du sie gekauft hast.«
»Und du hast sie verloren, oder nicht?«
»Das habe ich nicht ...« Lord Daryl hielt inne, lächelte grausam und fuhr mit der Hand an die Wange mit den rasch heilenden Blutstreifen, die ihm Turquoise beigebracht hatte. »Sie hat mich verwundet. Sie hat mich verletzt, Jaguar. Selbst wenn du das Besitzrecht hast, habe ich einen Anspruch.«
Turquoise wandte sich entsetzt ab. Sie kannte den Ausgang dieses Streits. Das Gesetz für Blutverlust war eines der höchsten Gesetze der Vampire. Das Blut, das Lord Daryl durch ihre Schuld verloren hatte, erlaubte es ihm, mit ihr zu tun, was er wollte. Kein anderer Vampir durfte sich einmischen, wenn es ihrem einstigen Meister einfiel, sie zu schlagen, zu verstümmeln oder gar
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