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Die Vampirjaegerin

Die Vampirjaegerin

Titel: Die Vampirjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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Fragen stellst.«
    »Dann erzählen Sie mir davon!«
    Jaguars Blick ging ins Leere, als er sprach. »Im Ostflügel befanden sich Zellen, meist mit einem Wurf Kinder.« Er hielt vor Abscheu inne, bevor er erklärte:
    »Menschen wurden nach Schönheit und Gehorsam gezüchtet. In der Regel wurden jedes Jahr acht oder neun Kinder geboren, aber selten überlebten mehr als vier oder fünf die erste Auslese.«
    Turquoise musste würgen, als Jaguar fortfuhr.
    »Die Sklaven der ersten Generation, die von außerhalb nach Midnight gebracht wurden, lebten in den miteinander verbundenen unteren Zellen oder gelegentlich auch in der Zelle eines Ausbilders, falls sie jemandem aufgefallen waren.« Er machte eine Pause und nannte ihr dann ein Beispiel. »Jeshickahs Vorstellung von einem gut ausgebildeten Sklaven lassen die meisten Hunde von Daryl wie Streuner aussehen und ihre Methoden lassen Daryl selbst wie den Inbegriff der Menschlichkeit erscheinen.«
    Turquoise nickte in Erinnerung an die stillen Sklaven, mit denen Lord Daryl sich zu umgeben pflegte. In ihren Augen waren sie geradezu unglaublich gehorsam gewesen.
    »Mehr willst du gar nicht wissen«, erklärte Jaguar. Natürlich hatte er recht. Sie hatte nicht einmal so viel wissen wollen, wie er ihr erzählt hatte.
    »Ich habe ungefähr zweihundert Jahre im alten Midnight gearbeitet, bis es zerstört wurde.«
    »Warum haben Sie es wieder aufgebaut?«, wollte Turquoise wissen.
    Jaguar sah sie überrascht an. »Jemand anderes begann damit.«
    »Warum?«
    »Warum nicht?«, antwortete er. »Reichtum, Macht. Der Vampir, der damals damit drohte, es wieder zu errichten, war allgemein unbeliebt und einer meiner Feinde.«
    Er sah ihr forschend ins Gesicht, als überlegte er, ob er weitersprechen sollte, dann fuhr er fort: »Daryl, um genau zu sein. Du kennst ihn gut genug, um zu wissen, dass es eine Katastrophe gewesen wäre, wenn er die Macht übernommen hätte. Jeshickah war nach dem Brand von Midnight verschwunden und Gabriel wollte nicht der Anführer sein, also blieb ich als Einziger übrig, der die Macht hatte, Daryl herauszufordern.« Er zuckte mit den Schultern, aber die Erinnerung schien ihn zu schmerzen.
    »Ist er wirklich so stark?«, fragte Turquoise. Auch wenn sie ihn im tiefsten Innern ihrer Seele entsetzlich fürchtete, vor allem wenn er in der Nähe war, wusste sie doch eigentlich, dass er nicht sonderlich mächtig war.
    »Physisch gesehen nicht, aber er verfügt über politische Macht. Im alten Midnight wurde er als Sklavenausbilder bezeichnet, und auch wenn seine Methoden oft keine Wirkung zeigten, hatte er dadurch eine Gefolgschaft.« Jaguar schüttelte den Kopf. »Allerdings würde ihn keiner gegen jemanden aus Jeshickahs Familie unterstützen. Ich bin nicht der Stärkste aus meiner Familie, aber ich bin gut genug, dass die Leute, die damals Jeshickah folgten, heute mir folgen ...«

    »Wie ...« Sie brach ab, weil sie sich nicht sicher war, ob sie die Antwort auf die Frage, die sie zu stellen im Begriff war, wirklich hören wollte.
    Jaguar sah sie fragend an. »Was?«
    »Wie unterschieden sich Ihre Methoden von denen Lord Daryls?«
    Er sah weg, aber er antwortete ihr. »Daryls Familie ist für ihre Fähigkeit bekannt, den menschlichen Geist zu manipulieren. Auf dieses Talent verlässt er sich. Er verwendet eine einfache Mischung aus brutaler körperlicher wie seelischer Gewalt, um den Geist seiner Sklaven zu dem zu machen, was er will.« Verächtlich fuhr er fort: »Das klappt aber nur in der Hälfte aller Fälle. Meistens ist das Opfer zu kaputt, um weiter brauchbar zu sein. Zum Beispiel durch Narben«, fügte er fast entschuldigend hinzu. »Sie kamen bei Daryl häufig vor. Sobald ich deine Arme sah, wusste ich, dass du einmal ihm gehört hast.«
    Turquoise schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter und zwang sich zu fragen:
    »Und wie arbeiteten Sie?«
    »Schmerzen ... Man kann sie leicht zufügen«, antwortete er, den Blick in die Ferne gerichtet. »Daryl hat keine Geduld, sich die Zeit zu nehmen und zu beobachten. Jeder hat seine Schwäche, physisch, emotional oder geistig. Nach einer Weile wird es zur Gewohnheit, diese Schwächen ausfindig zu machen und sie auszunutzen ... fast zu einem Spiel.«
    Beunruhigt erinnerte Turquoise sich daran, wie Jaguar reagiert hatte, als sie am Abend aufgewacht war und sich von ihm gelöst hatte. Er hatte auf ihre Angst fast zornig reagiert, wie ein Hai, der Blut wittert, aber seine Faszination dafür nicht zu erkennen geben

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