Die Vampirjaegerin
Talenten«, murmelte Turquoise.
»Mindestens die Hälfte davon gestehe ich offen ein«, scherzte Jaguar.
Da Nathaniels Worte ihr keine Ruhe lassen würden, bis sie eine Antwort hatte, fragte sie direkt: »Nathaniel hat erzählt, du könntest Eric überall finden, wenn du willst. Ist das auch eines deiner Talente?« Und als Jaguar nickte: »Wie machst du das?«
»Eric gehört mir«, antwortete er, als ob das als Erklärung ausreichte. Turquoises sah ihn so offensichtlich verwundert an, dass er fortfuhr: »Die Verbindung ist nicht so stark wie eine Blutsverbindung, aber ich kenne seinen Geist und kann ihn finden, wenn ich ihn suche. Ich arbeite zwar nicht mehr als Sklavenausbilder, daher nutze ich diese Verbindung kaum noch, aber es ist eine alte Gewohnheit, mit einem Geist Verbindung aufzunehmen, der nicht stark genug ist, mich auszuschließen.«
Turquoise erinnerte sich beunruhigt an die Momente, in denen Jaguar in ihren Geist eingedrungen war. »Schließt das auch mich ein?«
»Du hast Mauern errichtet, die niemand durchdringen kann«, antwortete Jaguar.
Turquoise wäre ein klares Ja oder Nein als Antwort lieber gewesen. »Vor mir hast du sie fallen lassen. Ich versuche, das Vertrauen von Leuten nicht auszunutzen; es ist selten genug.«
Vertrauen war in der Händlerszene fast ein obszönes Wort. Es bedeutete, dass man jederzeit verraten werden konnte. Turquoise war drauf und dran, Jaguar zu widersprechen, aber er hatte recht. Sie hatte ihm vertraut, so sehr, dass sie nicht einmal den Wunsch nach einem Messer verspürt hatte, als sie ihn sah. Sie hatte ihm geglaubt, als er sagte, er wolle ihr mit seinem Besuch nicht schaden.
Jaguar wechselte das Thema. »Es wird dich sicher interessieren zu erfahren, dass Jeshickah bald aus dem Weg geräumt sein wird. Ein Triste namens Jesse glaubt, er habe genügend eigene Anhänger, um sich gegen die ihren wenden zu können. Für einen ungeheuren Preis will er sich der Sache annehmen.«
Triste waren so stark wie Vampire und Hexen zusammen. Außerdem war ihr Blut für einen Vampir, der versuchte, es zu trinken, tödlich. Dadurch wurden sie zu perfekten Vampirjägern.
»Wie lange wird es dauern?«, fragte Turquoise. Bei Vampiren wurde die Zeit anders gemessen als bei den Menschen.
»Vielleicht ein paar Wochen oder einen Monat«, antwortete Jaguar.
»Ich nehme an, dann kann Eric wieder sicher nach Hause zurückkehren?«
»Er ist vielleicht noch ein Kind, aber er hat dort eine Menge Aufgaben gehabt.
Ohne ihn herrscht Chaos«, gab Jaguar zu. »Auch du bist willkommen, wenn sie weg ist. Nicht als Sklavin, sondern als Gast. Und falls du je die Nase voll hast von Bruja, gibt es in der Stadt Pyrige genügend Stellen für jemanden, der arbeiten möchte.«
»Ich denke darüber nach.« Sie zuckte mit den Schultern. »Was passiert mit Ravyn?«
»Sie macht das Beste daraus und missbraucht mit Wonne Gabriels Macht.
Wahrscheinlich wird sie eher ihn versklaven als umgekehrt.« Er lächelte schief.
»Gabriel hat eine Schwäche für Frauen, die bereit sind, ihn zu töten. Eine gefährliche Angewohnheit.«
»Die du auch hast«, bemerkte Turquoise.
Jaguar dachte einen Moment nach. »Ich glaube, du würdest zumindest zögern, bevor du mich tötest. Bitte beweise mir nicht, dass ich mich irre. Ich liebe meine Illusionen«, fügte er hinzu, um die düstere Stimmung aufzuhellen. »Ravyn sagte etwas davon, dass sie hofft, du würdest zum Zweikampf auftauchen?«
»Ravyn und ich sind Rivalen. Der Zweikampf entscheidet, wer in Zukunft die Anführerin von Crimson sein wird. Wenn ich nicht komme, erhält Ravyn den Titel.« Beinahe hätte sie hinzugefügt: Und wenn ich auftauche, wird sie mich besiegen und dann den Titel erhalten. Doch sie erinnerte sich rechtzeitig daran, mit wem sie sprach. »Hilfst du mir beim Training?«
»Mit welcher Waffe?«
»Peitsche.«
Jaguar sah interessiert aus. »Kannst du damit umgehen?«
»Nicht gut.«
Jaguar zuckte mit den Schultern. »Uns bleibt nicht viel Zeit, aber ich bringe dir gerne bei, was ich kann. Vielleicht hast du ja Talent dazu.«
»Oder ich schlage mir selbst ein Auge aus«, erwiderte Turquoise. Insgeheim wünschte sie sich, dass sie erbärmlich verlieren würde und damit eine Entschuldigung hätte, Bruja zu verlassen. Die letzten Ereignisse hatten viele Zweifel in ihr wachgerufen.
Wie immer war Jaguar sehr scharfsinnig. »Willst du gewinnen?«
»Ja.« Nach einem Augenblick überdachte sie ihre Antwort. »Ich will gegen Ravyn nicht
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