Die verbannte Braut (German Edition)
offensichtliche Verwechslung zwischen ihr und ihrer Cousine. Aus welchen Gründen auch immer, Ronan musste einen tiefen Groll auf Henrietta hegen. Ein Groll, der umso unverständlicher war, als er offensichtlich ihre Cousine gar nicht persönlich kannte. Sonst wäre ihm die Verwechslung sicher aufgefallen. Er war schließlich nicht halb blind, wie ihre Tante.
"Mylady", ertönte plötzlich die Stimme von Beth.
Eve zuckte zusammen, als sie so plötzlich aus ihren Gedanken gerissen wurde. Es war ihr unangenehm, von der Bediensteten in einer so aufgelösten Verfassung gesehen worden zu sein. Sie wollte vor ihrem Personal keine Schwäche zeigen.
"Was gibt es Beth?", fragte sie mit belegter Stimme.
"Der Earl und die Countess sind soeben angekommen."
"Die Eltern seiner Lordschaft?", fragte sie, unfähig den Klang von Panik in ihrer Stimme zu verbergen.
"Dieselbigen. Wollen Mylady sich erst noch frisch machen, ehe Ihr den Earl und die Countess empfangt?"
Eve erhob sich hastig. Ihr Herz raste und ihre Hände waren feucht vor Aufregung.
"Ja, ich werde mich schnell frisch machen. Wo soll ich sie nur empfangen?"
"Ich schlage vor, im kleinen Salon, Mylady."
"Sicher. Ich … Lass seine Lordschaft den Earl und die Countess bitte in den kleinen Salon führen und kümmere dich darum, dass sie Erfrischungen bekommen."
"Sehr wohl, Mylady", sagte Beth und knickste, ehe sie verschwand.
Eve war schon halb aus dem Raum, als ihr der Brief ihrer Eltern einfiel. Schnell eilte sie zu ihrem Sitzplatz zurück, ergriff den Brief und eilte aus dem Wintergarten. Sie hatte keine Ahnung, wie sie Ronans Eltern gegenübertreten sollte. Wussten sie, dass ihr Sohn sie geheiratet hatte? Wussten sie von den Umständen dieser Verbindung? Würden sie Eve überhaupt dulden? Immerhin war sie von viel niedrigerem Stand, wenngleich sie über eine gute Erziehung verfügte und ihre Familie großes Ansehen in ihrer Gegend besaß.
Der Earl von Stoneborough war eine imposante Erscheinung. Trotz seines Alters strahlte er eine Vitalität und Stärke aus, die, gepaart mit seiner Aura von Autorität, Eves Nervosität noch verstärkte. Am liebsten hätte sie auf der Stelle kehrt gemacht und wäre wieder aus dem Salon geflohen. Ihr Blick glitt beinahe automatisch Hilfe suchend zu der zierlichen Gestalt neben dem Earl. Die Countess reichte ihrem Gatten gerade einmal bis zur Brust, doch trotz ihres warmen Lächelns, mit dem sie Eve bedachte, spürte Eve eine eiserne Stärke in der kleinen Frau.
"Wir sind gekommen weil ...", begann der Earl in polterndem Tonfall.
"Du musst Eve sein", unterbrach die Countess den rüden Vorstoß ihres Gatten und versetzte dem Earl zu Eves Erstaunen einen harten Knuff mit dem Ellenbogen.
Der Earl schnappte nach Luft und schloss den Mund. Er lief ein wenig rot an, was seine offensichtliche Verärgerung zeigte, doch er blieb stumm stehen, während seine Frau auf Eve zukam.
Eve knickste mit weichen Knien, den Blick gesenkt haltend.
"Mylord. Mylady."
"Unsinn Kind. Nenn uns Mutter und Vater", sagte die Countess.
"Sie ist vielleicht gar nicht ...", knurrte der Earl.
"
Unsinn
! Ich kenne deinen Sohn gut genug, um zu wissen, dass er fähig ist, so einen Skandal zu begehen."
Die Countess fasste Eve bei den Armen und küsste sie links und rechts auf die Wange.
"Willkommen in der Familie, Liebes. Du wirst mittlerweile festgestellt haben, dass die Herren von Stoneborough arrogante, sture Holzköpfe sind. Aber sie sind händelbar, wenn man weiß, wie. Ich werde dich schon lehren, wie man mit diesen
Dickschädeln
umgeht."
"
Margarete
!"
"Ach sei still! Wenigstens
einmal
in deinem Leben, wenn es drauf ankommt, John!"
"Wollen wir uns nicht setzen?", fragte Eve peinlich berührt.
"Natürlich, Liebes."
Margarete setzte sich an den runden Tisch, auf dem schon Tee und Gebäck bereitstanden. Eve setzte sich ebenfalls, der Anwesenheit des noch immer stehenden Earls unangenehm bewusst.
Margarete warf ihrem Gatten einen warnenden Blick zu und schließlich setzte sich auch John an den Tisch. Eve schenkte den Tee ein und war froh, dass ihre Hände nicht gar so sehr zitterten und sie nichts von der heißen Flüssigkeit daneben goss. Dies war das erste Mal, dass sie auf ihre Schwiegereltern traf und Eve war schrecklich nervös. Das offenkundige Missfallen ihres Schwiegervaters trug auch nicht unbedingt dazu bei, dass sie sich entspannen konnte.
"Wir erhielten gestern einen Brief von deinen Eltern, indem deine Mutter uns schilderte, was
Weitere Kostenlose Bücher