Die verbannte Braut (German Edition)
nickte. Was tat sie nur? Hier saß sie und besprach ihr Liebesleben mit ihrer Schwiegermutter. Etwas, was sie nicht einmal mit ihrer eigenen Mutter tun würde.
"Und er war ärgerlich hinterher?"
"Ja."
"Dann ist es doch eindeutig, dass ich recht habe. Er ist vor seinen eigenen Gefühlen geflohen."
"Wenn es so ist, wie du sagst, dann wird er von allein kommen – irgendwann. Nur wenn er das tut und wenn er mich lieben kann, ohne dass er meine wahre Identität kennt, kann ich mir sicher sein, dass du recht hast. Deswegen will ich, dass man ihn in Ruhe lässt. Er muss seine eigenen Entscheidungen treffen."
"Vielleicht hast du recht. Ich werde mit John reden und versuchen, ihm die Sache zu erklären. Das dürfte nicht einfach sein. John ist ein wenig schwer von Begriff, wenn es um Gefühlsdinge geht. Er ist ein herzensguter Mensch, doch er hat die Romantik eines Höhlenmenschen."
Die Countess seufzte.
"Aber du liebst ihn", stellte Eve fest.
"Ja, ich liebe ihn", lachte Margarete. "Ich habe gelernt, mit seinen Eigenheiten umzugehen. Wenn man weiß, wie man ihn zu Händeln hat, geht es meistens ganz gut. Ich fürchte, mit meinem Sohn wirst du es auch erst lernen müssen. Aber dafür sind die beiden loyal und großzügig, wenn sie sich ihre Gefühle erst einmal eingestanden haben."
"Danke", sagte Eve.
"Wofür, Liebes?"
"Dass du mir Hoffnung gegeben hast."
Margarete ergriff die Hände ihrer Schwiegertochter.
"Liebes, ich weiß, dass mein Sohn dir bisher nicht viel Gelegenheit gegeben hat, seine guten Seiten zu sehen, doch er hat sie. Du musst Geduld haben. Und Glauben. Wenn du ihn erst einmal für dich gewonnen hast, dann wirst du sehr glücklich sein, da bin ich mir sicher. Gib ihm eine Chance. Für euer Kind."
Eve nickte.
"Und Eve? Die Gerüchte, die man sich über ihn erzählt, sind nicht wahr. Er hat diese Frau nicht geschlagen. Ronan mag manchmal ein wenig unüberlegt handeln und er kann in gewissem Sinne auch skrupellos sein, doch er würde nie einer Frau wissentlich wehtun."
Die Countess erhob sich und schenkte Eve ein aufmunterndes Lächeln, welches diese zaghaft erwiderte.
"Ich gehe jetzt und rede mit John. Wir sehen uns später beim Dinner."
Dann ließ Margarete sie allein. Eve lehnte sich in ihrem Sessel zurück und schloss die Augen. Sie erlaubte sich, ein kleines bisschen von der Zukunft zu träumen. Einer Zukunft mit ihrem Gatten an ihrer Seite und ihrem Kind. Langsam glitt sie aus ihrem Tagtraum in den Schlaf.
***
"Mylady? Mylaaadyyy!"
"Hier bin ich Ellie", antwortete Eve und richtete sich etwas auf.
Ellie trat hinter der Hecke hervor, die den Küchengarten vom Haus trennte, und starrte entsetzt auf ihre Herrin, die wie eine gewöhnliche Frau im Dreck kniete, die Frisur aufgelöst und ein Streifen Schmutz auf der Wange, ganz zu schweigen von den mit dunkler Erde verklebten Händen.
"Oh Mylady! Was tut Ihr da? Ihr ruiniert eure Hände und das Kleid … ach gütiger Herr im Himmel. Ich komme, um Euch zu sagen, dass Eure Eltern gerade angekommen sind und jetzt seht Euch an, Mylady. So könnt Ihr doch Euren Herrschaften nicht gegenübertreten."
Ellie schüttelte entsetzt den Kopf.
Eve erhob sich und schüttelte ihre Röcke aus. Sie war gerade dabei, die Beete im Garten für den Winter vorzubereiten.
"Aber das ist doch ein altes Kleid", antwortete sie lachend über Ellies offensichtliches Entsetzen. "Ich gehe mich nur schnell frisch machen. Geleite meine Eltern auf ihre Zimmer und versorge sie mit einer Erfrischung und warmen Wasser, damit sie sich nach der Reise etwas frisch machen können."
Ellie knickste artig, wenngleich ihr pikierter Gesichtsausdruck und die gerümpfte Nase alles andere, als unterwürfig anmutete.
"Wie Ihr wünscht, Mylady!"
Mit diesen Worten wandte sich die Bedienstete ab und ließ Eve im Garten allein zurück.
Eves Herz klopfte freudig bei der Aussicht, ihre Eltern nach so langer Zeit endlich wiederzusehen. Sie fragte sich, wie sie die Tatsache aufnehmen würden, dass sie bald Großeltern werden würden. Und wie würde das Zusammentreffen mit ihren Schwiegereltern verlaufen? Sie hoffte, die beiden Paare, die ihr so wichtig waren, würden sich gut verstehen.
"Mum!", rief Eve erfreut aus und lief auf ihre Mutter zu, die aus ihrem Sessel aufgesprungen war.
"Kind!" Dora Ascott schloss ihre Tochter in die Arme und die beiden Frauen fingen an, zu schluchzen. "Liebes, ich kann gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass ich dich doch noch in meinen Armen halten darf. Ich
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