Die Verbannung
Rotröcken zu, die vor der Baracke standen; es schien sich um Leutnant MacCorkindale und einen Wachposten niederen Ranges zu handeln. Sonst war kein Engländer zu sehen, vermutlich saßen sie alle drinnen beim Essen.
Doch dann begann sein Herz schneller zu schlagen, denn der Wachposten nahm seine Muskete von der Schulter und machte Anstalten, auf ihn zuzukommen und ihn anzuhalten. Dylan blieb stehen, wartete geduldig und setzte ein breites Lächeln auf; bereit, den Soldaten glaubhaft zu versichern, dass Dylan Matheson niemals unversteuerten Whisky verkaufen würde, no, Sir, jeder andere, aber er doch nicht.
Aber zu seiner Überraschung winkte MacCorkindale den Mann zurück. Ein kurzer Wortwechsel erfolgte, der Wachposten kehrte auf seinen alten Platz vor der Baracke zurück, und MacCorkindale nickte zu dem Pfad hinüber, der zu Sinanns Turm führte. Dylan blieb einen Moment unschlüssig stehen und spähte in die Dämmerung hinaus. Konnte er dem Rotrock aus Skye trauen? Lauerten dort hinten vielleicht noch weitere Soldaten? Oder würde man ihn am Turm anhalten und den Karren durchsuchen?
Dylan überlegte kurz und kam zu dem Schluss, dass MacCorkindale ihn vermutlich von dem Wachposten hätte verhaften lassen, wenn das seine Absicht gewesen wäre. Mit der Zunge schnalzend, zog er sein Pferd weiter. Er würde zum Turm hochgehen und dann dem Pfad folgen, der neben dem Flüsschen herlief. Sollten sich Rotröcke im Tal aufhalten, dann hatte er noch eine Chance, ungeschoren davonzukommen, weil ei von dort aus eine Abkürzung quer durch das Gelände bis zu seinem eigenen Land nehmen konnte.
Als er sein Pferd wendete, sah er sich noch einmal nach der Baracke um, aber MacCorkindale war in dem Gebäude verschwunden.
Nachdem Dylan seinen Hof erreicht hatte, kamen Eóin, sein Bruder Gregor und Ciaran angelaufen, um zu sehen, was er aus Inverness mitgebracht hatte. Siggy beschnüffelte die großen, flauschigen Neuankömmlinge neugierig, woraufhin diese ihn empört anblökten.
Dylan zeigte den Jungen seinen Destillierapparat, der in seinem zerlegten Zustand wie ein Haufen Schrott aussah. Cait und Sarah kamen aus dem Haus, um ihn zu begrüßen.
Als Cait den Destillierapparat entdeckte, verschränkte sie die Arme vor der Brust und zog finster die Brauen zusammen. »Die Engländer werden dich wieder verhaften!« Sarah, die neugierig in den Karren spähte, warf ihr einen warnenden Blick zu.
»O nein, das werden sie nicht.« Dylan überprüfte die Kupferröhrchen; sorgsam darauf bedacht, sie nicht zu knicken. »Die nächsten drei Jahre bekommt nämlich niemand meinen Whisky zu Gesicht. Und wenn doch, dann bezahle ich eben die geforderten Steuern. Alles ganz legal.«
»Hast du den Verstand verloren?«
Dylan blickte zu ihr auf. »Ganz und gar nicht.«
»Du willst aus der Gersteernte Whisky brennen und ihn dann drei Jahre lagern? Warum denn, wenn du ihn auch gleich verkanten könntest? Und hast du eigentlich eine Ahnung, wie hoch die Steuern darauf sind? Du wirst bei der ganzen Sache nur Geld verlieren. Außerdem gibt es in Ciorram schon zwei Whiskydestillerien.«
Dylan lächelte. »Wart's nur ab.« Niemand in Schottland hatte bislang Whisky getrunken, der älter war als ein paar Monate, und er zweifelte nicht daran, dass er sein Produkt mühelos würde verkaufen können.
Doch sein Lächeln verblasste, als er an seinen Vater und die Flasche mit dem Etikett >Glenciorram< in dessen Wohnzimmer dachte. Aber dann sagte er sich, dass niemand seinen alten Herrn mit Waffengewalt dazu gezwungen hatte, sich mit dem Zeug voll laufen zu lassen. Die Errichtung einer weiteren Whiskydestillerie in Schottland würde wohl kaum Einfluss auf den Alkoholismus der Zukunft haben.
Dylan richtete sich auf, zog das Wachstuch aus seinem sporran und zeigte Cait das Dokument aus Inverness, um sie von dem Destillierapparat abzulenken. »Sieh mal, ich habe die Adoptionsurkunde bekommen«, sagte er. »Sowie du sie unterschrieben hast, trägt Ciaran den Namen Matheson, und ich kann ihn mit Fug und Recht als meinen Sohn bezeichnen.«
Cait lächelte und überflog das Dokument rasch. »Soll ich hier unterschreiben?« Sie tippte mit dem Finger auf die Stelle unter Dylans Unterschrift, dann drehte sie sich um und ging ins Haus. Dylan nahm Ciaran auf den Arm und folgte ihr. Auch Sarah kam mit ihren beiden Söhnen nach. Dylan fiel ein, dass sie gar kein Schreibzeug im Haus hatten, aber Cait wusste sich auch so zu helfen.
Sie ging zum Feuer hinüber, über dem in
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