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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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überrollt wurde. Dylan balancierte wie ein Artist auf den wackeligen Fässern, krampfhaft bemüht, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Den restlichen Angreifern gelang es, auf die Ladefläche zu klettern. Dylan war gezwungen, seine Position aufzugeben und zur gegenüberliegenden Seite hinüberzuwechseln, wobei er beinahe zu Fall gekommen wäre. Einer seiner Gegner war klein und korpulent, aber er handhabte seinen leichten, im Sternenlicht glänzenden Degen mit äußerstem Geschick. Dylan konnte wenig gegen ihn ausrichten und konzentrierte sich darauf, am Leben zu bleiben und sich auf den Beinen zu halten. Ein anderer Angreifer hatte ein Holzbein, das er einsetzte, um niedrig geführte Hiebe zu parieren. Das heftige Schwanken des über den schmalen, unebenen Weg dahinfliegenden Wagens brachte Dylan sowohl Vor- als auch Nachteile: die Hiebe seiner Gegner verfehlten ihr Ziel ebenso wie seine eigenen; sie stachen mit ihren Rapieren ins Leere, er zerschnitt mit seinem Breitschwert die Luft. Dylan gab keinen Laut von sich, um seine ständig wechselnde Position nicht preiszugeben. Als der Wagen durch ein tiefes Schlagloch rumpelte, wurde der Dicke über das Geländer geschleudert, somit blieben zwei Gegner übrig. Einer der beiden stieß Dylan seine Klinge tief in den rechten Bizeps, er brüllte vor Schmerz auf, sein Schwert entglitt ihm und fiel klirrend vom Wagen.
    »Scheiße!« Jetzt blieb ihm nur noch Brigid, und obwohl er seinen verletzten rechten Arm noch bewegen konnte, parierte er die Angriffe vornehmlich mit der linken Hand. Im Dunkeln konnte er Holzbeins Umrisse ausmachen, bekam die Parierstange seines Degengriffs zu fassen und riss kräftig daran. Holzbein verlor das Gleichgewicht und stürzte vom Wagen. Nun hatte er nur noch einen Angreifer gegen sich; den, der sich bislang zurückgehalten hatte, um seine Kräfte zu schonen, Ihm gelang es dann auch, Dylan an der linken Schulter zu verletzen, ehe Dylan eine Finte schlagen, sich unter der Klinge des Gegners wegducken und dem Mann seinen Dolch in den Leib stoßen konnte. Der Räuber schrie auf, taumelte zurück und stürzte über die Seitenwand des Wagens.
    Dylan machte sich nicht die Mühe, sich davon zu überzeugen, ob die Angreifer wirklich tot waren. Er rief Seumas zu, die Pferde stärker anzutreiben, wobei er nur hoffte, dass die Tiere die Straße besser sehen konnten als ihr Lenker. Erst lange nach Tagesanbruch gestattete er Seumas, eine kurze Rast einzulegen.
    »Ich sagte Euch doch, es war Bedford.« Dylan beugte sich über Ramsays Schreibtisch und funkelte seinen Arbeitgeber böse an. Sein rechter Arm schmerzte, ließ sich aber gebrauchen; die Wunde war nicht sehr tief und hatte kaum geblutet. Viel mehr als über die Verletzungen ärgerte er sich darüber, dass er jetzt die Löcher in seinem Mantel und seinem Hemd flicken musste.
    »Unmöglich. Wahrscheinlich seid Ihr von Perth aus verfolgt worden.«
    Dylan kümmerte es wenig, wer für den gescheiterten Überfall verantwortlich war, er wollte Ramsay nur glauben machen, dass sein Busenfreund, der Major, ihn hintergangen hatte. Doch der Versuch schien fehlzuschlagen. »Allerdings sind wir verfolgt worden. Uns war sozusagen eine halbe Armee auf den Fersen. Und wer immer uns diese Männer hinterhergeschickt hat, hat ihnen befohlen, erst anzugreifen, nachdem Bedford sein Geld erhalten hatte. Das schließt Wingham und seine Leute aus, die nur von der Sache mit den Sherryfässern wussten.«
    Ramsay runzelte die Stirn, während er eingehend über diesen Umstand nachdachte.
    Sinann war Dylan keine große Hilfe. Sie schwebte unter der Decke und sparte nicht mit hämischen Bemerkungen. »Siehst du, was dabei herauskommt, wenn du mich nicht mitnimmst? Ich hätte den Kerlen folgen und Beweise finden können! Vielleicht hätte ich sogar ihre richtigen Namen in Erfahrung gebracht! Och, ich stelle fest, dass ich einen hirnlosen Trottel hierher gebracht habe, um die Schotten vor den Engländern zu retten! Warum liefern wir ihnen unser Land nicht gleich freiwillig aus und setzen nach Amerika über, um dort in der Wildnis zu leben?«
    Dylan achtete nicht auf sie, sondern fuhr fort: »Es war kein Zufall, dass Bedford den Räubern entgangen ist, wer immer sie auch geschickt haben mag.«
    »Das könnt Ihr nicht wissen. Vielleicht hatte er wirklich nur Glück«, widersprach Ramsay.
    Doch Dylan war überzeugt, dass der Hinterhalt von jemandem gelegt worden war, der gewusst hatte, dass Bed-ford dort sein würde, und der aus

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