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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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beiden ist es egal, ob er verheiratet ist oder nicht, für sie zählt nur, wer in seiner Gunst am höchsten steht. Sie wissen, dass er seine Frau hasst, und das nutzen sie für ihre Zwecke aus. So ist nun mal das Leben, mein Freund.«
    Dylan presste die Lippen zusammen und blickte wieder zum Haus hinüber.
    Drinnen erklang plötzlich ein Schrei. Dylan spitzte die Ohren. Etwas fiel krachend zu Boden, eine Frau kreischte, dann erlosch das Licht in einem Flügel des ersten Stocks, und Ramsay brach in einen Schwall obszöner Beschimpfungen aus. Schließlich ertönte das dumpfe Geräusch von Fäusten, die auf Fleisch trafen. »Was geht da vor, Tink? Ist das Cait?« Aber er wartete die Antwort der Fee nicht ab, denn die Schreie gingen in ein herzzerreißendes Schmerzensgewimmer über. Die Frau wurde eindeutig brutal geschlagen. Jetzt kümmerte es Dylan nicht mehr, wen er da hörte. Er musste der Sache ein Ende bereiten. Er löste den Talisman von seinem Mantel und schob ihn in die Tasche, dann zog er sein Schwert und stürmte über den Hof auf die Eingangstür zu.
    »Nein!«, quiekte Sinann entsetzt, flatterte hinter ihm her und zerrte heftig an seinem Mantelkragen. Dylan schüttelte sie erbost ab, warf sich gegen die eisenbeschlagene Tür und rüttelte daran.
    Sie war verschlossen und verriegelt. Wütend hämmerte er mit den Fäusten dagegen und brüllte: »Ramsay! Ramsay!«
    Sinann zischte ihm ins Ohr: »Und was willst du sagen, wenn er dir die Tür öffnet? Wie willst du ihm dein Benehmen erklären?«
    Wieder donnerte Dylan gegen das Holz. »Macht auf!« Die Schreie drinnen im Haus verstummten. Noch einmal rief er laut: »Ramsay! Öffnet endlich die Tür!« Nach einer Weile, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, drehte sich ein Schlüssel im Schloss, und der Riegel wurde zurückgeschoben.
    Ramsay stand selbst in der Tür. Sein Gesicht war gerötet, und seine Perücke saß schief. Als er Dylan mit erhobenem Schwert vor sich stehen sah, schnappte er überrascht nach Luft. »Mac a'Chlaidheimh! Was in aller Welt tut Ihr denn hier?«
    Dylan versuchte, an Ramsay vorbei ins Innere des Hauses zu schauen, ohne dass sein Arbeitgeber dies bemerkte, konnte aber nichts erkennen. Wie bei fast allen Gebäuden dieser Stadt lag direkt hinter der Tür eine breite Wendeltreppe, die den Blick auf die Innenräume versperrte. Nach raschem Überlegen schob er sein Schwert in die Scheide zurück und keuchte so atemlos, als wäre er gerade eine längere Strecke gelaufen: »Ich wollte mich nur überzeugen, dass bei Euch alles in Ordnung ist, Sir. Ich hörte Lärm und dachte, Ihr wärt in Gefahr. Ein Gassenjunge, der mir gelegentlich Informationen zuspielt, warnte mich, dass ein Mann Euch heute Abend töten wolle.«
    Ramsay zuckte zusammen, wirkte aber nicht sonderlich überrascht. »Und wer soll dieser Mann sein?«
    Der einzige Kandidat, der Dylan in den Sinn kam, war Simpson. Als er diesen Namen nannte, blinzelte Ramsay verdutzt, und Dylan verwünschte sich für seine Dummheit.
    »Der Kerl ist tot, du Narr!«, zischte Sinann ihm zu.
    Dylan unterdrückte einen Fluch. Hoffentlich war Ramsay nichts aufgefallen. Aber fest entschlossen, nicht lockerzulassen, legte er eine Hand gegen die Tür, um Ramsay daran zu hindern, sie ihm vor der Nase zuzuschlagen, und drängte: »Ich halte es für besser, wenn ich heute Nacht hier im Haus bleibe, falls der Mann versucht, sich heimlich einzuschleichen. Nur so kann ich für Eure Sicherheit garantieren.«
    Ramsay überlegte einen Moment, dann nickte er. »Kommt herein.« Dylan trat ins Haus, woraufhin Ramsay die Tür hinter ihm schloss und verriegelte und ihn dann die von Kerzen in Wandhaltern erleuchtete Treppe hinaufführte.
    Sie mündete in dem großen Saal mit den hohen Fenstern. Vor einem riesigen Kamin stand dort eine Tafel, an der gut und gern ein Dutzend Gäste Platz finden mochten. Die Tafel nahm fast den halben Raum ein, war aber nur für zwei Personen gedeckt gewesen, wie die Reste der Abendmahlzeit verrieten. Prachtvolle Kristalllüster hingen von der Decke herab. Obgleich sie nicht entzündet worden waren, fing sich das Licht der Kerzen, die in silbernen Leuchtern auf dem Tisch standen, in den funkelnden Prismen. Auch auf dem Kaminsims brannten dicke Kerzen.
    Am anderen Ende des Raumes öffnete sich ein Bogengang, dahinter lag ein kleiner, nur von einem niedrigen Kaminfeuer erleuchteter Salon. Zu Dylans linker Seite gab es einen mit schmalen Fenstern versehenen Erker, in dem ein zweisitziges, mit rotem

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