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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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irgendeinem Grund hatte sichergehen wollen, dass der Major zuvor sein Geld erhielt. Abgesehen davon hatte Dylan nach wie vor starkes Interesse daran, Zwietracht zwischen Ramsay und Bedford zu säen, um ihrer Geschäftsverbindung ein Ende zu setzen. Trocken bemerkte er: »Ihr solltet hoffen, dass nicht Wingham hinter alldem steckt, denn über ihn könntet Ihr vielleicht einen Mann kennen lernen, der Euch in Amsterdam vertreten würde.«
    Ramsay lehnte sich zurück. Seine Augen weiteten sich erstaunt. »Wie meint Ihr das?«
    Dylan straffte sich. »Ihr sucht einen Mann, der für Euch an der Amsterdamer Börse tätig wird. Wingham kennt jemanden, der vielleicht bereit wäre, mit Euch zusammenzuarbeiten. Sein Name ist Gilman; er ist ein Waliser deutsch-holländischer Abstammung und behauptet, sich an der Börse gut auszukeimen.«
    »Ihr habt mit ihm über dieses Thema gesprochen?«
    Dylan zuckte die Schultern. »Es ergab sich im Laufe des Gesprächs. Er verwaltet Winghams Geld; vielleicht hat er Interesse daran, endlich einer legitimen Tätigkeit nachzugehen und ein gesetzestreuer Bürger zu werden.« Er schnaubte. »Mehr oder weniger jedenfalls.«
    Eine lange Pause entstand. Dylan konnte förmlich sehen, wie es in Ramsays Kopf arbeitete. »Dafür, dass Ihr nur ein ungebildeter schottischer Viehdieb seid, entgeht Euch erstaunlich wenig.«
    »Ich habe nie behauptet, dumm zu sein, und Ihr habt einfach vorausgesetzt, ich müsse ungebildet sein, weil ich aus den Highlands komme. Vermutlich könnt Ihr Gilman auch selbst ausfindig machen. In ungefähr zehn Jahren, schätze ich.« Dylan wandte sich mit einem weiteren geringschätzigen Schnauben vom Tisch ab und nahm auf seinem Stuhl Platz.
    »Ich werde mir die Sache durch den Kopf gehen lassen.«
    »Wenn Ihr ihn einstellt, will ich eine Vermittlungsgebühr.«
    Ramsay grunzte. »Keine Sorge, Ihr bekommt schon, was Euch zusteht.«
    Dylan massierte seinen schmerzenden rechten Arm und musterte seinen Arbeitgeber, der sich wieder seinen Papieren zugewandt hatte, finster, dann fragte er: »Würdet Ihr mich vielleicht eine Weile entschuldigen? Ich habe während des Kampfes mein Schwert verloren und muss mir ein neues kaufen.« Ramsay entließ ihn mit einer Handbewegung, und Dylan verließ das Büro.
    Draußen auf der Straße kam Sinann auf ihn zugeschwirrt. »Ich habe heute Morgen einmal gründlich über alles nachgedacht. Du sagst, Bedford verschafft Ramsay die Frauen und Kinder, die in den Fernen Osten verschifft werden?«
    Dylan stieß einen unbestimmten Grunzlaut aus. Es waren noch mehr Menschen auf der Straße, und jeder, der sich irgendwie auffällig benahm, geriet leicht in den Verdacht, mit den Feen im Bunde zu stehen. Fast sehnte er sich nach der Zeit, wo Selbstgespräche als Teil eines exzentrischen Wesens galten und Ketzerei nicht länger als Schwerverbrechen angesehen wurde.
    Sinann fuhr fort: »Glaubst du, du könntest eine Begnadigung erreichen, wenn du die Krone über Bedfords schändliches Treiben informierst?«
    Dylan blieb wie angewurzelt stehen und blickte zu ihr auf. Ein leichter Hoffnungsschimmer trat in seine Augen, ein breites Grinsen spielte um seine Lippen, erstarb aber sofort wieder, und er setzte langsam seinen Weg fort. Dabei erwiderte er mit leiser Stimme: »Nicht, wenn ich vorher den Rotröcken in die Hände falle. Wem soll ich mich denn anvertrauen? Bedford selbst? Der lässt sich nicht erpressen, er sitzt ja am längeren Hebel. Soll ich ihn seinen Offizierskameraden ausliefern? Selbst wenn sie mit dem, was er tut, nicht einverstanden sind, werden sie mich wohl kaum auch noch belohnen, wenn ich ihnen mitteile, dass einer der ihren ein skrupelloser Menschenhändler ist.«
    Die Fee ließ betrübt die Flügel hängen. »Aye, da hast du Recht.«
    Auf der High Street, direkt gegenüber vom Rathaus und der St.-Giles-Kirche, gab es eine Schwertschmiede, wo Dylan im Vorübergehen schon so manches Schwert bewundernd betrachtet hatte. Allerdings konnte er sich die meisten davon nicht leisten; es ärgerte ihn schon, dass er gezwungen war, die schäbige alte Waffe zu ersetzen, die ihm zwei Jahre lang gute Dienste geleistet hatte. Das Zimmer im Gasthaus verschlang einen guten Teil seines Lohnes, und für ein neues Schwert würde er die Hälfte seiner Ersparnisse opfern müssen, sogar wenn er die Scheide des alten in Zahlung geben konnte. Seufzend machte er sich auf einen gesalzenen Preis gefasst und betrat die Werkstatt.
    Drinnen verbreitete das Schmiedefeuer der

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