Die Verbannung
heidnischen Gebrabbel auf!«
Dylan trat zwischen sie. Seine Geduld war endgültig erschöpft. »Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr das unterlassen würdet, solange ich im Haus bin.«
Ramsay musterte ihn unter halb geschlossenen Lidern hervor. »Habt Ihr noch andere Vorschläge, wie ich mich in meinem eigenen Haus verhalten soll?«
Dylan funkelte ihn böse an. Er wusste sehr wohl, dass er sowohl seinen Job als auch die äußerst widerwillig gewährte Gastfreundschaft aufs Spiel setzte, aber er konnte nicht tatenlos dabeistehen und zuschauen, wie Cait von Ramsay verprügelt wurde. »Nein, Sir. Aber ich bin dazu erzogen worden, Frauen zu achten, und ich muss Euch daher bitten, sie in meiner Gegenwart nicht mehr zu schlagen.« Er warf Cait einen verstohlenen Blick zu. Was er jetzt sagen musste, widerstrebte ihm zutiefst, aber er hatte keine andere Wahl, wenn er die Situation retten wollte. »Was Ihr tut, wenn ich nicht hier bin, geht mich nichts an, aber wenn ich mit ansehen muss, wie ein Mann eine wehrlose Frau schlägt, gebietet mir meine Ehre, ihr beizustehen.«
Ramsays Augen wurden schmal. »Ihr gehört doch hoffentlich nicht zu diesem verfluchten Puritanerpack, oder?«
Dylan blinzelte ihn an. »Och, nein. Ich bin ...« Er hielt inne und nestelte an seinem Hemd herum. Unter dem Leinenstoff konnte er das Kreuz aus Ebenholz und Silber ertasten, das um seinen Hals hing. Krampfhaft überlegte er, was er antworten sollte. Er war im methodistischen Glauben erzogen worden, aber diese Konfession existierte in diesem Jahrhundert nicht, und die Zeit in Glen Ciorram hatte ihn ohnehin weit von seinen religiösen Wurzeln entfernt. Er hatte auch keine Ahnung, welchem Glauben Ramsay anhing; er wusste nur, dass er Puritaner offenbar verabscheute. Also hielt er sich an das, was auch Cait von ihm dachte. »Ich bin Katholik.«
Ramsay grunzte. »Noch so ein verdammter Papist. Der Himmel bewahre mich vor den Rosenkranzrasslern!«
Obwohl der Zorn Dylan das Blut ins Gesicht trieb, bemühte er sich, seine Stimme möglichst gleichmütig klingen zu lassen. »Ich stehe zu meinem Wort, Sir, ich werde nicht zulassen, dass eine Frau in meiner Gegenwart geschlagen wird. Wenn Ihr das nicht akzeptieren könnt und mich wieder fortschickt, dann soll es so sein. Aber ich erinnere Euch daran, dass irgendwo in der Nähe ein Mörder lauern könnte.«
Sinann, die neben dem Lüster über ihren Köpfen schwebte, kommentierte trocken: »Er steht sogar direkt vor dir, du Lowlandbastard.«
»Ihr haltet nichts davon, Frauen zu schlagen?« Ramsay kicherte böse. »Gott steh Euch bei, falls Ihr jemals heiraten solltet. Eure Frau wird Euch bald auf der Nase herumtanzen, wenn Ihr nicht hart durchgreift.«
»Es soll auch Männer geben, die es nicht nötig haben, sich nur mit den Fäusten Respekt zu verschaffen«, flötete Sinann süß.
Dylan warf ihr einen strafenden Blick zu. Zum Glück konnte Ramsay sie nicht hören.
Der Hausherr glättete sein Hemd und stopfte es in den Hosenbund zurück, dann sagte er kalt: »Ich ziehe mich jetzt zurück. Sorg dafür, dass ich nicht gestört werde, Weib.«
»Ja, mein Gemahl.« Doch dann hob sie den Kopf. »Ich muss Mr. Mac a'Chlaidheimh im Gästezimmer unterbringen. In der Küche ist kein Platz mehr für eine Pritsche.«
Ramsay runzelte die Stirn und winkte lässig ab. »Kann man nicht ein paar Mehlsäcke zur Seite schieben oder so? Er könnte ja auch auf den Mehlsäcken schlafen.«
»In der Küche ist ohnehin kaum noch Platz, und außerdem leidet Nellie an einem leichten Fieber, sie könnte Mr. Mac a'Chlaidheimh anstecken. Ihr wollt doch sicher nicht, dass Euer Leibwächter gerade dann krank wird, wenn Ihr von einem Verrückten bedroht werdet.« Sie schöpfte kurz Atem. »Vielleicht sollte man Mr. Mac a'Chlaidheimhs Pritsche am besten in Eurem Zimmer aufstellen.«
Ramsay schnaubte verächtlich. »Das könnte dir so passen, was?«
»Ich hielt es für die beste Lösung, wo doch Euer Leben in Gefahr ist.«
»Nein, richte das Gästezimmer für ihn her. Das ist mein letztes Wort.« Er sagte es in einem Ton, als sei dies ursprünglich seine Idee gewesen, dann stieg er ohne ein Wort des Abschieds die Stufen zur Galerie hoch, ging sie entlang und erklomm die Treppe zum dritten Stockwerk. Dylan und Cait sahen ihm schweigend nach, ohne sich von der Stelle zu rühren.
Sowie Ramsay außer Sicht und die Schritte verklungen waren, beugte sich Dylan vor und streifte Caits Lippen mit den seinen. Sie erwiderte den Kuss hastig,
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