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Die Verbannung

Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cesare Pavese
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nannte es entschlossen beim Namen. Eines Tages war Barbariccia ihm außerhalb des Dorfes gefolgt, ohne ihn aus seinen roten Äugelchen zu lassen. Stefano war in Gaetanos Gesellschaf; und Barbariccia blieb stehen, sobald sie stehen blieben, und grinste, wenn sie ihn ansahen, aber alles in einem gewissen Abstand. Gaetano hatte ihm gesagt, er solle sich trollen.
    Stefano erinnerte sich an den Abend, als Barbariccia wieder zögernd und, ohne sich zu mucksen, vor seiner Tür stand; er schaute sich im Hof um und reichte ihm dann eine Hand, in der er einen zusammengelegten Briefumschlag hielt. Zwischen seinen schwarzen, harten Fingern leuchtete das Weiß des Papiers hervor. Als Stefano begriff, daß es sich um eine Botschaf handelte, schaute er den Bettler an, der seinen Blick mit starren, törichten Augen beantwortete.
    Dann las er, was mit Bleistif unordentlich auf ein kariertes Blättchen geschrieben stand:
    Es ist idiotisch, daß wir uns nicht sehen, worauf wir doch ein Recht haben (verbrenne trotzdem dieses Blatt lieber). Wenn auch du dir eine Bekanntschaf und eine freimütige Aussprache wünschst, gehe morgen gegen zehn Uhr auf der Bergstraße spazieren und setz dich auf das Mäuerchen an der letzten Kurve. Mit solidarischem Gruß.
    Barbariccia lachte, daß man sein Zahnfleisch sehen
    konnte. Ein paar Worte waren mit dem angefeuchteten Bleistif nachgefahren worden, und das ganze Blättchen schien Regen abbekommen zu haben. »Wer ist das denn?« sagte Stefano.
    »Sagt er es nicht?« fragte Barbariccia und reckte seinen Hals nach dem Blättchen. »Ihr Landsmann, der da oben wohnt, dorthin kommandiert.«
    Stefano las das Blatt noch einmal, um es sich einzuprägen. Dann nahm er ein Zündholz, steckte es an und hielt es zwischen seinen Fingern, bis er die Flamme spürte. Vor Barbariccias Gesicht, das sich wieder erhellte, ließ er dann das Papier fortfliegen und geschwärzt zu Boden sinken.
    »Sag ihm, ich sei krank«, sagte er schließlich und wühlte in seiner Tasche. »Und ich könne nicht über mich verfügen. Und hör auf meinen Rat: trag keine Briefe mehr aus. Ja? Sag ihm, daß ich ihn verbrannt habe.«
    Stefano hatte unsinnigerweise gehof, der Zettel käme von Concia, aber er hatte das Gefühl, selbst ihretwegen hätte er sich nicht gerührt, und in einem einzigen Augenblick hatte er sich selbst gesehen. Wie alles Schreckliche, das ihm zustieß, war auch dies zum Lachen. Und Stefano hatte seine eifersüchtig gehütete Einsamkeit wohlgelaunt Feigheit genannt. Dann hatte Verzweiflung ihn übermannt.
    Aber die Straße zum Hügel hinauf war er nicht mehr gegangen. Schon darum wanderte er jetzt, ohne stehen zu bleiben, Concias Straße entlang.
    Wer war das dort oben auf dem Hügel? Er war schon dort gewesen, ehe der Bettler seine Bestellung gemacht hatte. Zähneknirschend hatte Stefano mit Gaetano darüber gescherzt, der ihn unversehens an den Handgelenken gepackt hatte und sie wie in Handschellen festhielt.
    »Seien Sie vernünfig, Herr Ingenieur, sonst schicken wir Sie auch noch in Quarantäne.«
    Stefano hatte sich freigemacht und ihn spöttisch angeschaut. »Ihr Freund ist verrückt«, hatte er zu Vincenzo gesagt, der mit ihnen an der Ecke stehen geblieben war. »Catalanos Fall ist ihm zu Kopf gestiegen.« »Ich habe nicht von ihm gesprochen«, sagte Gaetano, und seine Augen wurden munter, »ich sagte, daß wir Sie dort hinauf auf den Hügel schicken.«
    »Wissen Sie nichts davon«, mischte sich Vincenzo ein,
»daß der Wachtmeister einen Kollegen von Ihnen in
das alte Dorf verwiesen hat?«
»Was?«
    »Je, das wissen Sie nicht?« sagte Gaetano. »Ein Taugenichts wurde hierher versetzt, um Ihnen Gesellschaf zu leisten. Das erste, was er tat, war, dem Wachtmeister eine aufwieglerische Rede zu halten. Und der Wachtmeister, der Sie gern mag, hat ihn angewiesen, sich im alten Dorf niederzulassen, damit seine Art hier nicht um sich greif. Hat er Ihnen das nicht gesagt?«
    Stefano schaute die beiden so düster an, daß Vincenzo fortfuhr: »Sie sind dem Wachtmeister sympathisch. Sie brauchen keine Angst zu haben. Wenn er Sie da hinaufgeschickt hätte, wären Sie jetzt schlechter dran. In den Gäßchen zwischen den Häusern dort oben kann man sich noch nicht einmal umdrehen.«
    Stefano fragte: »Wann war das?«
    »Vor acht Tagen.« »Ich habe nichts davon gewußt.«
    »Der ist nicht ganz richtig«, sagte Vincenzo, »ein Anarchist.«
    »Ein Narr«, sagte Gaetano. »So redet man doch nicht mit dem Wachtmeister. Mein Wort

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