Die Verbindung: Thriller (German Edition)
Volksrepublik? Er schaute Miles erwartungsvoll an. »Haben Sie den Zwanziger noch?«
Miles schüttelte den Kopf. »Ich bin kurz ins Epoca geflitzt, um einen Macchiato zu trinken, und hab bei der Gelegenheit eine Packung Marlboro gekauft.«
Das war nicht anders zu erwarten, dachte Carlyle. Das wäre für ihn auch viel zu unkompliziert gewesen, wenn Miles den verdammten Schein einfach behalten hätte. Zumindest dürfte er noch in der Kasse des Cafés sein, weil niemand sich zu dieser Zeit einen Zwanziger rausgeben lassen würde. Er schickte Burgess schnell los, um den Geldschein aus dem Epoca sicherzustellen. Da es nur zwanzig Meter weiter auf der anderen Straßenseite lag, würde sich der junge PC hoffentlich nicht verlaufen oder auf dem Weg überfallen, vergewaltigt oder anderweitig abgelenkt werden.
Carlyle sah zu, wie Burgess das Hotel verließ, und schaute sich noch einmal im Foyer um. Inzwischen war es ziemlich ruhig. Der Lärm aus der Light Bar war zu einem leisen Murmeln abgeklungen, und sogar die Partymäuse schienen Feierabend gemacht zu haben. »Okay«, sagte er, »gehen wir den Manager besuchen.«
Miles tanzte hinter seinem Schreibtisch hervor und führte Carlyle an dem Sofa, dem Pfeiler und diversen anderen Einrichtungsgegenständen vorbei. »Die Nachtmanagerin ist Anna Shue«, sagte er und wies mit einem Nicken zu einer müde aussehenden Brünetten in der Uniform des Hotels hinüber, die gerade aus einem Aufzug trat. Sie hatte ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, was sie ziemlich streng wirken ließ, und dass sie kein Make-up aufgelegt hatte – ein großes Plus nach Carlyles Meinung –, trug zu diesem Gesamteindruck bei.
»Na schön«, sagte Carlyle. »Sie bleiben hier. Sorgen Sie dafür, dass Brolin ebenfalls hier bleibt … und den Mund hält.« Er runzelte die Stirn. »Falls das hier tatsächlich ein Haufen Blödsinn ist, vergessen wir das Ganze, und Sie schulden mir einfach noch einen Gefallen.«
Miles machte einen dramatischen Schritt zurück und setzte sein höchst verdutztes Gesicht auf. » Noch einen Gefallen?«
»Ja, allerdings.«
»Und wenn es kein Blödsinn ist?«, fragte Miles.
»Dann geht es um viel mehr als einen Gefallen.«
Miles seufzte. »Ich verstehe.«
»Guter Mann! Das ist der richtige Geist.« Carlyle boxte ihn sanft gegen die Schulter. »Gehen Sie eine Zigarette rauchen. Falls ich nicht in fünf Minuten zurück bin, bedeutet das, dass wir einige formelle Interviews durchführen müssen.«
Anna Shue, die einen müden und gehetzten Eindruck machte, schien durch Carlyles plötzlichen Auftritt vor ihr nicht überrascht zu sein. Zweifellos hatte Miles ihr schon gesteckt, was sich da zusammenbraute. Es spielte zwar keine große Rolle, aber es ärgerte ihn trotzdem. Warum hatten die Leute solche Schwierigkeiten, den Mund zu halten? Dies war nur ein weiterer Beweis für Alex Miles’ Unzuverlässigkeit.
Nachdem er sich vorgestellt hatte, folgte Carlyle Shue zurück zum Empfang, der jetzt von einer jüngeren, hübscheren blonden Frau besetzt war. Shue sprach barsch in einer Sprache mit der jungen Frau, die nicht Englisch war, sondern stattdessen hätte Russisch, Polnisch oder gar Finnisch sein können. Die junge Frau verschwand umgehend und überließ der Nachtmanagerin den Computer, in den sie etwas über die Tastatur eingab. Sie starrte ein paar Sekunden lang auf den Bildschirm, nahm einen Telefonhörer in die Hand und tippte 329. Nachdem sie es gute fünfzehn Sekunden hatte klingeln lassen, legte sie den Hörer zurück und schaute Carlyle an.
»Hat sich niemand gemeldet?«
Sie nickte. »Wahrscheinlich schläft er.«
Carlyle runzelte die Stirn. Er ließ sich nicht gern für dumm verkaufen. »Wäre er nicht von dem Anruf geweckt worden?«
Darüber dachte Shue eine Sekunde nach. »Nicht, wenn er irgendwas genommen hat. Er könnte auch … beschäftigt sein.«
»Aber er hat allein eingecheckt?«
Shue warf wieder einen Blick auf den Bildschirm. »Ja.«
Carlyle wartete darauf, dass Shue noch etwas sagte, aber sie blieb einfach stehen und schwieg. »Und?«
Shue nahm Haltung an. »Nummer 329 ist registriert auf einen Mr Ian Blake. Er hat nur diese eine Nacht gebucht. Er hat gestern Abend um neunzehn Uhr fünfundzwanzig eingecheckt, hat sich um kurz nach einundzwanzig Uhr Champagner und etwas zu essen aufs Zimmer bringen lassen, wofür er unterschrieben hat. Er hat einen Weckruf für halb sieben morgen früh oder besser gesagt heute Morgen gebucht.«
Carlyle
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