Die Verbindung: Thriller (German Edition)
und jetzt musste er entscheiden, was er damit machen sollte.
Das war der Zeitpunkt, an dem Holyrods politische Kontakte ins Spiel kamen. Sein Schwager war ein gewisser Edgar Carlton, MP , Oppositionsführer und, wie man allgemein annahm, der nächste Premierminister. Nach einigen eingehenden Diskussionen mit seinen Meinungsforschern überredete Edgar seinen alten Kumpel, die Brocken hinzuwerfen und gegen den wahren Feind zu Felde zu ziehen – diese widerwärtigen Liberalen ohne Rückgrat, die Whitehall in den letzten Jahren übernommen hatten.
Nachdem Carlton ein paar Telefongespräche geführt, hier und da ein bisschen nachgeholfen und ein paar Peerswürden versprochen hatte, wurde Holyrod als seine Wahl für den Londoner Bürgermeister installiert. Nach einem Wahlkampf von sechs Monaten unter dem Parteislogan Frischer Wind, der frisch bleibt, gewann er mit überwältigender Mehrheit gegen die Amtsinhaberin, eine unendlich müde aussehende Frau, die den Eindruck erweckte, als könne sie gar nicht schnell genug abgelöst werden. Holyrod sah sie nur ein einziges Mal lachen, und das war am Abend der Wahl selbst, unmittelbar nachdem bekannt gegeben worden war, dass sie verloren hatte.
Der allgemeinen Weisheit zufolge waren die ersten hundert Tage für jeden neu gewählten Beamten von entscheidender Bedeutung. Das ist die Zeit, in der der neue Besen gut kehrt und man sich einen Namen machen konnte. Danach geht es nur noch bergab. Holyrod ging jeden Tag mit dem quälenden Gefühl zur Arbeit, dass er irgendetwas Bedeutsames tun müsse. Was das jedoch sein sollte, wusste er nicht. In der Zwischenzeit wuchs sein Beliebtheitsgrad immer mehr, je weniger er tat, und je höher seine Werte bei den Meinungsumfragen stiegen, desto eher wurde er als Musterbeispiel für Edgar Carltons erste nationale Regierung angesehen, die kurz bevorstand. Während die Unterhauswahlen bedrohlich näher rückten, war es Holyrods Job, den lebenden, atmenden Beweis anzutreten, dass die Partei fähig war, die Regierung anzutreten.
Als der Kameramann die Compact Disc aus seiner Kamera genommen hatte und sein Stativ auseinandernahm, schlenderte Carlyle auf Rosanna Snowdon zu.
Snowdon sah ihn mit einem ironischen Lächeln näher kommen. »Sie möchten nicht auch von uns interviewt werden, Inspector, oder?«
Carlyle hob abwehrend die Hände. »Nein, nein«, sagte er. »Nicht mein Ding.« So verstohlen wie möglich atmete er ihr luxuriöses Parfum ein. »Das überlasse ich andern.«
»Sehr klug.«
»Ich habe mich nur gefragt«, erkundigte sich Carlyle so beiläufig wie möglich, »welche Verbindung zwischen Mr Blake und dem Bürgermeister bestehen könnte.«
»Das ist keine große Sache«, sagte Snowdon, die ihr Notizbuch in eine riesige Handtasche steckte und ein mit Diamanten besetztes Handy hervorzog. »Sie kennen sich von der Universität. Nur ein unwichtiges Detail und daher nichts, was euch in diesem Stadium notwendigerweise hätte auffallen müssen.«
»Und wie haben Sie davon erfahren?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Das ist eins der Dinge, die man weiß.«
Carlyle überlegte, ob er sie danach fragen solle, dass das Büro des Bürgermeisters die Dienste von Alethia, Blakes PR-Firma, in Anspruch nehme, entschied sich aber dagegen. »Wird das Teil Ihrer Geschichte sein?«
»Das bezweifle ich. Ich hab mich gefragt, ob es ihr etwas Farbe verleihen könne, aber vielleicht eher nicht. Es ist ein bisschen bemüht, und vermutlich gibt man mir ohnehin nicht annähernd genug Zeit, es reinzuquetschen.« Sie ergriff die Schlaufen ihrer Tasche und hängte sie sich über die Schulter, bevor sie die Hand ausstreckte. »War nett, mit Ihnen zu plaudern, Inspector«, sagte sie, während sie mit ihrer anderen Hand eine Nummer auf ihrem Handy wählte, »aber ich muss so schnell wie möglich zurück in den Schneideraum. Ich hoffe, Ihnen gefällt der Bericht.«
Bevor Carlyle eine Chance hatte, ihr zu antworten, war sie aufgebrochen, sprach bereits in ihr Telefon und hinterließ nur einen schwachen Hauch von Parfum in ihrem Windschatten.
Fünfzehn
Carlyle saß auf einem sehr schönen cremefarbenen Sofa im Wohnzimmer von Ian Blakes kleinem, aber perfekt präsentablem Zweizimmer-Apartment in Lennox Gardens in Chelsea. Es lag in einer der teuersten Wohngegenden der Stadt nur ungefähr eine Meile von dem Punkt entfernt, wo Carlyle geboren worden war. Das Apartment war kleiner als Carlyles derzeitige Wohnung, aber es war locker doppelt oder sogar dreimal so
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