Die Verbindung: Thriller (German Edition)
durch, um ihre Schreibweise zu überprüfen. Er stöhnte, als er feststellte, dass er bei Dellal ein l übersehen hatte. Rasch tippte er die richtige Schreibweise ins Suchfeld der Datenbank und drückte die Returntaste. Er war immer noch dabei, seine Nachlässigkeit zu verwünschen, als es vor ihm auftauchte:
Dellal, George Edward Hazlett
Geb. am: 16.9.63
Gest. am: 12.02.10
Todesursache: mehrere Stichwunden
Ermittlungsbeamter: S. Sparrow
Status: OFFEN
»Verdammter Sam Sparrow«, sagte Carlyle und lächelte.
Inspector Sam Sparrows Schreibtisch stand in der Polizeistation Enfield in Nord-London. Er war ein unkomplizierter, sachlicher Polizist, der vielleicht fünf oder sechs Jahre jünger als Carlyle war und genauso viele Empfehlungen hatte wie dieser und eindeutig bessere Berufsaussichten. Die beiden Männer hatten in den späten Neunzigerjahren zusammengearbeitet, als Sparrow eine Untersuchung gegen türkische Drogenhändler im Stadtteil Wood Green in Nord-London durchführte.Nachdem die Türken damit begonnen hatten, in das Gebiet ihrer Rivalen im Osten einzudringen, wurde Carlyle, der zu jener Zeit in Bethnal Green stationiert war, in etwas hineingezogen, was sich zu einer brutalen und blutigen Schlacht auswuchs, in deren Verlauf in beiden Stadtvierteln wahllos Leichenteile verstreut wurden. Mit Sparrow ließ sich sehr gut arbeiten, und am Ende einer sechsmonatigen Ochsentour hatte Carlyle sich eine Empfehlung und eine Beförderung verdient. Eine Zeit lang hatte er eine Glückssträhne. Es machte sogar den Eindruck, als ob all seine »beruflichen Probleme« endlich aus der Welt geschafft sein könnten. Ein anschließender Zusammenstoß mit einem besonders dämlichen Superintendenten machte diese Hoffnung schnell wieder zunichte, aber jene Zeit war immer noch die erfolgreichste Periode, die Carlyle bei der Polizei verbracht hatte, und er dachte gerne daran zurück.
Er rief Sparrows Handynummer an und hörte dem Rufzeichen zu.
»Ja?«, ertönte eine schroffe Stimme.
»Sam?«
»Ja.« Da waren Stimmen im Hintergrund: Kinder, vielleicht ein Fernseher.
»Hier ist John Carlyle. Tut mir leid, dass ich dich zu Hause belästige.«
»Kein Problem. Wie geht’s dir?« Sparrow klang müde, nicht bei der Sache.
»Prima. Und dir?«
»Ganz gut. Was kann ich für dich tun?«
Carlyle konnte spüren, dass es kein guter Moment war, und kam deshalb gleich zur Sache. »George Dellal.«
Sparrow wartete auf mehr. Als nichts kam, fragte er: »Was ist mit ihm?«
»Ich hab vielleicht einen ähnlichen Fall.«
»Ach ja?« Sparrow gab nicht zu erkennen, in irgendeiner Weise interessiert zu sein.
»Ja … diese Blake-Geschichte?«
»Entschuldigung«, sagte Sparrow müde, »ich hab die letzten paar Tage freigenommen. Die Schwiegermutter war im Krankenhaus. Familiendrama.«
»Das tut mir leid.«
»Mach dir nichts draus«, sagte Sparrow mit dem Unterton eines Mannes, der lieber in dem Scheiß anderer Leute herumstochern würde, als sich um seinen eigenen zu kümmern. »Diese Sachen passieren. Was ist die Blake-Geschichte?«
Carlyle wollte undeutlich bleiben und auf Nummer sicher gehen. »Im Grunde ist es auch jemand, der mit einem Messer umgebracht wurde. Wie sieht der Hintergrund im Fall Dellal aus?«
Carlyle hörte zu, wie Sparrow in das Telefon atmete, während er sein Familiendrama einen Moment beiseiteräumte und langsam die wesentlichen Details jenes früheren Falls aus den Tiefen seines Gedächtnisses ans Licht zu holen. »George Dellal. Tot in seiner Wohnung aufgefunden. Den Nachbarn ist der Geruch aufgefallen. Es war eine ziemliche Sauerei.« Sparrow machte eine Pause, als wüsste er nicht, was er noch sagen sollte.
Carlyle half ihm sanft auf die Sprünge. »Ich erinnere mich nicht, etwas darüber in den Zeitungen gelesen zu haben.«
»Wir haben keine große Sache daraus gemacht. Es ist nur in der Lokalzeitung und im Standard mit einem Einspalter darüber berichtet worden. Seitdem ist nichts mehr passiert. Erfreulicherweise wollte die Familie nicht viel Aufhebens daraus in der Presse machen.«
Wieder hörte Sparrow abrupt auf. Carlyle wusste, dass es nicht besonders gut aussehen konnte, wenn der Fall immer noch ungelöst war. Er wollte es Sparrow nicht unter die Nase reiben – niemand wollte mit der kleinen Zahl von Morden in Verbindung gebracht werden, die nicht aufgeklärt wurden –, aber er wollte ihm entlocken, was möglich war. »Wie sieht es derzeit aus?«, fragte er.
»Keine Waffe. Keine Hinweise. Wir
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