Die Verbindung: Thriller (German Edition)
wir am Ende doch mit ihren Stimmen rechnen.«
Einundzwanzig
Man hätte Clement Hawley als Renaissancemenschen für das frühe 21. Jahrhundert bezeichnen können. Er war Makler in der unter hohem Druck stehenden Welt der Londoner Geldmärkte und betrieb außerdem noch einen lukrativen Nebenjob in Partydrogen. Dies erlaubte ihm, seine beträchtlichen sozialen und Marketing-Kompetenzen einzusetzen, während er die Synergien ausnutzte, die zwischen diesen beiden Jobs bestanden. Die Jungs in der City wollten Geld machen und sich Drogen reinpfeifen, oft in großen Mengen und zur gleichen Zeit, während Clement zur Hand war, um das Seine dazu beizutragen, dass eine oder beide dieser Bestrebungen ermöglicht werden konnten.
Der junge Meister Hawley war mehr als fünfzehn Jahre zuvor aus der Sir John Lydon Imperial Grammar School for Boys in Canterbury herausgestolpert und eine Zeit lang an den Stränden Thailands und Goas entlanggewandert, bevor er in Londons boomenden Bankensektor hineinschlenderte. Dort, in der strahlenden, glänzenden, unvoreingenommenen, ultrakurzfristigen, scheiß-auf-alles-und-dann-scheiß-noch-mal-drauf-Welt der Hochfinanz, fand er sein Metier im Devisenhandel. Er richtete sich eine Nische in obskuren Währungen wie der türkischen Lira, dem libanesischen Pfund und dem israelischen Schekel ein. Sie neigten dazu, nach jeder Autobombe und jedem Luftangriff im Nahen Osten, von denen es natürlich jede Menge gab, wie wild gegen die größeren Währungen – nämlich den US -Dollar, das britische Pfund und den Euro – zu rotieren. Es spielte keine Rolle, was anstieg oder runterging, solange die Dinge in Bewegung blieben, konntest du handeln. Wenn du handeln konntest, konntest du einen Profit machen, was gut für deinen Bonus am Ende des Jahres war, oder einen Verlust, der das Geld von jemand anderem betraf.
Mit dem Devisenhandel ließ sich eine hübsche kleine Menge Geld verdienen, aber er war nicht auch nur annähernd so profitabel wie die Drogen, die Hawley nebenbei verkaufte. Es war ein unkompliziertes Geschäft, bei dem er zwischen sechzig und hundert gelegentliche User innerhalb seines erweiterten Bekanntenkreises im Wesentlichen mit Gras, Ecstasy und Kokain versorgte. Clement hielt gewisse Standards ein: Er verkaufte kein Crack, die Lieblingsdroge der wahrhaft Degenerierten, und er verkaufte nichts an Leute, die er nicht kannte oder die ohne persönliche Empfehlung eines existierenden Kunden an seinen Tisch traten. Ohne dass er also auch noch dem letzten Pfund hinterherlief, war es eine sehr einträgliche Sache, und Clement machte damit bequem dreihunderttausend Pfund im Jahr. Wenn man das zu dem Geld aus dem Devisenhandel hinzurechnete, schob diese Nebenbeschäftigung sein Gesamteinkommen in Richtung einer halben Million.
Es gab Dutzende von Dealern wie Clement in London. Für die Polizei waren die meisten eine nützliche Quelle von Informationen, Leute, mit denen man sich unterhielt, anstatt ihnen den Laden zu schließen. Sie zu verhaften war sinnlos, weil immer jemand anders bereit war, die Lücke zu füllen. Es war besser, sich ihrer zu bedienen, solange sie auf der Straße waren.
Clement war nur zweimal festgenommen worden, einmal wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses und das zweite Mal wegen Drogenbesitzes. Beim ersten Mal vor drei Jahren war er nach Charing Cross gebracht worden, wo Carlyle ihn nach einer kurzen, aber freimütigen Unterhaltung über das Ecstasy im Wert von sechs Riesen in seinen Hosentaschen ohne Anklageerhebung – aber auch ohne Drogen – entlassen hatte. Als er zum zweiten Mal acht Monate später in Camden Town verhaftet wurde, verzichtete Clement auf sein Recht, einen Anruf zu machen, und fragte direkt nach Inspector Carlyle. Alles in allem hatte Carlyle den Eindruck, dass er eine Menge Kredit in Hawleys Bank angesammelt hatte, und jetzt war es an der Zeit, etwas davon abzuheben.
Hawleys normales Revier war die Brick Lane mitten in einem heruntergekommenen Viertel im Londoner East End, unmittelbar östlich von Spitalfields Market und weniger als fünf Minuten zu Fuß vom Büro der australischen Bank in der Liverpool Street, für die er arbeitete. Es war einer der ärmsten Bezirke im ganzen Land und historisch dafür berühmt, dass dort nacheinander verschiedene Wellen von Einwanderern ein Zuhause gefunden hatten:die Hugenotten, die Iren und die Juden. Er errang eine kleine, aber wichtige Erwähnung in der britischen Geschichte des 20. Jahrhunderts mit der
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