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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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Antiquitäten interessiert sind.«
    »Und Sie kennen diesen Mann.«
    »Ja«, sagte Batügüls Vater tonlos. »Es ist lange her. Sehr lange.«
    »Wie heißt er?«
    »Hakim Akhun.«
    Li Yandao atmete auf. Er hatte das lose Ende des Fadens in der Hand, der ihn zu dem Mörder führen konnte. Sein Instinkt sagte ihm, dass der Schmuggel mit Altertümern der Schlüssel zu dem Mord an Yakub Siddiq war. Und Marion besaß möglicherweise das Beweisstück.
    »Wo ist Hakim Akhun jetzt?«
    »Er arbeitet als Fremdenführer bei den Melikawat-Ruinen, ungefähr fünfundzwanzig Kilometer südlich von Khotan. Wo er wohnt, weiß ich nicht.«
    * * *
    Am Vormittag des nächsten Tages saß Yandao müßig auf der Veranda, als aus der Küche ein ärgerlicher Ausruf erklang; Sekunden später rannte Negat aus der Tür. Der Kleine stolperte über eine Teppichkante und schlug der Länge nach hin. Nach einer Schrecksekunde fing er an zu schreien wie am Spieß. Li Yandao sprang auf und eilte zu dem Jungen. Besorgt zog er das weinende Kind auf seinen Schoß und wiegte es hin und her. Negat hatte sich nur das Knie aufgeschlagen und beruhigte sich schnell. Li Yandao wischte ihm die Nase sauber.
    »Ist alles wieder gut?«
    »Jaahaa«, greinte der Junge und klammerte sich an ihn. Dann lächelte er unter Tränen und öffnete seine kleine Faust, in der zwei Kekse lagen. »Einer ist für dich, Onkel Yandao.«
    Li Yandao nahm gerührt einen der Kekse. Negat krabbelte von seinem Schoß und lief davon. Li Yandao drehte sich um. Hinter ihm standen Batügül und ihre Mutter, die Arme in die Hüften gestemmt.
    »Teufelsbraten«, murmelte Batügüls Mutter und ging wieder in die Küche. Batügül hockte sich neben Li Yandao.
    »Du bist traurig«, sagte sie. »Möchtest du mir erzählen, warum? Ich habe es den ganzen Vormittag bemerkt.«
    »Wie alt ist dein Sohn?«, fragte er ausweichend.
    »Er ist vorletzte Woche fünf geworden.«
    »Fünf …« Li Yandao fixierte seine Schuhspitzen. »Meine Tochter ist neun«, sagte er so leise, dass Batügül ihn kaum verstand. Sie war überrascht, ließ es sich aber nicht anmerken.
    »Sie heißt Wen’ai. Ich habe sie seit sechs Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Oh.« Batügül wusste nicht, was sie sagen sollte, aber Li Yandao sprach bereits weiter. Nach all den Jahren tat es gut, mit jemandem über sein verpfuschtes Leben zu reden.
    »Wen’ai lebt mit ihrer Mutter in Xi’an. Das letzte Mal habe ich vor drei Jahren mit ihr gesprochen, als meine Ex-Frau anrief, um mir mitzuteilen, dass sie den Kontakt abbrechen wolle. Sie hatte wieder geheiratet, und unsere Tochter solle sich an ihren neuen Papa gewöhnen. Ich habe zugestimmt, weil ich dachte, dass es für Wen’ai das Beste ist. Vielleicht war es falsch. Für mich war es ganz sicher nicht das Beste.«
    »Bist du deshalb von Xi’an nach Kashgar gezogen?«
    »Nein. Ich hatte eine Meinungsverschiedenheit mit meinen Vorgesetzten in Xi’an.«
    »Meinungsverschiedenheit? Du darfst wahrscheinlich nicht darüber sprechen.«
    »Es wäre besser, wenn ich den Mund hielte. Es wäre besser gewesen, wenn ich den Mund von Anfang an gehalten hätte. Aber nun ist es sowieso zu spät. Du weißt ja, dass seit einigen Jahren verstärkt gegen Korruption vorgegangen wird, und ich dachte damals, es wäre der richtige Zeitpunkt, den Dreck vor der eigenen Tür fortzukehren, äußerst vorsichtig natürlich. Nun, ich war nicht vorsichtig genug, mehr möchte ich dazu nicht sagen. Man hat sich umgesehen, und Xinjiang erschien meinen Vorgesetzten als der ideale Ort, mich loszuwerden, ohne sich selbst bloßzustellen. Es bedeutete leider auch, dass ich vom chinesischen Zentralbüro von Interpol zum Büro für Öffentliche Sicherheit versetzt wurde, auch wenn mein Rang höher ist, damit ich mich nicht beschweren kann.«
    »Deine Familie ist nicht mit dir gegangen?«
    »Sie sollten mir wenige Monate später folgen, aber meine Frau entschied sich letztendlich dagegen, weil sie ihren guten Arbeitsplatz nicht aufgeben wollte. Ich glaube auch, dass Xinjiang ihr Angst gemacht hat. Sie hat mich einmal besucht, aber Kashgar gefiel ihr nicht. Nachdem ich schon zwei Jahre im Westen war, haben wir uns scheiden lassen.«
    »Das ist eine schlimme Geschichte.«
    »Ich habe mich damit abgefunden.«
    »Es macht einen großen Unterschied, sich mit etwas abzufinden oder glücklich zu sein. Möchtest du denn nach Xi’an zurück?«
    »Manchmal denke ich, es wäre schön, in meine Heimatstadt zurückzukehren, die alten

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