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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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meiste mitgenommen«, fuhr Akhun fort.
    »Von Hedin habe ich gehört, aber wer ist Aurel Stein?«
    »Eine Art moderner Grabräuber, zumindest nach chinesischer Auffassung. Die Engländer sahen es ganz anders und haben ihn zum Ritter geschlagen: Sir Aurel Stein. Er hat um 1900 mehrere Forschungsreisen in Xinjiang unternommen und von jeder seiner Expeditionen ganze Karawanenladungen uralter Manuskripte, Statuen und Fresken nach Europa verschleppt.«
    »Alles kann er nicht mitgenommen haben. Ich habe gehört, dass die Bewohner eines Dorfes bei der alten Stadt Khotan oft antike Sachen finden, sogar goldenen Schmuck.«
    Akhun kniff die Augen zusammen.
    »Sie zeigen viel Interesse an den Ausgrabungen. Warum sind Sie hier?«, fragte er argwöhnisch.
    Li Yandao zuckte vage mit den Schultern. »Die Liebhaberei eines Laien, würde ich sagen.«
    Akhuns Handy klingelte. Er entschuldigte sich und entfernte sich außer Hörweite. Als er zurückkehrte, hatte sich seine Laune geändert, und er klopfte Li Yandao jovial auf die Schulter.
    »Kommen Sie, es gibt noch viel zu sehen.«
    Sie kletterten wieder auf das Pferdefuhrwerk und setzten ihre Tour durch die Ruinen fort. Nach einer Stunde schlugen sie den Rückweg ein, ohne dass der Uighure einen Fehler gemacht hatte, sosehr Li Yandao auch bohrte. Hakim Akhun hatte einen leichten Ton angeschlagen und erwies sich als fachkundig, aber Li Yandao merkte, dass der Mann auf der Hut war. In Khotan würde er Weidian sofort um alle verfügbaren Informationen über Hakim Akhun bitten und ihn beschatten lassen.

    Es hatte eine kleine Ewigkeit gedauert, bis er die Hügelkuppe erreichte, und Li Yandao gab ungeduldig Gas, als er endlich die Sandpiste auf der anderen Seite hinabfahren konnte. Am Ende der abschüssigen Piste beschrieb der Weg eine enge Linkskurve. Er trat auf die Bremse.
    Nichts passierte. Das Auto raste immer schneller bergab, die Kurve kam näher, und die Bremse reagierte immer noch nicht. Er hielt das Lenkrad verkrampft fest, während er in halsbrecherischem Tempo um die Kurve schlitterte. Sand wirbelte auf, aber wie durch ein Wunder blieb der Wagen auf der Piste. Li Yandao kämpfte immer noch mit zusammengebissenen Zähnen um die Kontrolle über sein Auto, als ein alter Mann mit einem Esel in seinem Blickfeld auftauchte. Er riss das Steuer herum, um dem Mann auszuweichen. Der Wagen brach aus und raste auf den Hang zu. Die nächsten Sekunden waren ein Inferno aus Lärm und Staub, dann kam das Auto mit der Schnauze zum Himmel gewandt zum Stehen.
    Nachdem sich der Staub gesenkt hatte, legte sich eine Hand auf Li Yandaos Schulter. Er blickte auf und sah dicht vor sich das schockierte Gesicht des alten Uighuren.
    »Alles in Ordnung?«
    Li Yandao nickte und tastete nach dem Türgriff. Die Tür gab nach, und er kletterte zitternd aus dem Wagen. Soweit er es beurteilen konnte, hatte er keine Verletzungen; sein Auto sah schlimmer aus. Der Schwung hatte es einige Meter den Hang hinaufgetrieben, wobei es gegen einen großen Stein geprallt war. Die Motorhaube war eingedrückt, der Kotflügel lag unten auf der Piste, und der senfgelbe Lack war an einigen Stellen so stark abgeschürft, dass Li Yandao die anderen Farbschichten sehen konnte. Das Auto war im Laufe seines Lebens beige, rot und blau gewesen.
    »Habe ich Sie erwischt?«, fragte er den Alten, der mit offenem Mund das Autowrack anstarrte.
    »Nein, aber es war knapp. Warum sind Sie so schnell gefahren?«
    »Die Bremsen haben versagt.«
    »Allah! Da lobe ich mir meinen Esel.«
    Die Vorteile von Eseln sind nicht von der Hand zu weisen, dachte Li Yandao säuerlich.
    »Wo ist das Tier?«
    Der alte Mann zeigte den Hügel hinauf und feixte.
    »Ich habe ihn noch nie so rennen sehen.«
    »Kann ich Ihnen beim Einfangen helfen?«
    »Ach was. Der weiß, wo sein Futter auf ihn wartet. Aber was ist mit Ihnen? Brauchen Sie Hilfe?«
    »Nein, ich komme zurecht.«
    »Gut, dann gehe ich jetzt. Salaam aleikum. «
    »Aleikum assalaam.«

    Der alte Mann entfernte sich, und Li Yandao zog sein mobiles Telefon aus der Tasche. Nach zweimaligem Klingeln wurde auf der anderen Seite abgenommen.
    »Kommissar Wei Weidian.«
    »Weidian, ich bin es, Li Yandao. Schick mir bitte jemanden, der meinen Wagen zur nächsten Werkstatt schleppt.«
    »Wo bist du?«
    »Auf der Straße nach Melikawat. Bis gleich.«
    Li Yandao unterbrach die Verbindung, bevor Wei Weidian Fragen stellen konnte.
    * * *
    Die weichen Sessel, die liebevoll gepflegten Topfpflanzen und ein

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