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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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Idee hatte, wie sie in die Tat umzusetzen wären.
    Resigniert warf Marion kleine Steinchen durch das Loch nach oben und lauschte auf das leise Klackern, wenn sie auf dem Boden aufkamen.
    Kurz darauf setzte sie ihre rastlose Wanderung fort und versuchte, an etwas anderes zu denken, ohne dabei allzu häufig das heikle Thema rund um einen gewissen Mann in Kashgar zu streifen. Was sich als unmöglich herausstellte.
    Endlich ging die Sonne auf. Die Wärme kehrte in die Welt zurück und weckte Marions Lebensgeister. Nachdem sie noch eine Stunde gewartet hatte, hörte sie das Kratzen eines Besens, der gleichmäßig über den Weg geschwungen wurde. Sie rief um Hilfe, so laut sie konnte.
    * * *
    Beim Hotel angekommen, hinkte Marion schnell über den Vorplatz zu dem muslimischen Restaurant im linken Flügel und schlüpfte durch die Tür. Sie vermied den Haupteingang, weil die Möglichkeit bestand, dass der Russe und sein Partner in der Eingangshalle auf sie warteten. Im Flur vor dem Schlafsaal konnten sie nicht sein, da es auffallen würde, wenn sie sich dort längere Zeit aufhielten. Marion hoffte, dass die beiden nichts von der zum Restaurant führenden Sperrholztür wussten.
    Dem Pfeil zu den Toiletten im ersten Stock folgend, ging sie durch das leere Restaurant. Eine Uighurin mit einem buntgeblümten Kopftuch und schwarz-weiß gemusterter Strickjacke wischte den Fußboden und schenkte Marion keinerlei Beachtung. Marion betrat den Waschraum und ließ lauwarmes Wasser über ihre Hände fließen. Obwohl sie übermüdet war, sah ihr Gesicht besser aus als in den Tagen zuvor. Der Bluterguss am Kinn war endlich vollständig verschwunden, und auch die Narbe auf der Stirn wurde blasser. Marion lächelte ihr Spiegelbild an, um sich Mut zu machen. Die Angst hatte sich zu einem hartnäckigen Klumpen in ihrem Bauch zusammengezogen, der schwer zu ignorieren war, aber sie war stur und würde nicht klein beigeben. Sie war zurück auf der Bühne – und sie würde ihre Rolle selbst bestimmen. Hoffentlich überschätzte sie sich nicht.
    Die Sperrholztür krachte in den Angeln, aber wie erwartet war der Flur menschenleer. Robert riss die Tür des Schlafsaals schon beim ersten Klopfen auf und zog Marion hinein.
    »Da bist du ja endlich!«, sagte er sichtlich erleichtert. »Was ist passiert?«
    Jenny lehnte am Fenster. »Greg hat sich vor fünf Minuten auf den Weg zur Polizei gemacht«, sagte sie mit leichtem Vorwurf in der Stimme. »Warum hast du uns nicht Bescheid gesagt, dass du woanders schläfst? Wir haben uns Sorgen gemacht, als wir eben beim Aufwachen feststellten, dass du nicht zurückgekommen bist.«
    »Ich erzähle euch gleich alles, aber vorher muss jemand Greg aufhalten. Es ist besser, wenn die Polizei nichts von meinem Verschwinden mitbekommt.«
    »Okay.« Robert war schon halb aus der Tür, als Jenny ihn zurückrief und mit ihrem Handy winkte.
    »Das können wir einfacher haben«, sagte sie und tippte eine Nummer ein.

    Sobald Greg zurück war, schilderte Marion ohne Beschönigungen ihre Odyssee von der Grube in Kashgar bis zu der Grube in Yar-Khoto.
    »Dieser Russe hat eine Art zu sprechen, die mir eine Gänsehaut den Rücken hinunterjagt«, schloss sie.
    »Zu Recht«, sagte Robert. Er war ungewöhnlich ernst. »Du hast dich in eine gefährliche Lage gebracht.«
    »Mit eurer Hilfe kann ich mich vielleicht wieder hinauswinden. Wenn es euch nicht zu riskant ist«, sagte Marion kleinlaut.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich da hineinziehen lassen will. Aber bevor ich ablehne, solltest du uns deinen Plan erklären«, sagte Greg.
    »Kannst du uns die Figur zeigen?«, unterbrach Jenny.
    Marion hatte diese Frage befürchtet. Da sie das Pferd bisher niemandem gegenüber erwähnt hatte, war sie auch nicht in die Verlegenheit gekommen, es aus seinem sicheren Versteck hervorzuholen. Und sie wollte es auch nicht. Aber konnte sie Jenny den Wunsch abschlagen? Sie war immerhin im Begriff, die drei in eine Situation zu verwickeln, die leicht außer Kontrolle geraten konnte, und sie hatten ein Recht, es zu sehen.
    Widerstrebend tastete Marion nach dem Reißverschluss ihrer Jacke, doch dann ließ sie, wie von einer mysteriösen Kraft beherrscht, die Hand wieder sinken. Sie durfte ihnen das Jadepferd nicht zeigen.
    »Nein«, sagte sie fest. »Es ist besser, wenn ihr die Figur nicht seht. Fragt mich bitte nicht, warum. Es ist einfach so.«
    »Hast du Angst, dass wir sie dir wegnehmen?«, fragte Jenny scherzhaft.
    »Unsinn«, wehrte Marion

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