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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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ein bisschen Schlaf nachzuholen.
    Eine Stunde später klopften ihre drei Komplizen sie wach. Sie hatten blendende Laune – offenbar hatte die Abenteuerlust über ihre Zweifel gesiegt.
    »Wir haben alles«, sagte Jenny und warf Marion eine Plastiktüte zu.
    »Auch das Zugticket?«
    »Auch das Zugticket. Hartsitzer nach Lanzhou, fünfundzwanzig Stunden. Ich habe leider keinen Fahrschein für den Liegewagen bekommen. Spätestens um achtzehn Uhr musst du in Daheyan am Bahnhof sein. Du kannst mit einem Minibus dorthin fahren.«
    »Ich werde ein Taxi nehmen. Es sind nur sechzig Kilometer.«
    »Das würde ich an deiner Stelle auch tun. Sind die Sachen richtig?«
    Marion inspizierte den Inhalt der Tüte.
    »Goldrichtig«, sagte sie und zog ein schwarzes Kopftuch und eine zusammengefaltete karierte Plastiktasche heraus. Sie schüttelte die Tasche aus und hielt sie am ausgestreckten Arm vor sich. »Die sollte groß genug sein.«
    Danach förderte sie eine rote Keksschachtel und einen dicken schwarzen Filzstift zu Tage. Sofort begann sie, die etwa fünfzehn mal fünfzehn Zentimeter große Keksschachtel mit dem Filzstift zu bearbeiten. Nachdem sie ihr Werk beendet hatte, sah sie sich die Schachtel kritisch an. Sie hatte fast die gesamte Oberfläche mit großzügigen Strichen schwarz übermalt, so dass die rote Grundfarbe nur wenig zwischen den Strichen hervorschimmerte. Sie gab Jenny das Päckchen und bat sie, zur anderen Seite des Raums zu gehen. Es sollte reichen. Wenn sie die Kekspackung schnell genug bewegte, konnte man sie von weitem für das antike Kästchen halten. Die Männer würden sehen, was sie sehen wollten.

    Als Marion, Greg und Robert wenig später durch die Hotellobby gingen, warfen die Männer verstohlene Blicke zur Sitzecke. Sie erkannten Marions Verfolger dank ihrer treffenden Beschreibung sofort. Neben ihm saß tatsächlich der große Uighure mit den welligen Haaren. Vor dem Hotel wandten sie sich nach rechts und gingen unter dem verblichenen Laub der Weinreben, die im Sommer die Einwohner vor der Hitze schützten, in Richtung der Innenstadt. Gregs Handy klingelte.
    Nach dem kurzen Gespräch sagte er zu Marion: »Der große Uighure ist uns auf den Fersen. Jenny folgt ihm und ruft wieder an, wenn er im Postamt ist.«
    Die drei setzten ihren Weg fort, bis sie beim Postamt in der Lao Zu’en Lu ankamen. Sie blieben stehen. Greg rauchte eine Zigarette, um Zeit zu schinden – sie wollten sichergehen, dass ihr Verfolger sie beim Betreten der Post sah. Dann gingen sie hinein. Der Raum war voller Menschen. Marion kaufte am Paketschalter einen kleinen Pappkarton mit dem Aufdruck der chinesischen Post. Gregs Telefon klingelte erneut.
    »Er ist drin«, sagte Jenny am anderen Ende. »Ich stehe an der Auslage für die Sammlerbriefmarken und kann alles gut sehen. Der Mann hat sich in die lange Schlange vor dem Schalter eingereiht und starrt die ganze Zeit zu euch rüber. Er ist etwa zehn oder zwölf Meter entfernt.«
    Marion sah Greg fragend an.
    Er nickte bestätigend. »Ab geht die Post.«
    Marion holte die Keksschachtel aus ihrer Umhängetasche und achtete darauf, dass sie für kurze Zeit gut zu sehen war, bevor sie die Schachtel in den Postkarton legte. Die Beamtin hinter dem Schalter warf einen gleichgültigen Blick hinein und kümmerte sich dann um einen neu hinzugetretenen Kunden. Marion verklebte das kleine Paket sorgfältig, dann ging sie zu einem Tisch und übertrug mühsam eine chinesische Adresse auf ein Formblatt. Als sie beinahe fertig war, verschrieb sie sich absichtlich, riss das Formular in zwei Hälften und ließ es auf dem Tisch liegen. Sie begann von neuem. Greg und Robert standen dicht neben ihr. Robert hielt das Paket fest.
    Marion klebte den ausgefüllten Zettel auf das Paket, ging zum Schalter und bezahlte. Die Beamtin nahm den Pappkarton entgegen und warf ihn in einen großen Sack hinter sich. Niemand konnte ihn dort ungesehen entwenden. Die drei verließen das Postamt, ohne Jenny oder den Uighuren anzusehen.

    Jenny kam eine Viertelstunde nach den anderen im Schlafsaal an. »Es hat wunderbar funktioniert«, berichtete sie. »Als du das Kästchen hochgehalten hast, wollte der Kerl sich am liebsten auf euch stürzen. Ihr wart kaum aus der Tür, als er sich das zerrissene Blatt von dem Tisch schnappte. Wenn mich nicht alles täuscht, haben seine Hände gezittert. Wem hast du die Kekse denn geschickt?«
    »Dem Kommissar in Kashgar. Ich wollte sie eigentlich an eine Fantasieadresse in Thailand

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