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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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ab, »wenn ich euch nicht vertrauen würde, hätte ich euch wohl kaum eingeweiht, oder?« War es wirklich so? Beschämt gestand Marion sich ein, dass sie tatsächlich befürchtete, die anderen könnten ihr die Figur abnehmen. Schnell verdrängte sie diese Unterstellung. Marion erkannte sich selbst nicht mehr.
    »Nein, das hättest du nicht«, bestätigte Greg. »Du wirst deine Gründe haben, und wir respektieren sie. Und jetzt erzähl endlich, was du dir ausgedacht hast.«
    Erleichtert, so einfach davongekommen zu sein, setzte Marion den anderen auseinander, was sie sich in der Nacht überlegt hatte. Danach war es einige Minuten lang totenstill. Greg lehnte gegen den Türrahmen. Jenny saß auf dem Schreibtisch und spielte mit dem Verschluss der Thermoskanne. Robert hatte dem Zimmer den Rücken gekehrt und starrte aus dem Fenster in den Innenhof des Hotels, wo ein großes gestreiftes Zelt auf die Gäste der allabendlichen Folklorevorführung wartete. Ängstlich glitt Marions Blick zwischen den dreien hin und her. Sie hatte keine Vorstellung davon, was in ihnen vorging.
    Greg sprach als Erster. »Geh zur Polizei, gib es ab. Dein Plan mag ja funktionieren, aber glaubst du wirklich, du bist die Leute dann los?«
    »Ich kann nicht zur Polizei gehen. Was soll ich denen denn sagen?«
    »Dir wird schon was einfallen.«
    »Was denn? Dass ich etwas außer Landes schmuggeln wollte und es mir jetzt doch anders überlegt habe?«
    »Warum nicht? Schlimmer als jetzt kann es nicht kommen.«
    »Aber …« Marion war den Tränen nahe. Natürlich hatte Greg recht. Es sprach nur eins dagegen: Sie wollte, sie musste die Figur behalten. Um jeden Preis. Das zerbrochene Pferd übte eine unheilvolle Macht über sie aus, der sie sich erst würde entziehen können, wenn sie sein Geheimnis ergründet hatte.
    Jenny kam ihr zu Hilfe. »Ich würde es auch nicht hergeben«, sagte sie mit Nachdruck.
    Greg fuhr herum. »Ach. Und warum nicht?«
    »Weil … weil … Ich weiß auch nicht! Du bist doch sonst für jedes Abenteuer zu haben! Wenn Marion das Ding in Deutschland einem Fachmann zeigen will, ist doch alles gut. Sie will es ja nicht für sich behalten. Wer weiß, wo es in China landen würde. Wahrscheinlich in der Tasche irgendeines korrupten Provinzpolizisten.«
    Greg hob abwehrend die Hände. »Lasst uns nicht streiten. Natürlich ist es Marions Entscheidung, auch wenn ich sie nicht verstehe. Aber wir gehen ein großes Risiko ein. Hast du das bedacht, Jenny?«
    »Risiko? Marion vielleicht, aber was soll uns denn passieren?«
    »Hast du wirklich keine Angst?«
    »Nein.«
    »Vergesst es«, unterbrach Marion. »Ich hätte euch nicht damit behelligen sollen.«
    »Darum geht es nicht. Im Prinzip will ich dir ja helfen. Aber ich werde doch wohl das Für und Wider abwägen dürfen? Diese Typen sind schließlich echte Kriminelle, keine Schauspieler. Soll ich ehrlich sein? Ich habe Angst.«
    Robert räusperte sich. »Ich bin seit Monaten allein unterwegs«, sagte er leise wie zu sich selbst. »Wenn mir nicht hin und wieder jemand unter die Arme gegriffen hätte, wäre ich schon längst wieder zu Hause in England. Oder ich würde in irgendeinem Kaff in Indien verrotten.« Er drehte sich um und sah Greg an. »Ich halte die ganze Sache für Wahnsinn, aber ich bin trotzdem dabei. Und falls es dich beruhigt: Angst habe ich auch.«
    Greg seufzte. »Dann bin ich wohl überstimmt«, sagte er. Ein winziges Lächeln huschte über sein Gesicht. »Und ich dachte immer, nur Robert sei verrückt. Aber bevor es losgeht, will ich frühstücken. Kommst du mit, Marion?«
    »Nein. Ich denke, es ist besser, wenn die Männer uns nicht so oft zusammen sehen.«
    * * *
    Sobald Jenny, Greg und Robert das Zimmer verlassen hatten, schnappte sich Marion ihren Waschbeutel und ging zu den Restauranttoiletten. Sie wusch sich die Haare umständlich im Handwaschbecken, dann putzte sie sich die Zähne. Zum Abschluss trug sie ein wenig Lidschatten auf und deckte ihre Augenringe mit dem von Jenny geliehenen Make-up ab. Prüfend betrachtete sie sich aus verschiedenen Winkeln im Spiegel. Man sah ihr die schlaflose Nacht nicht mehr an. Sie setzte ein gewinnendes Lächeln auf. So sah niemand aus, der sich vor Kriminellen fürchtet – auch wenn das Gegenteil der Fall war. Zurück im Zimmer zog sie sich den auffälligen gelben Pullover über, den Jenny für sie bereitgelegt hatte.
    Als sie in die Hotelhalle hinunterging, kaschierte sie ihre Aufregung mit einer fröhlichen Miene. Sie

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