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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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senden, aber dann dachte ich, dass sich der Kommissar vielleicht über eine Schachtel leckere Kekse freut. Ich würde gern sein Gesicht sehen, wenn er das Päckchen aufmacht.«
    »Die chinesische Polizei bekommt mit Sicherheit nicht oft Geschenke von zufriedenen Kunden«, bemerkte Jenny. »Das erklärt, warum der Russe so aussah, als würde er seinem Kumpel am liebsten umgehend den Kopf abbeißen. Die beiden stehen vor der Sitzecke. Der Typ mit dem lächerlichen Haarschnitt ist nur noch einen halben Meter hoch.«
    »Also sind sie auf unsere Finte hereingefallen. Wenn sie davon ausgehen, dass ich das Pferd nicht mehr habe, werden sie mich wohl in Ruhe lassen. Aber ich will trotzdem lieber schnell aus Turfan verschwinden.«
    Marion zog sich den gelben Pullover über den Kopf und gab ihn Jenny. Dann kippte sie den Inhalt ihres Rucksacks in die karierte Tasche. Als Robert sah, dass noch reichlich Platz in der Tasche war, kramte er das Ferrarimodell hervor und hielt es Marion entgegen.
    »Aber …«
    »Kein Aber«, sagte er bestimmt und drückte ihr das Auto in die Hand. »Das ist mein Abschiedsgeschenk. Es hat dir doch so gut gefallen.«
    Marion gab sich geschlagen. Dann reiste sie eben mit einem Ferrari im Gepäck. Welcher Traveller konnte das schon von sich behaupten?
    Sie verstaute das Auto und die Fernsteuerung in der Tasche und zog das uighurische Kleid an, das sie von Batügül geschenkt bekommen hatte. Zweifelnd sah sie an sich hinunter. Die großen eingewebten Muster in leuchtendem Rot, Blau und Gelb waren auffällig wie ein Verkehrsschild. Andererseits liefen viele einheimische Frauen mit ähnlichen Kleidern herum, und niemand würde auf die Idee kommen, dass sich in dem traditionellen Gewand eine Touristin versteckte. Es würde schon gutgehen. Marion wickelte sich das Kopftuch so um den Kopf, dass nur noch ihre Augen herausschauten.
    »Wie sehe ich aus?«, fragte sie und ging im Zimmer auf und ab.
    Jenny schnalzte mit der Zunge. »Wie eine lupenreine Uighurin.« Dann verließ sie das Zimmer.

    Fünf Minuten später kam sie zurück.
    »Gute Nachrichten. Die Luft ist rein«, meldete sie. »Die beiden sind weder in der Hotelhalle noch auf dem Parkplatz. Vielleicht haben sie dich schon abgeschrieben.«
    »Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Ich werde trotzdem nicht durch die Halle, sondern durch das Restaurant hinausgehen. Stehen Taxis vor der Tür?«, fragte Marion.
    »Ja, mehrere.«
    »Jenny, kannst du dich noch einmal zeigen, falls die Kerle wieder auftauchen? Nur ganz kurz, aber es wäre gut, wenn sie glauben, dass ich noch hier bin.«
    Jenny klopfte auf die Krücken. »Ich ziehe den gelben Pullover an und hinke die Treppe hoch. Das sollte sie überzeugen.«
    »Und hier, nimm die«, sagte Marion und reichte Jenny mit Bedauern ihre geliebte Mütze. »Deine kurzen roten Haare würden sie stutzig machen.«
    »Wahrscheinlich.« Jenny stieß Greg in die Seite. »Siehst du, es war alles halb so schlimm.«
    »So ganz wohl ist mir immer noch nicht.«
    »Ich hoffe, der Russe verschwindet mit seinem Kumpel in Richtung Urumqi. Oder noch besser, nach Russland.« Marion zog einen Umschlag aus der Tasche und drückte ihn Greg in die Hand.
    »Ihr habt mir sehr geholfen, obwohl ihr mich erst seit ein paar Tagen kennt. Tut mir den Gefallen und zieht heute Abend ins Oasis-Hotel um. Ich möchte dort eure Zimmer für zwei Tage bezahlen.«
    Die drei wehrten ab, aber Marion nahm das Geld nicht zurück. Sie verabschiedeten sich herzlich voneinander, dann ergriff Marion ihre karierte Tasche und trat auf den Flur. Er war leer. Sie atmete tief durch und schlüpfte durch die Sperrholztür in das angrenzende Restaurant.

    Im Obergeschoss des Restaurants waren nur zwei der Tische mit Chinesen besetzt, die ein verspätetes Mittagessen einnahmen. Marion ging an ihnen vorbei auf die ins Erdgeschoss führende Treppe zu. Auch wenn es weh tat, konnte sie sich ohne Krücken bewegen. Bis zum Taxi würde sie es schaffen, aber sie musste sich bei nächster Gelegenheit einen Gehstock besorgen. Und einen neuen Rucksack. Die Tasche ließ sich schlecht tragen, war aber im Augenblick unverzichtbar für ihre Verkleidung. Eine Uighurin mit Rucksack war so unauffällig wie ein Kamel unter Pinguinen.
    Am Fuß der Treppe angelangt, hielt Marion direkt auf die Ausgangstür zu. Es befanden sich nur wenige Gäste im Raum. Etwa in der Mitte lärmte eine Gruppe chinesischer Touristen, und Marion knurrte der Magen, als sie an ihrem reich gedeckten Tisch

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