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Die verborgene Seite des Mondes

Die verborgene Seite des Mondes

Titel: Die verborgene Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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den Gastank mit einer Eisenkette. Die Kette hakte er am Frontlader fest, den Boyd nahe genug herangefahren hatte. Simon gab dem alten Mann ein Zeichen.
    Mit dem Frontlader zog Boyd den schweren Gastank aus seiner ei sernen Halterung und legte ihn vorsichtig auf dem Dach des Trailers ab. Simon löste die Ketten und Boyd senkte die Ladeschaufel an den Rand des Daches. Mit aller Kraft stemmte sich Simon gegen den ros tigen Tank und rollte ihn mit lautem Krachen in die Schaufel.
    Julia trat aus dem Wohnwagen ins Freie. Sie sah Simon auf dem Dach des Trailers, wie er ihrem Großvater mit den Händen Zeichen gab. Boyd setzte den Traktor zurück. Doch irgendwie musste der al te Mann an einen falschen Hebel geraten sein, denn die Ladeschau fel mit dem Tank darin ging langsam höher und höher. Julia begriff erst, dass etwas schieflief, als Simon wie ein Wilder mit den Armen zu rudern begann.
    Voller Entsetzen sah Julia, dass der Tank über die hintere Kante der Ladeschaufel zu kippen drohte. Ihr Atem stockte und ihre Glie der waren wie gelähmt. Es war ein unwirklicher Augenblick, wie in einem Stummfilm. Sie konnte nichts tun als zusehen, wie es passier te.
    »Stopp, stopp, stopp«, brüllte Simon endlich vom Dach des Trai lers. Aber der alte Mann hörte ihn nicht. Als der Gastank über die Schaufelkante kippte, schien ihr Großvater die Erschütterung im Traktor zu spüren. Er blickte nach oben und sah, wie der Tank zu fallen begann. Der alte Mann versuchte noch, vom Traktor zu kom men. Vergeblich. Der Gastank traf ihn am Kopf.
    Boyd stürzte neben dem Tank zu Boden. Der Traktor bewegte sich nach hinten, der Rückwärtsgang war immer noch drin. Julia sah Simon vom Dach klettern. Mit einem Satz war er auf dem Traktor und stellte den Motor ab. Dann eilte er zu Boyd, der reglos am Boden lag. Erst jetzt erwachte Julia aus ihrer Erstarrung. Mit steifen Beinen lief sie zum Trailer.
    Ihr Großvater hatte auf der rechten Seite eine große Kopfwunde, die fürchterlich blutete. Für einen Moment glaubte Julia, der alte Mann wäre tot. Sie dachte, dass es nicht fair war, in so kurzer Zeit gleich zwei Menschen zu verlieren. Tränen schossen ihr in die Au gen und rannen über ihre Wangen.
    Simon fühlte Boyds Puls am Hals. »Er l-ebt.« Vorsichtig schob er mit der rechten Hand die Kopfhaut über die offene Wunde und drückte die Wundränder zusammen. »Lauf zu deiner Granny und sag ihr, sie soll den N-otarzt rufen«, sagte er. »B-B-Beeil dich.«
    Julia rannte los, so schnell, wie sie noch nie im Leben gelaufen war.
    Ihre Großmutter stand noch vor dem Haus, als Julia angerannt kam. Drinnen wählte Ada die 911. Dann stiegen sie in den Jeep und fuhren zurück zur Unfallstelle.
    Boyd war inzwischen aus seiner Besinnungslosigkeit erwacht. Mit unerwarteter Kraft bäumte er sich auf und wollte wieder in den Traktor steigen. Simon geriet in Panik. Nur unter Aufbietung all sei ner Kräfte gelang es ihm, den alten Mann niederzuringen. Die Kopf wunde klaffte wieder. Julia presste die Lippen zusammen und zwang sich, ihren Großvater anzusehen. Doch offensichtlich er kannte Boyd keinen von ihnen, nicht einmal seine Frau.
    »Er hat einen Schock«, sagte Simon.
    »Bringen wir ihn in den Jeep«, befahl Ada barsch.
    Boyd stammelte zusammenhanglos vor sich hin, ließ sich aber von den dreien auf die Beine helfen und auf den Rücksitz des Jeeps bet ten. Dann verließen ihn seine Kräfte.
    Ada setzte sich hinter das Steuer, Julia auf den Beifahrersitz und Simon saß bei Boyd. Der Motor heulte auf, Steine spritzten unter den Rädern hervor und der Jeep schoss davon. Ada fuhr wie der Teufel. Julia legte den Sicherheitsgurt an, aber das änderte nichts an ih rer Angst, dass sie am Ende alle vier auf der Schotterpiste zwischen den Beifußsträuchern sterben würden.
    Glücklicherweise kam ihnen die Ambulanz auf halbem Wege nach Eldora Valley entgegen. Ein Notarzt und ein Rettungssanitäter küm merten sich um den Verletzten. Als ihr Großvater, auf eine Trage ge schnallt, in den Krankenwagen geschoben wurde, begann Julia hemmungslos zu schluchzen.
    Simon nahm sie in die Arme.
    Ada stieg zu Boyd. »Fahrt hinterher, okay?«
    Kurze Zeit nachdem Julia und Simon hinter der Ambulanz Eldora Valley erreicht hatten, landete ein Helikopter auf der von der Polizei abgesperrten Straße vor dem Postamt. Der alte Mann, der inzwi schen an Schläuchen hing und einen weißen Kopfverband hatte, wurde umgebettet, während die Rotorblätter noch kreisten. Alles ging sehr

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