Die verborgene Seite des Mondes
hatten.
»Irgendwann passiert etwas Neues und dann vergessen sie es«, er widerte Julia.
»Ich hasse es, wenn alle mich anstarren.«
»Oh, mach dir da mal nichts vor. Sie starren mich an.«
Julia lachte und ihr Lächeln erhellte den Raum. Alles war so ein fach, wenn er mit ihr zusammen war. Sie unterhielten sich, aßen ih re Hamburger, und nachdem Simon gezahlt hatte, brachen sie auf.
Als sie an den Billardtischen vorbeigingen, zischte ihnen ein täto wierter Blondschopf »Scheißdigger« hinterher. Simon merkte, wie Julia zusammenzuckte, und er schob sie nach draußen. Nur raus hier, dachte er, bevor es noch Ärger gibt. Das würde Ada ihm nie verzeihen.
Er atmete erleichtert auf, als sie auf dem beleuchteten Platz vor dem Restaurant standen und niemand ihnen folgte.
»Was war das denn?«
»Indianeralltag«, sagte er und legte einen Arm um Julias Schultern. »Mach dir nichts draus.«
»Ich dachte, diese Zeiten wären längst vorbei.«
»Sind sie n-icht. Aber ich habe keine Lust, mir von so einem den Abend verderben zu lassen. Fahren wir nach Hause. Deine Granny wartet sicher schon auf ihre Post.«
Simon küsste Julia und dachte, dass er sie später fragen wollte, ob sie noch eine Weile mit in seinen Wohnwagen kommen würde. Mit etwas Glück sagte sie vielleicht nicht Nein.
Doch auf dem Weg zum Pick-up liefen sie ganz unerwartet Jason und Ainneen in die Arme. Julias Halbbruder schwankte gefährlich und auch die junge Frau schien einigen Alkohol intus zu haben.
Simon zog Julia zum Truck.
»Hey«, rief Jason, »nicht so eilig ihr Turteltäubchen. Willst du dei nem Bruder nicht Hallo sagen, Schwesterherz?«
»Hallo, Jason«, sagte Julia. »Hi, Ainneen.«
Jason lachte und Simon nahm die leise Spur von Feindseligkeit wahr, die in diesem Lachen mitschwang. Er wusste nicht, was ge schehen würde, noch, was er tun sollte, um Ärger zu vermeiden.
»Schade, dass ihr schon gehen wollt, wir hätten sonst einen netten Abend zu viert haben können. Dann hätte mir mein Schwesterherz auch verraten können, wieso sie noch da ist. Vielleicht, weil sie sich von ihrem Romeo nicht losreißen kann.« Jason legte einen Arm um Ainneens Schultern und stützte sich schwer auf sie.
Simon zog erneut an Julias Hand.
»Hey, der Stotterheini hat es eilig, mit meinem Schwesterherz al leine zu sein.« Jasons Stimme klang schleppend, die Silben kamen nur undeutlich. »Ich kann ja verstehen, dass er spitz auf sie ist. Aber was findest du an diesem Spast, Schwesterchen?«
Simon zuckte wie ein getroffenes Tier und spürte, wie seine Kie fermuskeln sich anspannten. Er wollte etwas erwidern, doch seine Zunge schmetterte gegen den Gaumen und hinderte ihn daran. Für ein paar Sekunden konnte er weder ein- noch ausatmen.
Jason kam jetzt so richtig in Fahrt. »Hat der Romeo dein Herz so schnell zum Brennen gebracht wie Grannys Ford? Was ist sein Ge heimnis, hm? Verrätst du’s mir, Schwesterherz? Stottert er auch beim Vögeln?« Jason kicherte blöd. »Vielleicht macht dich das ja an.«
Simon spürte brennende Wut in sich aufsteigen. Am liebsten hätte er Jason eins auf die Nase gegeben, um ihn endlich zum Schweigen zu bringen.
»Du bist betrunken, Jason«, sagte Julia zornig. »Und dein blödes Imponiergehabe geht mir mächtig auf die Nerven. Du bist mein Bru der und ich dachte, ich würde dich mögen. Wenn du nüchtern bist, kannst du richtig nett sein, aber wahrscheinlich bist du nur selten nüchtern.« Nun war sie es, die Simon zum Truck zog. »Komm, lass uns von hier verschwinden.«
Jason machte eine ruckartige Bewegung auf die beiden zu, aber Ainneen lehnte sich gegen ihn und so schwankten sie einen Augen blick, ohne vom Fleck zu kommen. Doch Jason stieß die junge Frau beiseite.
»Wieso bist du nicht mit deiner Mutter abgehauen?«, schrie er.
»Weil es mir auf der Ranch gefällt«, antwortete Julia.
»Glaub bloß nicht, dass du...« Jason strauchelte und Ainneen hat te Mühe, ihn aufzufangen und zu halten.
Simon und Julia erreichten den Truck. ». . . verdammter Huren sohn«, hörte Simon noch, als er auf den Fahrersitz stieg.
Er startete den Motor, schaltete das Licht ein und fuhr vom Park platz, einen Klumpen aus Wut im Bauch. Jasons höhnisches Geläch ter dröhnte noch in seinen Ohren. All die Leichtigkeit und Freude, die er seit gestern verspürte hatte, war mit einem Mal verflogen. Dieser Dreckskerl hatte ihn erneut in Julias Gegenwart gedemütigt. Simons Lippen formten Verwünschungen, während er den Pick-up durch
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