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Die verborgene Seite des Mondes

Die verborgene Seite des Mondes

Titel: Die verborgene Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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erzählte.
    Schließlich schwieg Simon und sie wagte nicht, seine geheimnis volle Stille zu durchbrechen. Irgendwann sah er nach dem Stand der Sonne und fragte: »Wie spät ist es eigentlich?«
    Julia blickte auf ihre Armbanduhr. »Kurz nach sechs.« Wo war die Zeit geblieben?
    »Wir müssen los«, sagte er bedauernd. »Ich habe versprochen, Abendessen zu kochen, und kann es mir nicht leisten, schon wieder in Ungnade zu fallen. Ada wird mir die Hölle heißmachen, wenn das Essen nicht rechtzeitig auf dem Tisch steht.«
    Nur widerstrebend ließ Julia sich von ihm auf die Beine ziehen. Sie hätte bis in alle Ewigkeit so sitzen können und Simons Geschichten lauschen. Seine Offenheit hatte alles verändert. Er war ihr nah; so nah, dass ihr schwindelte.
    Noch ganz benommen sprang Julia hinter Simon ins Beifußge büsch. Als sie das bedrohliche Klappern hörte, hatte er sie auch schon zur Seite gerissen. Ein Laut des Erstaunens kam aus ihrer Kehle. Die ausgewachsene Klapperschlange – gut einen Meter lang – verschwand in einem Spalt zwischen den Steinen und ringel te sich dort zusammen. Julia starrte das Reptil an, das drohend den Kopf hob und mit seinem Hornschwanz klapperte.
    »Lass mich vorgehen, okay?« Simon zog sie hinter sich her.
    Mit weichen Knien folgte sie ihm. »Gibt es hier viele davon?«
    »Einige. Pepper warnt mich sonst immer.«
    Nach einigen Schritten blieb Simon plötzlich stehen und begann, sie auf seine scheue Art zu küssen. Dann lief er weiter, den Blick wieder wachsam auf den Boden gerichtet. Auf dem Weg zur Ranch wiederholte sich das mehrere Male: Er blieb unerwartet stehen, zog Julia an sich und küsste sie. Dann stand er einen Moment mit ge schlossenen Augen da und sein Körper wankte, als würde er jeden Augenblick in Ohnmacht fallen. Immer, wenn sie anfing, sich ernst haft Sorgen um ihn zu machen, schlug er die Augen auf, lächelte und zog sie weiter.
    Irgendwann lachte auch Julia, völlig atemlos, als sie schon auf dem Vorplatz angelangt waren und er ihr den vermutlich zehnten Kuss gab.
    Ada hatte schon damit begonnen, das Abendessen vorzubereiten, und empfing sie mit grimmiger Miene. Geschälte Kartoffeln lagen auf dem Küchentisch, eine Dose Erbsen stand geöffnet bereit und in einer Schüssel wartete rohes Hackfleisch darauf, verarbeitet zu wer den.
    Julia und Simon kümmerten sich darum, dass alles auf den Herd kam, während die alte Frau Tommy aus einem Gläschen fütterte. Später zogen sich die beiden Alten mit ihren Tellern ins Wohnzim mer vor den Fernseher zurück, während Julia und Simon sich an den Tisch setzten, um zu essen. Julia spottete über die Erbsen, die zer kocht waren und nach nichts schmeckten.
    »Die sind schon lange hinüber«, flüsterte sie naserümpfend. »Und so sehen sie auch aus.«
    Simon lachte. Er hätte immerzu lachen können. In der rechten Hand hielt er die Gabel, seine Linke hielt Julias Hand. Er wollte sie am liebsten nie mehr loslassen. Und er wollte so schnell wie mög lich raus aus diesem Haus, um mit Julia allein zu sein.
    Als ihre Teller leer waren, beugte er sich zu ihr und küsste sie. Diesmal schon mit größerem Selbstvertrauen. Als sie sich von ihm löste, und ihre Augen immer größer wurden, drehte er den Kopf zur Seite. Tommy hockte im Durchgang zum Wohnzimmer auf dem Boden. Er schaukelte seinen nackten braunen Oberkörper vor und zurück und trotz seiner blinden Augen hatte Simon das Gefühl, als würde er sie nachdenklich ansehen. Beinahe machte es den Eindruck, als würde ein wissendes Grinsen auf Tommys Gesicht liegen.
    Wie froh war Simon, als Julia den Abwasch freiwillig übernahm. Er griff nach einem Handtuch und trocknete ab. Zu zweit ging ihnen die Arbeit flott von der Hand. Aber als Simon Julia von hinten um die Hüfte fasste, um sie zu umarmen, glitt ihr ein Teller aus der Hand. Er schepperte auf das übrige Geschirr und zerbrach.
    »He«, rief Ada aus dem Wohnzimmer, »lasst mein Geschirr ganz, Himmelherrgott noch mal!«
    Tommy fing an zu kreischen und seine Großmutter beruhigte ihn. Beide kamen in die Küche. Tommy kletterte auf seinen Stuhl und Ada begutachtete mürrisch brummelnd den Schaden.
    Mit eingezogenen Köpfen klaubten Simon und Julia die Scherben in den Mülleimer. Als sie fertig waren mit dem Abwasch, wünschte Julia ihren Großeltern eine gute Nacht. Sie ließ Simon leise wissen, dass sie auf ihn warten würde und begab sich mit ihrer Taschenlam pe auf den Weg zum Trailer.
    Simon blieb noch einen Moment im Haus,

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