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Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Titel: Die verborgene Sprache der Blumen / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Diffenbaugh
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überhaupt wusste, dass Catherine schwanger war. Sie hat Grant ganz allein großgezogen.«
    Sie rückte näher, bis ihre angewinkelten Beine in die Kuhle meiner Kniekehlen passten. Als sie weiterredete, hatte sie ihr Gesicht in das Betttuch gedrückt, das meinen Kopf bedeckte, so dass ich mich anstrengen musste, um ihre Worte zu verstehen.
    »Ich hatte eine Gelegenheit, ihr zu verzeihen«, flüsterte sie. »Als Grant noch ein Baby war, sprach mich Catherine auf dem Bauernmarkt an. Sie entschuldigte sich, weinte und sagte mir, wie sehr sie mich vermisse. Das war meine Chance, wieder Kontakt zu ihr aufzunehmen, aber ich habe mich von ihr abgewandt. Ich hätte das nicht tun sollen. Ich sagte schreckliche Dinge zu ihr, Dinge, die mich nachts umtreiben.«
    Sie hat es verdient,
dachte ich. Catherine verdiente alles, was Elizabeth gesagt hatte, und mehr. Der Gedanke, dass Elizabeth in das Haus der Frau ziehen wollte, die sie derart betrogen hatte, füllte meine Brust mit Wut. Ich atmete tief ein und zwang mich, geduldig zu sein.
    Angespannt verharrte ich in ihrer sanften Umarmung, während es mir schien, als wartete ich Stunden, dass Elizabeth erneut etwas sagte. Aber sie schwieg, ihre Geschichte war zu Ende erzählt. Als ich bereits befürchtete, dass sie eingeschlafen sei, stand sie auf und verließ auf Zehenspitzen das Zimmer.
     
    Im Badezimmer wurde der Wasserhahn auf- und wieder zugedreht, die Toilettenspülung rauschte. Elizabeths Schlafzimmertür schloss sich, und dann war alles still. Ich schlüpfte aus dem Bett.
    Unten pirschte ich mich durch die Küche und zur Hintertür hinaus. Die Leinentasche befand sich, voll und schwer, in ihrem Versteck unter der Treppe. Ohne mir einen Gedanken an das, was ich jetzt tun würde, zu gestatten, nahm ich sie und drückte sie an die Brust. In der Tasche verlagerten sich klappernd die Marmeladengläser.
    Da ich den genauen Ort bereits vorhin, im Graben kauernd, bestimmt hatte, hastete ich in Richtung Straße. Der Mond schien zwar nicht, aber die Sterne beleuchteten das Anwesen, als ich zur nordöstlichen Ecke ging. Hier, zwischen der Betonfläche des Bauernmarktes und der Schnellstraße, waren die Reben staubig und stets trocken. Im Herbst schmeckten die Trauben noch sauer, wenn sie am restlichen Weinberg schon längst reif waren.
    Ich schraubte das erste Marmeladenglas auf. Feuerzeugbenzin schwappte heraus und sammelte sich in den Rillen am oberen Rand des Glases. Langsam goss ich es auf den Stamm der Rebe, wobei ich das Glas weit weg vom Körper hielt, damit das Benzin nicht über meine nackten Zehen lief. Als das erste Glas leer war, öffnete ich das zweite und bewegte mich weiter die Reihe entlang. Die Tasche schien keinen Boden zu haben. Ich wurde immer schneller und arbeitete nicht mehr so gründlich. Das Feuerzeugbenzin spritzte in einem wilden Bogen von meinen Händen auf die Reben. Als ich das Ende der Reihe erreicht hatte, kehrte ich um und sammelte die leeren Gläser ein.
    Auf der obersten Stufe der Veranda – dort, wo Elizabeth und ich gesessen und Kamillenblüten aufgefädelt hatten – reihte ich die Marmeladengläser nacheinander auf. Danach ging ich in die Küche, um die Streichhölzer zu holen.
    Ich eilte zurück zur Straße und hielt Ausschau nach der feuchten Spur. Sie endete an der Auffahrt. Ich machte einen Schritt rückwärts. Dann nahm ich eine Faust voll Streichhölzer und fuhr damit über den breiten Streifen Schmirgelpapier an der Seite der Schachtel. Eines fing Feuer, die anderen folgten rasch, bis ich einen flackernden, leuchtenden Ball in der Hand hielt. Die Flamme wanderte in Richtung meiner Finger, und ich wartete, bis die Hitze erst unangenehm und schließlich schmerzhaft wurde, bevor ich die Streichhölzer auf den Boden warf.
    Eine Pause entstand. Darauf folgten ein Rauschen wie von einem reißenden Fluss und eine Reihe lauter, knallender Geräusche. Im nächsten Moment wurde es heiß. Ich machte kehrt und rannte zum Haus, um einen Topf Wasser zu holen, wie ich es geplant hatte. Aber das Feuer war schneller als ich. Als ich mich umschaute, stellte ich fest, dass es sich von mir entfernte und sich entlang eines unsichtbaren Pfads durch Gebüsch und Reben ausbreitete. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sich die Flammen auf die Stämme der mit Benzin übergossenen Reben beschränken und dort ein wenig züngeln würden, bis ich mit einigen Gefäßen voller Wasser zurückkam. Doch sie warteten nicht.
    Drei Stufen auf einmal nehmend, stürmte

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