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Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Titel: Die verborgene Sprache der Blumen / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Diffenbaugh
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sich in ihren glasigen, hilflosen Augen. Sie hatte eine Hand vor den Mund, die andere vors Herz geschlagen. Ich wandte mich ab. Das gewaltige Ausmaß meines Fehlers klebte zäh an mir wie der dichte Qualm in meiner Lunge. Dass ich keinen derart großen Schaden hatte anrichten wollen, spielte keine Rolle. Dass ich es nur getan hatte, um bei Elizabeth bleiben zu können, weil ich sie liebte, war unwichtig. Ich musste das Feuer löschen. Wenn nicht, würde ich alles verlieren.
    Ohne nachzudenken, riss ich mir das Nachthemd vom Leibe und fing an, auf die Flammen einzuschlagen, um sie zu ersticken. Die dünne, mit Feuerzeugbenzin bespritzte Baumwolle explodierte in meinen Händen. In heller Angst lief Elizabeth auf mich zu. Sie schrie, ich solle vom Feuer wegbleiben, aber ich schwenkte nur weiter mein brennendes Nachthemd wild über dem Kopf. Der angesengte Stoff sprühte Funken, so dass Elizabeth sich ducken musste, als sie näher kam.
    »Bist du übergeschnappt?«, brüllte Elizabeth. »Zurück ins Haus!«
    Ich trat dichter ans Feuer heran. Die Hitze war unbeschreiblich und bedrohlich. Ein verirrter Funke traf mein Haar, wanderte eine Strähne hinauf und grub sich in meine Kopfhaut ein. Elizabeth schlug nach meinem qualmenden Haaransatz. Der schmerzhafte Hieb fühlte sich gut an. Ich hatte ihn verdient.
    »Ich lösche das Feuer!«, rief ich. »Lass mich in Ruhe!«
    »Womit?«, fragte Elizabeth. »Mit bloßen Händen? Die Feuerwehr ist unterwegs. Du wirst umkommen, wenn du wie eine Idiotin hier herumstehst und mit den Armen ruderst.«
    Dennoch rührte ich mich nicht. Die Flammen züngelten mir entgegen.
    »Victoria«, sagte Elizabeth. Sie hatte aufgehört zu schreien, und ihre weit aufgerissenen Augen füllten sich mit Tränen. Ich musste die Ohren spitzen, um sie trotz der brausenden Flammen zu verstehen. »Ich werde nicht in einer einzigen Nacht meinen Weinberg und meine Tochter verlieren. Nein.« Da ich mich noch immer nicht bewegte, stürzte sie sich auf mich, packte mich an den Schultern und schüttelte mich. »Hast du mich gehört?«, rief sie. »Ich weigere mich!« Als ich mich befreien wollte, nahm sie mich am Arm und schleppte mich zum Haus. Ich sträubte mich, doch sie zog nur umso fester, bis ich spürte, wie meine Schulter auskugelte. Mit einem Aufschrei ließ sie los. Ich sank zu Boden und drückte die Knie vor die nackte Brust. Das Feuer hüllte mich ein wie eine Decke, und durch die Hitze hörte ich in der Ferne die Tür eines Wohnwagens zuschlagen. Elizabeth rief, ich solle aufstehen. Sie zerrte an meinen Füßen und trat mich in die Rippen. Als sie versuchte, mich wegzutragen, kreischte ich und biss sie wie ein wildes Tier.
    Schließlich gab sie es auf.

15.
    A ls ich in die Wohnung zurückkehrte, lag das Baby wach in seinem Weidenkörbchen. Es schaute mit weit aufgerissenen Augen zur Decke und fing bei meinem Anblick nicht an zu schreien. Ich holte das Fläschchen aus der Küche, kippte die einen Tag alte Babynahrung in die Spüle und füllte den Inhalt einer neuen Dose hinein. Dann stellte ich mich vor das Baby und legte ihm das Fläschchen an die Lippen. Es öffnete zwar den Mund, saugte aber nicht. Ich drückte auf den Sauger und beobachtete, wie ihm die Flüssigkeit in einem dünnen Strom die wartende Zunge hinunterrann. Es schluckte zweimal und schlief in seinem Körbchen ein.
    Ich duschte und aß auf dem Dach eine Schale mit Frühstücksflocken. Immer wenn ich am Körbchen des Babys vorbeikam, blieb ich stehen und musterte sein Gesicht. Wenn es die Augen öffnete, hielt ich ihm das Fläschchen an die Lippen. Meine Tochter lernte, langsam und genüsslich zu saugen – nicht mehr mit der wilden Gier, mit der sie zuvor meine Brust verschlungen hatte. Sie brauchte den ganzen Tag, um eine einzige Dose Babynahrung zu leeren. Sie weinte nicht, ja, sie wimmerte nicht einmal.
    Bevor ich ins Bett ging, wechselte ich ihre durchweichte Windel, nahm sie aber nicht aus dem Körbchen. Sie schien sich dort wohl zu fühlen, und ich befürchtete, ich könnte den auf Sand gebauten Frieden stören, auf den wir uns geeinigt hatten. Außerdem hatte ich Angst, bei ihrem ersten Schrei wieder in Panik zu geraten. Stattdessen schob ich das Körbchen zum Sofa, wo wir es uns in einem Quadrat aus Mondlicht gemütlich machten. Als ich dem Baby ein neues Fläschchen anbot, bildeten seine Lippen einen vollendeten Kreis um das bernsteinfarbene Plastik. Winzige Bläschen entstanden entlang der Flasche, als es Wasser, Eisen,

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