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Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Titel: Die verborgene Sprache der Blumen / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Diffenbaugh
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District zu.
    »Du bist nicht sehr redselig, was?«, meinte Renata.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Anfangs dachte ich, dass du einfach nur kein Morgenmensch bist«, fuhr sie fort. »Meine Nichten und Neffen kann man vor zwölf Uhr mittags vergessen. Aber danach betet man für einen Moment Ruhe.«
    Sie sah mich an, als rechne sie mit einer Antwort.
    »Oh«, erwiderte ich.
    Sie lachte. »Ich habe zwölf Nichten und Neffen, doch ich kriege sie nur selten zu Gesicht. Ich weiß, ich sollte mich mehr bemühen, aber ich tue es nicht.«
    »Nein?«
    »Nein«, bestätigte sie. »Ich liebe sie, ertrage sie allerdings nur in kleinen Dosen. Meine Mutter witzelt immer, ich hätte offenbar ihre Mütterlichkeitsgene nicht geerbt.«
    »Was soll das sein?«, erkundigte ich mich.
    »Du weißt schon, die biologische Eigenschaft, die dafür sorgt, dass Frauen beim Anblick eines Babys auf der Straße aus dem Häuschen geraten. Das war bei mir nie so.«
    Als Renata vor einem Taco-Lokal parkte, beugten sich gerade zwei Frauen begeistert über einen Kinderwagen, wie um ihre Worte zu untermauern. »Geh schon mal rein und bestell, worauf du Lust hast«, meinte sie zu mir. »Ich bezahle, wenn ich von der Bank zurück bin.«
    Renata und ich aßen bis acht Uhr. Die Zeit reichte für ein Taco und drei große Cola-Light für sie und ein Hühnchen-Burrito, zwei Käse-Enchiladas, ein Schälchen Guacamole und drei Portionen Pommes für mich. Ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht, sah Renata mir beim Essen zu. Sie füllte das Schweigen, indem sie mir Geschichten aus ihrer Kindheit in Russland erzählte und mir schilderte, wie sie mit einer Horde Geschwister in einem Schiff über das Meer gefahren war.
    Als ich aufgegessen hatte, lehnte ich mich zurück und spürte das Gewicht der Nahrung in meinem Körper. Ich hatte ganz vergessen, welche Mengen ich verschlingen konnte – ebenso wie die absolute Lähmung, die auf diese Heißhungerattacken folgte.
    »Was ist dein Geheimnis?«, fragte Renata.
    Ich sah sie verständnislos an und straffte die Schultern.
    »Wie schafft man es, so viel zu essen und so dünn zu bleiben?«, ergänzte sie.
    Ganz einfach, dachte ich. Indem man kein Geld, keine Freunde und kein Zuhause hat und wochenlang von den Essensresten anderer
     Leute oder von gar nichts lebt.
    »Cola-Light«, fuhr sie fort, so als wolle sie meine Antwort nicht hören oder kenne sie bereits. »Das ist mein Geheimnis. Koffein und leere Kalorien. Noch ein Grund, warum ich nie Kinder wollte. Was für ein Baby würde sich unter solchen Umständen entwickeln?«
    »Ein hungriges«, sagte ich.
    Renata schmunzelte. »Ich habe heute beobachtet, wie du Earl bedient hast. Er war guter Dinge, als er gegangen ist. Ich kann mir vorstellen, dass er deinetwegen jede Woche wiederkommt.«
    Würde ich dort sein?, fragte ich mich. Wollte Renata mir auf diese Weise eine feste Stelle anbieten?
    »So habe ich mein Geschäft aufgebaut«, sprach sie weiter. »Ich habe gewusst, was die Kunden brauchten, ehe sie selbst es taten, und ihre Wünsche vorausgeahnt. Zum Beispiel habe ich die Blumen eingewickelt, bevor sie hereinkamen, und konnte einschätzen, wann sie in Eile sein und wann sie sich umschauen und plaudern würden. Ich glaube, du hast diese Art Intuition in dir, wenn du willst.«
    »Das habe ich«, erwiderte ich rasch. »Ich will es.«
    Da fielen mir Merediths Worte ein, die sie im Gathering House und Hunderte von Malen davor zu mir gesagt hatte:
Du musst es wollen
. Du musst Tochter, Schwester, Freundin, Schülerin sein wollen, hatte sie mir wieder und wieder eingebleut. Ich jedoch hatte nichts von alldem gewollt, und auch Meredith mit ihren Versprechungen, Drohungen und Bestechungsversuchen hatte nichts an meiner Überzeugung ändern können. Aber plötzlich wusste ich, dass ich Floristin sein wollte. Ich wollte mein Leben damit verbringen, Blumen für wildfremde Menschen auszusuchen, jeder Tag ein gleichförmiges Hin und Her zwischen der kalten Kühlkammer und der ratternden Kasse.
    »Dann bezahle ich dich schwarz«, meinte Renata. »Jeden zweiten Sonntag. Zweihundert Dollar für zwanzig Stunden Arbeit. Und du stehst auf Abruf bereit. Einverstanden?«
    Ich nickte. Als Renata mir die Hand hinhielt, schlug ich ein.
     
    Am nächsten Morgen lehnte Renata an den Glastüren des Blumenmarktes und wartete auf mich. Ich sah auf die Uhr. Wir waren beide zu früh dran. Die heutige Hochzeit fand nur im kleinen Kreis statt, kein Empfang, nur knapp fünfzig Gäste an zwei langen

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