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Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Titel: Die verborgene Sprache der Blumen / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Diffenbaugh
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wollte.«
    Er führte mich zu einem Aktenschrank aus Eiche und öffnete die mittlere Schublade. »L–Q«, stand darauf. Jede Akte war mit einem Pflanzennamen beschriftet und enthielt eine Mappe mit einer einzigen Zeichnung darin: Petersilie, Passionsblume, Pfefferminze. Grant blätterte die Mappen durch, bis er bei »Pappel, Silber-« angekommen war. Er zog die Mappe heraus und schlug sie auf. Sie war leer. Die Zeichnung befand sich in meinem blauen Zimmer, noch immer zusammengehalten mit einem Seidenband, auf dem der Tag und die Uhrzeit unserer ersten Verabredung standen.
    Grant durchsuchte den Aktenschrank und entnahm ihm die Zeichnung einer Kirschblüte. Nachdem er sie auf den leeren Zeichentisch gelegt hatte, ging er zur Tür hinaus.
    Ich setzte mich und bewunderte das Kunstwerk. Die Linien waren schnell und kühn gezogen, die Schatten tief und vielschichtig. Die Blüte füllte die gesamte Seite und war überwältigend schön. Ich biss mir auf die Lippe.
    Grant kehrte zurück und beobachtete meine Miene, während ich die Zeichnung betrachtete. »Bedeutung?«, fragte er.
    »Hohe Bildung«, erwiderte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Vergänglichkeit. Die Schönheit und Flüchtigkeit des Lebens.«
    Diesmal hatte er recht. Ich nickte.
    Grant hielt den Hammer hoch, den er geholt hatte, und stemmte das Brett vom Fenster weg. Licht strömte durch die zerbrochene Scheibe hinein und strahlte den Tisch an wie ein Scheinwerfer. Grant schob die Zeichnungen in die Rechtecke aus Licht und setzte sich auf die Tischkante. »Fotografiere«, sagte er und streichelte zuerst die Kamera, dann mein Brustbein darunter.
    Grant sah zu, wie ich die Kamera aus ihrem Etui nahm und mich zu der Zeichnung umdrehte. Ich fotografierte aus jedem Winkel: auf dem Boden stehend, von einem Stuhl aus und vor dem Fenster, so dass mein Körper das grelle Licht blockierte. Ich stellte Blendengeschwindigkeit und Schärfe ein. Grants Blick ruhte auf meinen Fingern, meinem Gesicht und meinen Füßen, während ich auf der Tischplatte kauerte. Ich verknipste eine ganze Rolle.
    Grants Augen wandten sich nicht von meinem Körper ab, als ich eine zweite Rolle und schließlich eine dritte einlegte. Meine Haut wölbte sich unter seinem Blick, als strecke sich die Oberfläche meines Körpers ihm entgegen, ohne dass mein Verstand es ihr gestattet hätte.
    Als ich fertig war, räumte ich die Zeichnung wieder in den Aktenschrank. Am nächsten Tag würde ich den Film entwickeln lassen. Dann war das Wörterbuch fertig. Ich richtete die Kamera auf Grant, der reglos auf dem Tisch saß, und betrachtete sein Gesicht durch den Sucher.
    Sonnenlicht beleuchtete sein Profil. Ich umkreiste ihn und fing sein Gesicht in Licht und Schatten ein. Die Kamera glitt klickend über seinen Körper, begann an seinem Scheitel und folgte seinem Haar bis zum Hemdkragen. Ich krempelte seine Ärmel hoch und fotografierte seine Unterarme, die harten, hervortretenden Muskeln an seinen Handgelenken, seine kräftigen Finger und die schmutzigen Fingernägel. Dann zog ich ihm die Schuhe aus und fotografierte seine Fußsohlen. Als ich keinen Film mehr hatte, nahm ich die Kamera ab.
    Danach knöpfte ich meine Bluse auf und zog sie aus.
    Die Gänsehaut an meinen Armen verschwand und bildete sich auf Grants. Ich kletterte auf den Tisch.
     
    Grant schlug die Füße unter und drehte sich zu mir um. Er legte mir die Hände flach auf den Bauch und ließ sie dort. Seine Finger hoben und senkten sich, als ich tief in meinen Bauch hineinatmete. Meine eigenen Finger umkrallten die Tischkante und verfärbten sich weiß.
    Er griff nach der Schließe meines BH s und öffnete ihn sanft, ein Häkchen nach dem anderen. Nachdem er meine Finger von der Tischkante gelöst hatte, streifte er mir den BH erst über den einen, dann über den anderen Arm. Ich umfasste wieder die Tischkante und hielt mich fest, als müsse ich in einem schwankenden Boot das Gleichgewicht bewahren.
    »Bist du sicher?«, fragte Grant.
    Ich nickte.
    Er legte mich auf den Tisch und stützte mir den Kopf, als er ihn auf die harte Tischplatte sinken ließ. Anschließend zog er mir die restlichen Kleider aus und schlüpfte auch aus seinen Sachen.
    Grant legte sich neben mich und fing an, mein Gesicht zu küssen. Voller Angst, seine Nacktheit könnte mich abstoßen, wandte ich das Gesicht zum Fenster. Mutter Rubina war der einzige erwachsene Mensch, den ich je nackt gesehen hatte. Das Bild ihres nassen, wabbeligen Fleisches hatte mich noch monatelang

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