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Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Titel: Die verborgene Sprache der Blumen / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Diffenbaugh
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mich auf die Stirn, bevor er nach einem Messer griff und das Fleisch zerteilte. Es war innen rot, genau wie ich es mochte, und hatte eine pfeffrige Kruste. Die Sauce enthielt eine Mischung aus exotischen Pilzen, Kartoffeln und Rüben. So etwas Köstliches hatte ich noch nie gegessen.
    Allerdings teilte mein Magen die Auffassung meiner Geschmacksnerven nicht. Schon nach wenigen Bissen war ich mir sicher, dass mein Abendessen nicht dort bleiben würde, wo es hingehörte. Ich hastete die Treppe hinauf, schloss mich ins Bad ein und erbrach meinen Mageninhalt in die Toilettenschüssel. Dann betätigte ich die Spülung und drehte den Wasserhahn auf, in der Hoffnung, mit den Geräuschen das darauffolgende Würgen zu übertönen.
    Als Grant klopfte, öffnete ich nicht. Er ging und kehrte eine halbe Stunde später zurück. Aber ich reagierte noch immer nicht auf sein leises Klopfen. Da das Bad zu klein war, um sich flach auf den Boden zu legen, krümmte ich mich seitlich zusammen, so dass sich meine Beine an die Tür und mein Rücken an die Keramikwanne drückten. Meine Finger fuhren die rechteckigen Fliesen nach und zeichneten sechsblättrige Blüten. Es war schon nach elf, als ich wieder herauskam. Das Muster der Fliesen hatte sich tief in meine Wange und die nackte Schulter eingegraben.
    Ich hatte gehofft, dass Grant bereits schlafen würde, doch er saß auf dem Sofa und hatte alle Lichter ausgeschaltet.
    »Lag es am Essen?«, erkundigte er sich.
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte zwar keine Ahnung, was der Grund gewesen sein mochte, aber eindeutig nicht das Essen. »Das Steak war unglaublich.«
    Ich setzte mich neben ihn. Unsere Oberschenkel, in identischen dunklen Jeansstoff gehüllt, berührten sich. »Was dann?«, fragte Grant.
    »Ich habe mir etwas eingefangen«, erwiderte ich, wich jedoch seinem Blick aus. Ich glaubte nicht, dass das stimmte. Und ich wusste, dass ihm das ebenfalls klar war. Als Kind hatte ich mich erbrochen, sobald zu viel Nähe entstand. Zum Beispiel wenn mich jemand anfasste oder damit drohte. Pflegeeltern, die hoch über mir aufragten und meine starren Arme in Jacken zwangen. Lehrerinnen, die mir Mützen vom Kopf rissen und ihre Finger zu lang in meinem verfilzten Haar liegen ließen. All das führte zu nicht zu unterdrückenden Magenkrämpfen. Einmal, kurz nach meinem Einzug bei Elizabeth, hatten wir im Garten ein Picknick veranstaltet. Ich hatte wie bei jeder Mahlzeit in jenem Herbst zu viel gegessen und konnte mich anschließend nicht mehr bewegen. Deshalb hatte ich Elizabeth erlaubt, mich hochzuheben und zum Haus zu tragen. Sie hatte mich kaum auf der Veranda abgesetzt, als ich mich schon über das Geländer erbrach.
    Ich sah Grant an. Er berührte mich nun schon seit Monaten intim. Unbewusst hatte ich mit so etwas gerechnet.
    »Ich schlafe auf dem Sofa«, sagte ich. »Ich möchte nicht, dass du dich ansteckst.«
    »Das werde ich schon nicht«, antwortete Grant, nahm meine Hand und zog mich hoch. »Komm mit nach oben.«
    Ich tat es.

18.
    A n dem Tag der Verhandlung wegen meiner Adoption wachte ich bei Sonnenaufgang auf.
    Ich setzte mich, lehnte mich an die kühle Wand und zog mir die Daunendecke bis zum Kinn hoch. Licht strömte träge zum Fenster hinein. Der weiche Strahl beleuchtete meine Kommode und die offene Tür des Wandschranks. Das Zimmer sah in vielerlei Hinsicht genauso aus wie vor einem Jahr, als ich es zum ersten Mal betreten hatte. Es enthielt noch dieselben Möbel, dieselbe weiße Daunendecke und dieselben Stapel aus Kleidern, von denen ich in viele noch hineinwachsen musste. Doch ringsherum entdeckte ich die Spuren des Mädchens, das ich inzwischen geworden war: Bibliotheksbücher in Stößen auf dem Tisch, die Titel wie
Botanik auf einen Blick
und
Das ultimative Buch der Zaubertränke für Ihren Garten
trugen. Dazu ein Foto von Elizabeth und mir, das Carlos aufgenommen hatte. Unsere rosig angelaufenen Winterwangen drückten sich aneinander. Der Papierkorb quoll über von Blumenbildern für Elizabeth, von denen mir keines gut genug gefallen hatte, um es ihr zu schenken. Es war der letzte Morgen, den ich als Pflegekind in diesem Zimmer verbrachte. Ich schaute mich um, wie ich es immer tat, und musterte die Gegenstände, als gehörten sie einer Fremden. Morgen, dachte ich, morgen werde ich mich anders fühlen. Ich werde aufwachen, mich umblicken und ein Zimmer – ein Leben – vor Augen haben, das mir gehört und das mir niemand mehr wegnehmen kann.
    Leise schlich ich den

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