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Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Titel: Die verborgene Sprache der Blumen / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Diffenbaugh
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Mädchen und Jungen. Gesund oder behindert. Wenn ich die verschiedenen Möglichkeiten in Gedanken durchging, erschien mir keine davon erstrebenswerter als die andere.
     
    Am 25. Februar wachte ich in einer Wasserpfütze auf. Im nächsten Moment begannen die Schmerzen.
    Zum Glück war Natalya noch auf Tournee. Ich hatte mir schon ausgemalt, in mein Kissen beißen zu müssen, um die Geräusche der Geburt zu unterdrücken. Doch das war nun überflüssig. Da es Samstag war, hatten die anliegenden Büros geschlossen, und unsere Wohnung war leer. Beim ersten wellenförmigen Krampf öffnete ich den Mund, und irgendwo aus mir stieg ein dumpfes Knurren auf. Ich erkannte meine eigene Stimme nicht, und der brennende Schmerz in meinem Körper war mir fremd. Als er verebbte, schloss ich die Augen und stellte mir vor, ich triebe in einem tiefen blauen Meer.
    So schwebte ich etwa ein oder zwei Minuten lang, bis der Schmerz, diesmal noch schärfer als zuvor, zurückkehrte. Als ich mich auf die Seite drehte, spürte ich, wie sich die Wände meines Bauches wie Stahl um das Baby zusammenzogen und es nach unten drückten. Der flauschige Teppich verwandelte sich unter dem Griff meiner Finger in nasse Klumpen, und als der Schmerz nachließ, schlug ich zornig mit den Fäusten auf die kahlen Stellen.
    Der Geruch nach Dost und feuchter Erde schien das Baby herauszulocken, und ich wollte nur noch fort. Ich dachte, auf dem betonierten Gehweg, umgeben von Verkehrslärm, würde es anders sein. Das Baby würde verstehen, dass es in der Welt keinen Platz für einen sanften Empfang und kein weiches Willkommen gab. Ich wollte in die Mission Street gehen und einen Donut kaufen, damit das Baby, berauscht von Schokoglasur, beschloss, nicht geboren zu werden. Wenn ich mich auf eine harte Plastikbank setzte, würde der Schmerz aufhören. Er musste einfach.
    Ich kroch aus dem blauen Zimmer und wollte aufstehen. Aber ich konnte nicht. Die Krämpfe waren wie eine Strömung, die mich nach unten zog. Auf allen vieren kroch ich zum Hocker am Küchentresen und legte den Hals auf die Querstrebe aus Metall. Vielleicht würde mein Hals ja abbrechen, hoffte ich. Vielleicht würde mein Kopf abgetrennt werden und davonrollen, damit es endlich vorbei war. Ich öffnete den Mund und biss ins Metall, als mich die nächste Wehe überwältigte.
    Nachdem der Schmerz mich wieder freigegeben hatte, sehnte ich mich nach Wasser. Ich rutschte die Wand entlang ins Bad, beugte mich über das Waschbecken, drehte den Wasserhahn auf und schaufelte mir das Wasser mit beiden Händen in den Mund. Es war nicht genug. Also stellte ich die Dusche an und kroch in die Wanne. Ein steter Strom rann mir in den Mund und die Kehle hinunter. Ich drehte mich um und ließ mir vom Wasser die Kleider am Leibe durchweichen. So blieb ich liegen, den Kopf an die Wand gelehnt, während mir ein Regen auf den Rücken prasselte. Als das warme Wasser aufgebraucht war, begann ich in meinen tropfnassen Kleidern zu zittern.
    Ich schleppte mich aus der Wanne, lehnte mich aufs Waschbecken und fing an, mit rauher, zorniger Stimme zu fluchen. Ich würde mein Kind dafür hassen. Sicher nahmen alle Mütter ihren Kindern diese durch nichts zu rechtfertigenden Schmerzen bei der Geburt insgeheim übel. In diesem Moment verstand ich meine eigene Mutter so gut, als hätte ich sie persönlich kennengelernt. Ich malte mir aus, wie sie sich heimlich aus dem Krankenhaus geschlichen hatte. Den Körper zerrissen, hatte sie ihr makelloses, in Decken gewickeltes Baby verlassen. Das Baby, für das sie ihren früher ebenfalls makellosen Körper und ein schmerzfreies Leben hingegeben hatte. Der Schmerz und das zu erbringende Opfer waren unzumutbar. Offenbar war ich es nicht wert, dass man mir verzieh. Ich sah in den Spiegel und versuchte, mir das Gesicht meiner Mutter vorzustellen.
    Das Brennen der nächsten Wehe sorgte dafür, dass ich mich vornüberkrümmte und die Stirn gegen das geschwungene Metall des Wasserhahns presste. Als ich wieder den Kopf hob und in den Spiegel schaute, hatte ich nicht das imaginäre Gesicht meiner Mutter vor mir, sondern das von Elizabeth. Ihre Augen waren glasig wie stets während der Weinlese, wild und voller Erwartung.
    Mehr als alles andere sehnte ich mich danach, bei ihr zu sein.

5.
    E lizabeth!«, rief ich.
    Meine Stimme klang aufgeregt und verzweifelt. Über Perlas Wohnwagen ging ein früher Mond auf, so dass die niedrige, rechteckige Behausung einen dunklen Schatten auf den Hügel warf, wo ich

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