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Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Titel: Die verborgene Sprache der Blumen / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Diffenbaugh
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Fruchtblase geplatzt war, geboren. Für mich hatte es sich wie sechs Tage angefühlt, und wenn Mutter Rubina gesagt hätte, es wären sechs Jahre gewesen, ich hätte ihr geglaubt. Nach der Geburt empfand ich eine friedliche Glückseligkeit, und das Lächeln, das mir Stunden später aus dem Badezimmerspiegel entgegenstrahlte, gehörte nicht zu dem zornigen, hasserfüllten Kind, das eimerweise Disteln in Straßengräben eingesammelt hatte. Ich war eine Frau, eine Mutter.
    Mutter Rubina meinte, es sei eine perfekte Geburt gewesen. Das Baby sei perfekt, und ich würde eine perfekte Mutter sein. Sie badete das Kind, während Renata Windeln kaufen ging, und legte mir dann zum ersten Mal das warme Bündel in die Arme. Ich hatte damit gerechnet, dass es schlief, aber nein. Meine Tochter hatte die Augen geöffnet und betrachtete mein müdes Gesicht, das kurze Haar und die blasse Haut. Ihr Gesicht verzog sich zu einem winzigen Lächeln, und in ihrer wortlosen Miene sah ich Dankbarkeit, Erleichterung und Vertrauen. Verzweifelt wünschte ich mir, dass ich sie nicht enttäuschen würde.
    Mutter Rubina hob mein Hemd an, umfasste meine Brust und drückte das Gesicht des Babys gegen meine Haut. Das Baby öffnete den Mund und fing an zu trinken.
    »Wundervoll«, sagte Mutter Rubina wieder.
    Meine Tochter war wirklich wundervoll. Das war mir seit dem Moment klar, als sie, weiß, feucht und schreiend, aus meinem Körper gekommen war. Sie hatte nicht nur die vorgesehenen zehn Finger und Zehen, ein schlagendes Herz und eine Lunge, die Sauerstoff ein- und ausatmete, sondern konnte wie am Spieß schreien. Sie konnte sich Gehör verschaffen. Sie konnte die Hände nach mir ausstrecken und sich an mir festsaugen. Sie konnte überleben. Mir war rätselhaft, wie sich eine solche Vollkommenheit in einem so beschädigten Körper wie meinem hatte entwickeln können. Doch als ich ihr ins Gesicht blickte, stand für mich fest, dass es sich so verhielt.
    »Hat sie einen Namen?«, fragte Renata, als sie zurückkam.
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich und streichelte das flaumige Ohr des Babys, während es weitersaugte. Darüber hatte ich gar nicht nachgedacht. »Ich kenne sie noch nicht.«
    Aber ich würde sie kennenlernen. Ich würde sie behalten und sie lieben, selbst wenn sie es mir zuerst beibringen musste. Als ich meine erst wenige Stunden alte Tochter in den Armen hielt, fühlte ich mich, als sei alles auf der Welt, was bis jetzt unerreichbar für mich gewesen war, inzwischen möglich.
    Dieses Gefühl hielt sich genau eine Woche lang.
     
    Mutter Rubina blieb bis kurz vor Mitternacht und kehrte früh am nächsten Morgen zurück. In den acht Stunden, die ich allein mit dem Baby verbrachte, lauschte ich seinem Atem, zählte seine Herzschläge und beobachtete, wie sich seine Finger streckten und zu Fäusten schlossen. Ich schnupperte an der Haut meiner Tochter, an ihrem Speichel und an der fettigen weißen Schmiere, die Mutter Rubinas Waschlappen widerstanden und sich in den Falten an ihren Armen und Beinen abgesetzt hatten. Als ich jeden Zentimeter ihres Körpers abrieb, wurden meine Finger glitschig von der zähflüssigen Masse.
    Mutter Rubina hatte mir erklärt, das Baby würde, erschöpft von der Geburt, in der ersten Nacht sechs Stunden oder mehr schlafen.
Das erste Geschenk eines Kindes an seine Mutter
, hatte Mutter Rubina gesagt.
Und nicht das letzte. Nimm es an und schlaf
. Ich versuchte zwar zu schlafen, aber mein Kopf war zu erfüllt von Staunen über die Existenz dieses Kindes, eines Kindes, das es noch vor einem Tag nicht auf dieser Welt gegeben hatte und dessen Leben in meinem Körper entstanden war. Während ich meinem Baby beim Schlafen zusah, war ich überzeugt davon, dass ihm nichts geschehen konnte und dass es das auch wusste. Das Selbstverständliche, das ich vollbracht hatte, erfüllte mich mit Aufregung. Als ich am nächsten Morgen hörte, wie Mutter Rubina unten die Tür aufschloss, hatte ich kein Auge zugetan.
    Mutter Rubina schleppte ihre riesige Hebammentasche die Treppe hinauf und öffnete sie an der Tür des blauen Zimmers. Das Baby war wach und trank. Als es sich von meiner Brust löste, hörte Mutter Rubina sein Herz ab und legte es in eine Stoffschlinge an einer Metallfeder, die eigentlich eine Waage war. Sie wunderte sich, wie viel das Baby bereits zugenommen hatte. Ungewöhnlich in den ersten vierundzwanzig Stunden, sagte sie. Das Baby wimmerte und fing an, Luft zu saugen. Mutter Rubina hielt es an meine andere

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