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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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»Jack, Karen McAlpine am Apparat. Lange nicht gesehen. Ich denke, ich habe etwas, das dich interessieren könnte. Ruf mich an.« Ich klappe das Handy zu, werfe es auf den Sitz neben mir und lasse den Motor an.

34. Kapitel
    Carol Ann
    J osie schläft inzwischen fast den ganzen Tag hindurch. Ich sitze an ihrem Bett, fast wie früher, nach ihrer Geburt, als ich neben ihrem Brutkasten wachte. Anfang und Ende. Ich sehe zu, wie das Licht im Zimmer sich verändert, wie die Schatten wandern, während die Sonne höher steigt und dann wieder an Kraft verliert. Manchmal hebe ich die Hand vor die Augen, schirme sie vor dem Sonnenlicht ab, das zum Fenster hereinströmt, einfach weil es mir gefällt, einen kurzen Moment die Natur kontrollieren zu können. Licht. Kein Licht.
    Josie atmet mühsam, beim Ausatmen gibt sie kleine leise Schnarchtöne von sich. Manchmal lege ich meine Hand auf ihre Stirn oder streiche ihr über den Kopf, und dann wird der Rhythmus ihres Atmens kurz unterbrochen, das Atemgeräusch setzt einen kurzen Moment aus, nur für ein paar Sekunden, ehe es wieder in seinen alten Rhythmus fällt. Doch sie wacht währenddessen nicht auf.
    Ihre Knochen zeichnen sich überdeutlich unter ihrer durchsichtigen Haut ab. Es ist, als würde sie sich immer weiter auflösen, bis nur noch das Kernstück, das, was ihr Wesen ausmacht, übrig bleibt. Ihre Wangenknochen treten hervor wie Felsgrate aus einem Gletscher, ihre Augen sind die dunklen Höhlungen, die zurückgeblieben sind, nachdem der Gletscher sein zerstörerisches Werk vollendet hat.
    Eines Tages, als ich ihr beim Atmen zuschaue, ertappe ich mich dabei, wie ich mich frage, wie viele Atemzüge ihr in ihrem Leben noch bleiben. Lassen sie sich zählen? Ungeachtet dessen, wie ich mich Alex oder Dr. Montgomery gegenüber gebe, halte ich mir insgeheim bereits ihr Ende vor Augen. Mitten in meine Gedanken hinein hört sie plötzlich zu atmen auf. Mein Körper wird starr vor Angst. Ich halte den Atem an. Lausche. Ich versuche, sie mit meinem Willen dazu zu bringen auszuatmen, irgendeinen Laut von sich zu geben, doch ich höre nur meinen eigenen Herzschlag, so heftig, als wollte sich mein Herz einen Weg aus meiner Brust erkämpfen.
    »Josie!«
    In meiner Panik packe ich sie grob am Arm, doch sie reagiert nicht. Da höre ich, wie Alex’ Schlüssel sich im Schloss dreht, höre das Schlagen der Haustür, den dumpfen Aufprall, als er seinen Aktenkoffer auf dem Dielenboden abstellt. Ich fahre hoch, stolpere, reiße die Tür auf, registriere den Schmerz, als ich mit dem Finger gegen die Tür stoße und mir den Nagel bis zur Mitte einreiße.
    »Alex!«, brülle ich vom oberen Treppengeländer nach unten. »Alex!«
    Und er weiß sofort Bescheid, erkennt es am Klang meiner Stimme, seine langen Beine nehmen zwei Treppenstufen auf einmal, doch fast oben angekommen, stolpert er, fängt sich jedoch gleich wieder, greift Halt suchend mit der Hand ans Geländer, hastet weiter. Ehe er oben ist, bin ich schon wieder ins Zimmer zurückgelaufen, und stehe nun da, die Hand vor den Mund geschlagen. Ich fasse es nicht, wie dermaßen groß der Schock ist; als träfe es mich unerwartet, wo doch die drohende Aussicht auf ihr Ende mich seit Jahren heimsucht, sowohl im wachen Zustand als auch in meinen Träumen. Alex kniet sich neben das Bett, er ergreift ihre Hand und dann, plötzlich, flattern Josies Augenlider, sie schlägt die Augen auf und, oh Gott, was für eine Erleichterung, die Erleichterung fließt über mich hinweg, sie fließt und fließt, wie die Heckwelle eines fahrenden Schiffes, nichts kann sie mehr stoppen.
    »Daddy«, sagt Josie und fängt erbärmlich zu wimmern an.
    »Schon gut, Josie«, sagt Alex, und seine Stimme ist leise und zärtlich, wie ich sie von früher in Erinnerung habe. Er streichelt ihren Kopf. »Möchtest du was trinken?«
    Josie nickt, und Alex greift nach dem Glas auf ihrem Nachttischchen und stützt mit der anderen Hand ihren Rücken, während sie trinkt. Ich stehe draußen vor der Tür, am ganzen Körper zitternd, und bemühe mich, meine Fassung wiederzugewinnen. Als ich kurz darauf auf Zehenspitzen ins Zimmer zurückgehe, schläft sie bereits wieder, während sie mühsam atmet.
    Alex kniet immer noch neben dem Bett, Josies Hand in seiner. Er legt ihre Hand sachte auf die Zudecke und steht auf. Alle Energie ist aus ihm gewichen, er wirkt zu Tode erschöpft. Er lockert seine Krawatte noch ein wenig mehr. Dann dreht er sich um und geht an mir vorbei aus dem

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