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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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ich etwas ›weiß‹ oder nicht. Ich glaube einfach … dass es meine Pflicht ist, diese Sache zu melden.«
    »Karen, bitte. Nicht jetzt. Sie wissen doch, was in unserer Familie derzeit los ist. Man muss doch auch an Steve denken. Und Lily und …«
    »Ich weiß, dass Sie es im Moment nicht leicht haben, Alex. Doch ich muss nun mit mir zurate gehen und eine Entscheidung treffen, und ich fand es einfach fair, Sie vorher über meine Sicht der Dinge in Kenntnis zu setzen. Ich … ich kann nicht einfach so tun, als hätten wir dieses Gespräch nie geführt.«
    »Wie können Sie nur so sein? Karen, wir … ich meine … wie können Sie überhaupt nur mit dem Gedanken spielen, so etwas zu tun?« Er erhebt sich erregt von seinem Platz, doch als er mein Gesicht sieht, bleibt er abrupt stehen.
    »Gehen Sie, tun Sie, was Sie tun müssen, Karen«, sagt er und schaut mich aus kalten Augen an. »Aber ich werde auch tun, was ich tun muss. Ich werde es schlichtweg abstreiten.«
    »Vielleicht wird es notwendig, Josies Leiche zu exhumieren.«
    »Sie sind ein Miststück«, sagt er mit ruhiger Stimme.
    Ich greife zu meiner Tasche. »Es tut mir leid, Alex. Sie hören wieder von mir.«
    Wissen Sie, ich hoffe wirklich, Alex lernt aus dieser Sache. Es ist nicht seine Entscheidung, wann diese Sache zu Ende ist. Es ist meine .

36. Kapitel
    Carol Ann
    M ichael kommt nun fast jeden Abend in McGettigan’s Pub. Und wenn er ausnahmsweise einmal ausbleibt, überkommt mich ein seltsames Gefühl der Enttäuschung, das ich lieber nicht genauer analysieren möchte. Normalerweise erscheint er ungefähr eine Stunde, bevor wir schließen – wenn er nach der Arbeit am Strandhaus Feierabend gemacht hat –, und setzt sich an ein Ende des Tresens, wo er ruhig sein Bier trinkt. Er drängt sich mir nicht auf, aber erzählt mir gern, wie weit die Arbeiten an meinem Strandhaus gediehen sind, ein Thema, dessen ich nie überdrüssig werde. Jedes Mal wieder packt mich die Vorfreude.
    Mit der Zeit gehen wir entspannter, ja, freundschaftlich miteinander um. Michael bekundet diese Freundschaft auf männlich-praktische Weise: Er repariert Sachen für mich. Er wechselt eine defekte Lampenfassung aus, befestigt eine lose Bodenleiste. Und er bringt mir Anzünder für den offenen Kamin im Wohnzimmer. Ich habe keine Ahnung, wie man ein Feuer macht und denke, dass man dazu nur ein paar Holzspäne und eine zusammengerollte Zeitung braucht. Mit den Anzündern tut man sich leichter, sagt er.
    Michael hat eine Eigenschaft, die sich nur schwer beschreiben lässt. Als würde er die Dinge intuitiv erfassen und sie wirklich verstehen. Und das, obwohl er nie aus Irland herausgekommen ist. Eines Abends, als wir miteinander plaudern, frage ich ihn, ob er sich vorstellen kann, eines Tages woanders hinzuziehen. Nein, antwortet er schlicht, diese Idee ist ihm noch nie gekommen. Wie er erzählt, war er zwar schon öfter kurzzeitig weg, ist aber immer wieder zurückgekehrt. Es gefällt ihm einfach hier in Killymeanan. Manche denken, man verpasst etwas im Leben, wenn man nie aus seiner Ecke herauskommt, setze ich entgegen. Da lächelt er nur.
    »Killymeanan ist mein Leben«, erwidert er. Er leert sein Glas.
    »Da draußen wartet eine ganze Welt auf dich …«
    »Die habe ich hier auch, das hier ist meine ganze Welt«, entgegnet er und schaut mich dabei mit einem Ausdruck an, der mich veranlasst, mich dem Spülbecken zuzuwenden und so zu tun, als müsste ich dringend Gläser abwaschen. »Man muss nicht extra dazu fortgehen«, fährt er fort. »Die Welt kommt zu dir, egal wo du bist. Man kann einfach stehen bleiben und warten. Das ist etwas, was manche Menschen nicht begreifen. Sie gehen hierhin und dorthin, suchen nach neuen Erfahrungen, bleiben nie lange genug, um zu merken, dass all das gar nicht nötig wäre.«
    Ich hebe den Kopf und schaue ihn an und merke nicht, dass das Glas überläuft, das ich gerade spüle.
    »Pass auf«, sagt er leise und weist mit dem Kopf auf das spritzende Wasser. Ich senke den Blick, ziehe schnell das Glas von dem Wasserstrahl weg, kommentiere mit einem Zungenschnalzen meine Ungeschicklichkeit und den nassen Fleck auf meiner Bluse. Er lächelt.
    »Dann bis morgen.«
    Er lässt seinen langen, schlanken Körper von dem Barhocker gleiten, nimmt seinen Schlüsselbund vom Tresen und seine Lederjacke von dem Barhocker neben ihm. Ich sehe ihm nach, als er zur Tür geht und mir dabei einen fast unmerklichen Abschiedsgruß mit den Augen zuwirft. Dann fällt die Tür

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