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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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Angst, ständiges Erleben von Gewalt –, wenn diese Dinge über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder vorkommen, dann kann ein einziger großer Zwischenfall eine Dissoziation auslösen, und zwar in so einem Fall eher als bei einem Menschen, der nicht so eine Vorgeschichte hat.«
    »Hat Crrr …« Ich bringe nur ein Krächzen heraus. Aus welchem Grund auch immer. Als hätte ich einen trockenen Mund. Ich räuspere mich.
    Hammond lässt mich nicht aus den Augen, während er ein weiteres Papiertaschentuch aus der Box zieht.
    »Hat Carol Ann eine solche Vorgeschichte, was traumatische Erlebnisse betrifft?«
    »Auch sie ist nicht verschont geblieben.«
    Irgendwie habe ich das Gefühl, auf meinem Stuhl nicht aufrecht genug zu sitzen, zu sehr zusammengesunken zu sein. Ich drücke meinen Rücken durch, stütze die Ellbogen auf die Armlehne, lege die Füße überkreuz.
    »Ich frage mich, was mit Carol Anns Vater ist«, sage ich.
    »Ja?« Hammonds Augenbrauen schnellen in die Höhe. »Was würden Sie denn gern wissen?«
    »Mir ist aufgefallen, dass keiner ihn je erwähnt hat. Ich frage mich, ob Carol Ann noch Kontakt zu ihm hatte, also, ehe sie wegging?«
    »Jetzt frage ich mich aber«, sagt Hammond nachdenklich, »warum Sie mir diese Frage stellen?«
    »Ach, nur eine weitere Person, die in Verbindung zu ihr steht. Zu der sie vielleicht gegangen ist. Ich sollte das auf jeden Fall nachprüfen.«
    »Ja, aber das Naheliegendste wäre doch, Lily zu fragen. Oder Alex. Die beiden wissen da sicher am besten Bescheid, nicht wahr? Aber eventuell ist es gar nicht Carol Anns Vater, für den Sie sich interessieren?«
    Er muss niesen.
    »Gesundheit«, bemerkt er, womöglich mit einem Hauch von Sarkasmus in der Stimme. Als hätte er erwartet, dass ich darauf zu sprechen komme.
    Er zieht ein weiteres Taschentuch aus der Box.
    »Ist Carol Ann mit ihrem Vater gut ausgekommen?«
    »Also geht es nicht um sie?«
    »Ist sie das?«
    »Sie wollen heute also über Väter reden?«
    »Nein.«
    »Sicher?«
    »Nur über den Vater von Carol Ann.«
    »Ich glaube nicht, dass ihr Vater nach ihrer Kindheit noch eine Rolle in Carol Anns Leben gespielt hat. Interessieren Sie sich vielleicht für den Vater von jemand anderem?« Plötzlich wird mir die Sache zu brenzlig. Ich will nichts eingestehen, nicht einmal mir selbst gegenüber. Ich will keine Selbsterkenntnis, Selbsterfahrung. Ich will nichts wahrhaben oder anerkennen, denn das würde bedeuten, dass ich die Kontrolle verliere.
    »Das ist alles viel zu hoch für mich«, erkläre ich abrupt, lächle Hammond spöttisch an und verschränke die Arme vor der Brust. »Ich bin anscheinend zu dumm, um Ihrer Logik folgen zu können.«
    Hammond lächelt, als ließe er sich nicht täuschen durch mein jähes Umschalten in einen anderen Gang, die plötzliche Eile, mit der ich von dem Thema ablenke.
    »Ganz im Gegenteil, Karen, Sie sind ganz und gar nicht dumm, nicht wahr? Auch wenn ich Ihre Intelligenz eher als intuitiv und weniger als intellektuell bezeichnen würde. Pflichten Sie mir da nicht bei? Animalische Schläue? Überlebensinstinkt? Ich frage mich, wodurch diese Fähigkeiten in Ihnen geschärft wurden?«
    »Ach, bitte, Dr. Hammond, lassen wir das«, sage ich triefend vor Sarkasmus, erhebe mich und gehe Richtung Tür. Der Schweiß läuft mir über den Rücken. »Sie bringen mich ja ganz durcheinander. Wenn Sie so weitermachen, brauche ich bald einen Psychiater.«

38. Kapitel
    Carol Ann
    E nde Oktober. Von draußen höre ich eine Kakophonie von Tönen, wie Gewehrsalven, und ich renne zur Hintertür, um die Ursache herauszufinden. Ich reiße die Tür auf und sehe, wie unter plötzlichem Geschrei ein riesiger Schwarm Wildenten in Pfeilformation über das Haus fliegt. Er scheint den ganzen Himmel auszufüllen. Es ist das erste Mal, dass ich so ein lärmendes Spektakel beobachte. Ich schirme mit der Hand meine Augen ab und sehe den Vögeln nach, wie sie in Richtung Süden davonziehen. Unwillkürlich frage ich mich, wie viele von ihnen wohl im Frühling den Rückflug nach Hause nicht schaffen werden.
    Sean ist dabei, anlässlich der Bonfire Night, der Nacht zum 5. November, in seinem Pub eine kleine Party mit Feuerwerk zu organisieren. Um Platz zu schaffen, räumt er vorübergehend alle Außenbänke und Tische aus dem Gartenbereich. Ich habe zugesagt, dass ich an diesem Abend arbeiten werde; das Bier wird in Strömen fließen, und wir werden alle Hände voll zu tun haben. Ich bin froh, dass ich Ablenkung habe.

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