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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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wie Würmer, ergreifen von mir Besitz.
    » JOSIE WAR NICHT DIE EINZIGE, DIE DICH GEBRAUCHT HAT !«, brüllt er, und dann höre ich, wie er auflegt, das Rufzeichen ertönt, und ich lege den Hörer vorsichtig zurück.
    Ich bin jenseits aller Tränen. Der Schock lässt mein Inneres zu Eis erstarren, das Blut in meinen Adern ist eine Aneinanderreihung von Eisbergen. An jenem Abend gehe ich zu Seans Feuerwerk. Die kalte Luft kneift mich in die Wangen, in die Nasenspitze. Ich höre die typischen Geräusche eines Feuerwerks, das Donnern und Zischen der Feuerwerkskörper, die Rufe der Zuschauer. Doch vor meinem geistigen Auge sehe ich nur das Gesicht eines kleinen Jungen, Steve, vier Jahre alt, wie er sich aufgeregt in meinen Armen wand und reckte, um das Feuerwerk der Bonfire Night zu sehen, wie sich sein Mund zu einem staunenden O öffnete. Als würde er zum ersten Mal die Welt erblicken, die farbigen Lichtblitze, den kolossalen Lärm, die pure Lust und Freude dieses Spektakels. Seine Wangen waren rosig von der Kälte, seine rote Wollmütze mit der aufgestickten Lokomotive tief über die Ohren gezogen, die Schalenden in seinen Anorak gesteckt. Er zappelte auf meinem Arm, suchte Deckung an meinem Hals, und ich beobachtete in jener Nacht fasziniert sein Gesicht und nicht das Feuerwerk, sah in den glänzenden Spiegeln seiner Augen den Widerschein der bunten leuchtenden Sterne. Ich hatte mein Leben lang noch nie so ein Staunen, solche Ehrfurcht empfunden.
    »Jetzt kommt eine extra für dich, Cara!«, ruft Sean, und der rosarote Strahl einer Leuchtrakete fährt zischend gen Himmel und öffnet sich mit einem lauten Knall zu einer Kaskade von grünen und blauen Sternen.
    Alles Gute zum Geburtstag, Stevie.

39. Kapitel
    Karen
    I ch schaue Freitagabend wieder bei ihnen vorbei. Steve lässt mich ein. Er sagt kein Wort zu mir, sondern macht nur die Tür zum Wohnzimmer für mich auf und geht dann weiter die Treppe hoch. Alex sitzt allein in dem Zimmer, in dem nur das flackernde Licht des Fernsehers die Dunkelheit erhellt. Der Ton ist leise gestellt. Er würdigt mich keines Blickes, sondern schaut weiter unverwandt auf den Bildschirm.
    Er sitzt still und stumm da. Es überrascht mich, wie sehr er sich verändert hat in dieser kurzen Zeit, wie niedergeschlagen er jetzt wirkt. Mein Plan ist anscheinend aufgegangen.
    »Schlimme Woche gehabt?«
    Da wendet er sich mir zu, aber schweigt weiterhin.
    »Was dagegen, wenn ich mich setze?«
    Immer noch keine Antwort, also lasse ich mich auf der Couch nieder und schalte die Tischlampe auf dem Beistelltisch an.
    Alex macht einen völlig erschöpften Eindruck.
    »Wegen Josie …«
    »Was ist?«, fährt er mich feindselig an.
    »Ich habe mich entschieden, nichts zu sagen …« Etwas, das an Erleichterung grenzt, flackert in seinen Augen auf. Ich lege eine Kunstpause ein, dann füge ich hinzu: »Vorerst, zumindest.«
    »Was soll das heißen, ›vorerst zumindest‹?« Er ist jetzt aufgesprungen, baut sich vor mir auf, und ich gebe zu, dass es mich erschreckt. Vielleicht werden wir nun gleich Alex’ Grenzen der Belastbarkeit zu sehen bekommen. »Was treiben Sie da für ein Spiel?«, fragt er herausfordernd.
    »Sie machen eine schwere Zeit durch. Das sieht jeder«, erwidere ich ausdruckslos. Ich stehe auf. Ich kann es nicht haben, wenn sich einer so drohend vor mir aufbaut. »Deshalb habe ich, wie schon gesagt, bis jetzt keine Meldung gemacht. Aber natürlich kann ich nicht …«
    »Was ist das für ein mieses Spiel, Karen. Ha? Welcher Teufel reitet Sie da? Einmal sagen Sie so, und kurz darauf heißt es wieder …« Sein Gesicht ist jetzt ganz dicht vor meinem.
    »Ich gebe Ihnen den guten Rat, mich nicht so anzuschreien, Alex. Ich glaube kaum, dass Ihre Situation es Ihnen erlaubt, meinen Sie nicht auch?«
    Meine Stimme klingt völlig gelassen. Ich halte seinem Blick stand und sehe, wie sich Neugier und Verwunderung darin spiegeln. Er weiß nicht, wo er bei mir dran ist, und das ist gut so.
    Die Tür geht auf.
    »Macht sie Schwierigkeiten, Alex?« Lily schlurft herein, an den Füßen Winterhausschuhe aus Lammfell. Sie knickt beim Gehen immer noch ein, aber ihr Sprechvermögen hat sich seit dem letzten Mal, als ich sie sah, sogar noch weiter gebessert, auch wenn sie nach wie vor ein wenig undeutlich artikuliert.
    »Schon gut, Lily. Überlass die Sache mir.«
    »Ich finde, Sie sollten jetzt besser wieder gehen«, sagt Lily zu mir.
    »Lass das, Lily«, bemerkt Alex warnend.
    »Womit drohen Sie ihm?«, will

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