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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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wie er Käsetoast zubereitet.
    »Wo steckt sie nur?« Ungeduldig schiebt Alex das Backblech wieder unter den Grill.
    Ich schaue durch die Küchentür in die Diele. Lilys Zimmer ist am anderen Ende des Gangs. Die Tür geht auf. Lily steckt ihren Kopf heraus, macht eine linkische Bewegung, um mich herzuholen.
    Stirnrunzelnd setze ich mich in Bewegung.
    »Ha eas gemah?«, formt sie die Worte mit den Lippen und deutet dabei mit der Hand in Richtung Küche. Als ich vor ihrem Zimmer angelangt bin, macht sie die Tür weiter auf.
    »Aax«, sagt sie. Ihr Mund verkrampft sich, so sehr strengt sie sich an, die Worte zu artikulieren, aber mit mäßigem Erfolg. »Oodasii?«
    »Alex hat es gemacht.«
    Sie winkt mich mit einer Kopfbewegung näher zu sich, ins Zimmer hinein.
    »Was ist los, Lily?«
    »Mich vergiften«, sagt sie, so klar und verständlich, wie ich sie noch nie reden gehört habe. Sie bemüht sich so sehr, deutlich zu sprechen, dass die Worte überlaut herauskommen.
    Prompt taucht Alex am anderen Ende des Gangs auf, er steht in der Küchentür und lehnt sich gegen den Rahmen.
    »Herr im Himmel«, sagt er, »fängt sie wieder davon an, dass man sie vergiften will?«
    Lily verzieht den Mund wie ein aufmüpfiges kleines Kind.
    »Lily, sei nicht so verdammt albern. Ich will dich nicht vergiften. Warum sollte ich dich vergiften wollen, sag es mir?«
    Er geht durch die Diele auf uns zu, und Lily humpelt rasch in ihr Zimmer zurück und knallt die Tür hinter sich zu. Ich kann zusehen, wie jäh der Zorn in Alex’ Gesicht aufflammt, als wäre ein Streichholz angezündet worden. Er stürzt auf die Tür zu, so schnell, dass er mich im Vorbeigehen streift. Instinktiv drücke ich mich gegen die Wand. Er reißt die Tür zu Lilys Zimmer auf.
    »Lily!«, brüllt er.
    Als die Tür krachend gegen die Wand dahinter schlägt, wird Lily starr vor Schreck. Dann setzt sie sich rasch auf ihr Bett und schaut zu Alex hoch, in ihren Augen spiegelt sich eine Mischung aus Angst und Verwirrung. Sie sieht so winzig und zerbrechlich aus, eine verstörte alte Frau.
    Als Alex sie so sieht, hält er inne, als wäre der flammende Zorn in ihm mit einem Schlag erloschen. Er lässt den Kopf sinken, reibt sich mit der Hand über eine Wange, als würde er sich besinnen, sich fragen, was er da tut, wie es kommt, dass seine Welt derart aus den Fugen geraten ist.
    »Lily«, sagt er ruhig, und sein Blick wandert von ihren Füßen hoch zu ihrem Gesicht. »Du hast deine Hausschuhe verkehrt an.«
    Lily schaut nach unten, und die Erkenntnis, dass Alex recht hat, und ihre Verzweiflung darüber spiegeln sich in ihrem Gesicht. Sie schüttelt den Kopf. Sie ärgert sich über ihren Fehler, ärgert sich darüber, dass sie nicht fähig ist, ihn zu beheben.
    »Verkehrt«, sagt sie, blickt auf ihre Füße, schüttelt erneut den Kopf. Sie macht ein seltsames schnalzendes Geräusch mit der Zunge. »Verkehrt.« Ratlos schaut sie von Alex zu mir und versucht dann, mit Hilfe ihres Gehstocks den einen Hausschuh vom Fuß zu streifen. Ich kann zusehen, wie sich eine Träne formt und wie Gel über ihr Auge legt.
    »Na komm«, sagt Alex mit sanfter Stimme. »Ich helfe dir.«
    Ich sehe zu, wie er sich neben sie auf das Bett setzt, ihr beide Hausschuhe von den Füßen streift, sie richtig nebeneinanderstellt und ihr dann wieder anzieht. Lily lässt es widerspruchslos geschehen.
    Sie sitzt eine ganze Weile ergeben da, bis ihr endlich die lange zurückgehaltenen Tränen die Wangen hinunterlaufen und in dem dick aufgetragenen orangeroten Puderrouge ihre Spuren hinterlassen.
    »Nun komm schon, Lily«, sagt Alex schroff. Aber Lilys Schultern beben jetzt. Sie verliert die Fassung.
    »Carol Ann.« Ihre Stimme ist ein einziger dünner, trauriger Klagelaut.
    Seine Hand tätschelt verlegen ihren Rücken, linkisch und unbeholfen, wie jemand, der versucht, gleichzeitig mit der einen Hand über seinen Kopf zu streichen und mit der anderen seinen Bauch zu reiben.
    »Ich weiß«, sagt er. Er ergreift ihre Hand und hält sie einen Moment fest, und Lily blickt auf die ineinander verflochtenen Hände und dann hoch in sein Gesicht.
    »Komm jetzt«, sagt er und drückt sachte ihre Finger. »Käsetoast.«
    Sie nickt.
    Alex erhebt sich von der Bettkante und geht an mir vorbei aus dem Zimmer. Ich folge ihm, lasse Lily kurz allein, damit sie sich wieder fassen kann.
    In der Küche füllt Alex Wasser in den Kessel, dreht den Hahn voll auf, sodass das Wasser in einem mächtigen Schwall herausfließt und ein

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