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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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paar Spritzer auf seiner Kleidung hinterlässt. Doch Alex scheint es kaum zu merken. Er ist jetzt ganz still, in Gedanken versunken.
    »Harte Zeiten«, sage ich in die Stille.
    »Im Krankenhaus hat man mir gesagt, dass sie möglicherweise eine Zeitlang gefühlsmäßig völlig überzogen reagieren wird«, sagt Alex mit ruhiger Stimme. »Tränen … und Frust … und … so ein Schlaganfall verändert die Persönlichkeit des Patienten. Man sagte mir auch, dass sie eventuell Depressionen bekommen wird. Und Lily hat ihr Leben lang alles Mögliche nur mit Hilfe von Alkohol bewältigt. Offensichtlich ist sie im Krankenhaus ein bisschen trocken geworden, weil sie dort nicht trinken durfte, aber ich denke, jetzt, wo sie wieder zu Haus ist, fällt es ihr ziemlich schwer. Jetzt hätte sie ja wieder die Möglichkeit.«
    »Hat sie das gesagt?«
    Er schüttelt verneinend den Kopf. »Lily hat nie zugegeben, dass sie trinkt. Sie hat nicht einmal mit Carol Ann über dieses Thema geredet. Aber ich weiß, dass der Arzt sie gewarnt hat. Sie weiß genau, wenn sie Alkohol trinkt, während sie diese Medikamente nimmt, wird sie ernste Probleme bekommen.« Er hebt den Kopf und schaut mich an.
    »Ich bin zu ihrem Arzt gegangen und habe mit ihm geredet«, erklärt er.
    Aha.
    »Glaubt Lily ernsthaft, Sie wollen sie vergiften, oder sieht sie darin einfach ihre einzige Möglichkeit, gegen Sie zu rebellieren?«
    Ehe er antworten kann, geht die Tür auf. Lily humpelt herein, würdigt keinen von uns beiden eines Blickes und setzt sich betont würdevoll an den Tisch. Sie lehnt ihren Stock gegen die Tischkante. Alex bemüht sich beflissen um sie. Er serviert zuerst ihr, zerteilt ihr Essen in mundgerechte Happen, schneidet ein paar Kirschtomaten in kleine Spalten und legt sie als Dekoration oben auf die Toaststückchen. Lily lächelt nicht, hebt aber den Kopf, sieht ihn irgendwie bedeutsam an und nickt. Alex und ich setzen uns links und rechts von Lily an den Tisch. Alex hat ein paar Spritzer Lea & Perrins auf den Käsetoast gegeben, und unter dem Grill sind die Saucenspritzer mit dem Käse zu kleinen braunen Gebilden verkrustet, wie Minivulkane.
    »Wasssndass?«, will Lily von Alex wissen und deutet auf die braunen Blasen.
    Er schaut ihr direkt ins Gesicht.
    »Zyanid«, antwortet er trocken.
    Lilys Lippen zucken zwar, aber ein echtes Lächeln ist es nicht. Dann nimmt sie ein Stück Toast und beißt hinein.
    Die Kollegen von der Kriminalpolizei arbeiten sich durch Verhöre und nehmen weitere Aussagen auf. Ich habe ihnen noch nicht gesagt, dass sich Carol Anns Handy in meinem Besitz befindet. Noch ein, zwei Tage, dann bin ich sowieso damit fertig, die Nummern zu überprüfen.
    Zwei Dinge sind passiert, teile ich Alex mit. Erstens habe ich Missing People angerufen, eine Organisation, die den Angehörigen von vermissten Personen Hilfe anbietet, und einen Kontakt hergestellt, sodass er dort jederzeit anrufen kann. Ein bisschen zusätzliche Unterstützung schadet ja nicht. Die Organisation hat vorgeschlagen, Carol Anns Konterfei auf Milchkartons abzudrucken. Das ist schon oft gemacht worden, versichere ich Alex. Wäre er denn willens, es damit zu versuchen?
    Die zweite Neuigkeit ist, dass irgend so eine Psychopathin, die von sich behauptet, Wahrsagerin zu sein, ihre Hilfe bei der Suche nach Carol Ann angeboten hat. Alex reagiert verwirrt, doch jeder Vermisstenfall, der starke Beachtung in den Medien findet, zieht Wahrsager an – ohne Ausnahme. Und es ist nun schon so viel Zeit vergangen seit Carol Anns Verschwinden, ohne dass irgendein echter Hinweis auf ihren Verbleib eingegangen ist, sodass es nicht verwunderlich ist, wenn der Fall ziemlich viele Spalten füllt.
    Die Wahrsagerin behauptet, durch die Zeitung davon erfahren zu haben. Sie sagt, der Fall habe sie regelrecht »angezogen«. Sie wisse einfach, sie könne helfen. Offiziell zeigt sich die Polizei diesen Dingen gegenüber »aufgeschlossen«. McFarlane hat einmal an einem Fall mitgearbeitet, zu dem ein Wahrsager hinzugezogen wurde, und wie er behauptet, war es zwar verdammt unheimlich, aber im Großen und Ganzen reine Zeitverschwendung. Kennedy von der Kripo will nichts zu tun haben mit diesem Hokuspokus und sagt, ich solle mich um die Frau kümmern und ihm dann Bericht erstatten.
    »Du meine Güte«, sagt Alex, »ich kann mich also entscheiden zwischen dem Ouija-Brett und dem Molkereiverband. Was für Alternativen.« Er fährt sich mit den Händen durchs Haar, gräbt seine Finger hinein. Eine

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