Die verborgenen Fruechte
wollte nicht, daß ich mich bewegte. »Ich wünschte, ich könnte dich so malen«, sagte er.
Er lächelte, während er mit dem Kohlestift arbeitete. Als er sich herüberbeugte, um Maß zu nehmen, berührte er mit dem Stift meine Brustspitzen und hinterließ einen kleinen, schwarzen Tupfen. »Bleib so«, verlangte er, als er bemerkte, daß ich mich bewegen wollte.
Ich blieb so.
Dann sagte er: »Ihr Mädchen tut manchmal, als wärt ihr die einzigen, die einen Busen oder Hintern haben. Aber ich sehe so viele davon, daß sie mich nicht mehr interessieren, das versichere ich dir. Da ist mir meine Frau angezogen jederzeit lieber. Je mehr Kleider sie anhat, desto besser. Ich mache das Licht aus. Weil ich zu genau weiß, wie Frauen aussehen. Ich habe sie zu Millionen gezeichnet.«
Durch die leichte Berührung mit dem Stift waren meine Brustspitzen hart geworden. Das ärgerte mich, weil ich überhaupt kein Vergnügen dabei empfunden hatte. Warum waren meine Brüste nur so empfindlich? Und hatte er es bemerkt?
Er fuhr fort, zu zeichnen und die Skizze zu kolorieren. Als er innehielt, um einen Whisky zu trinken, bot er mir auch einen an. Er tauchte den Finger in den Whisky und berührte damit eine meiner Brustwarzen. Da ich nicht posierte, wich ich ärgerlich zurück. Er sah mich lächelnd an. »Ist das nicht ein schönes Gefühl?« fragt er. »Es wärmt.«
Das stimmte: Die Spitzen waren hart und rot geworden. »Du hast hübsche Brustwarzen. Du brauchst sie nicht mit dem Lippenstift zu färben, oder? Sie sind von Natur aus rosig. Die meisten anderen sind lederbraun.«
Ich bedeckte mich.
Das war alles, für diesen Tag. Er bat mich, am folgenden Tag um die gleiche Zeit wiederzukommen.
Am Dienstag dauerte es länger, bis er sich an die Arbeit machte. Er redete.
Die Füße hatte er auf den Zeichentisch gelegt. Er bot mir eine Zigarette an. Ich steckte meinen Schal fest. Er sah mir zu. »Zeig mal deine Beine«, sagte er. »Vielleicht zeichne ich nächstesmal Beine.«
Ich hob den Rock bis über die Knie.
»Laß deinen Rock oben und setz dich«, befahl er.
Er zeichnete meine Beine. Alles war still.
Dann stand er auf, warf den Stift auf den Tisch, beugte sich über mich, bog den Kopf nach hinten und küßte mich voll auf den Mund. Ich stieß ihn heftig von mir. Darüber mußte er lächeln. Rasch fuhr er mir mit der Hand unter den Rock, betastete meine Schenkel dort, wo die Strümpfe aufhörten, und war, ehe ich eine Abwehrbewegung machen konnte, schon wieder an seinem Platz.
Ich nahm die vorgeschriebene Pose ein und schwieg, denn ich hatte gerade eine Entdeckung gemacht: daß mir der Kuß und das Streicheln meiner nackten Schenkel Vergnügen bereitet hatte, obwohl ich den Mann nicht liebte. Gewehrt hatte ich mich nur aus Gewohnheit, in Wirklichkeit hatte ich Vergnügen empfunden.
Das Posieren ließ mir Zeit, aus dem Gefühl des Vergnügens zu erwachen und mich auf meine Verteidigung zu besinnen. Aber meine Abwehr war überzeugend gewesen, denn er verhielt sich für den Rest des Vormittags ruhig.
Vom ersten Moment an hatte ich geahnt, daß der Feind, gegen den ich mich wirklich wehren mußte, meine eigene Empfänglichkeit für Liebkosungen war. Außerdem wurde ich von großer Neugier über so viele Dinge geplagt! Und war gleichzeitig fest davon überzeugt, daß ich mich nur einem Mann schenken würde, den ich liebte.
Ich liebte Stephen. Am liebsten wäre ich zu ihm gegangen und hätte zu ihm gesagt: »Nimm mich! Nimm mich!« Unvermittelt erinnerte ich mich an einen anderen Zwischenfall ein Jahr zuvor, als eine meiner Tanten mich zum Mardi Gras nach New Orleans mitgenommen hatte. Freunde von ihr hatten uns in ihrem Auto mitfahren lassen. Bei uns befanden sich noch zwei weitere junge Mädchen. Eine Gruppe junger Männer nutzte das Durcheinander, den Lärm, die Aufregung und den Frohsinn aus, sprangen zu uns ins Automobil, rissen uns die Masken herunter und küßten uns, während meine Tante lautes Geschrei anstimmte. Dann verschwanden sie in der Menge. Ich war ganz benommen und wünschte, der junge Mann, der mich gepackt und auf den Mund geküßt hatte, wäre noch da. Der Kuß hatte mich ganz schwach und erregt gemacht.
Wieder im Club, fragte ich mich, wie die anderen Modelle empfanden. Es gab zwar viel Gerede von Gegenwehr, aber ich fragte mich, ob das alles so ernst gemeint war.
Eines der hübschesten Modelle, ein Mädchen, dessen Gesicht gar nicht besonders schön war, das aber einen herrlichen Körper besaß, sagte
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