Die verborgenen Fruechte
ihn schon am nächsten Mittag gleich nach der Schule abermals zu besuchen.
Zur verabredeten Zeit erschienen sie, um wieder den Vögeln zuzusehen – vier kleine Mädchen unterschiedlicher Größe: eine mit langem Blondhaar, die andere mit Locken, die dritte rundlich und träge, die vierte schlank, scheu, mit großen Augen.
Als sie da standen und die Vögel bewunderten, wurde Manuel immer nervöser und erregter. »Entschuldigt mich«, sagte er daher, »ich muß pinkeln.«
Er ließ die Toilettentür offen, damit sie ihn sehen konnten. Aber nur eine von ihnen, die schlanke, scheue, wandte den Kopf und richtete den Blick auf ihn. Manuel stand mit dem Rücken zu den Kindern, blickte aber über die Schulter zurück, um zu sehen, ob sie ihn beobachteten. Als er das scheue Mädchen mit den riesigen Augen bemerkte, wandte sie schnell den Blick ab. Manuel mußte seine Hose schließen. Er wollte sich nicht durch eine Unvorsichtigkeit das Vergnügen verderben. Dies war jetzt genug für heute.
Die großen Augen, deren Blick sich auf ihn gerichtet hatten, verfolgten ihn den ganzen Tag; verträumt präsentierte er seinen ruhelosen Penis dem Spiegel wie ein Stück Zuckerwerk, eine Frucht oder ein Geschenk. Manuel war sich durchaus bewußt, daß die Natur ihn, was die Größe betraf, verschwenderisch ausgestattet hatte. Es traf zwar zu, daß sein Glied erschlaffte, sobald er sich einer Frau näherte, sobald er sich zu einer Frau legte; es traf zwar zu, daß es ihn im Stich ließ, sobald er Thérèse geben wollte, was sie verlangte; aber es traf auch zu, daß dieser Penis, sobald eine Frau ihn nur betrachtete, zu überwältigenden Proportionen anschwoll und sich überaus kraftvoll gab. Dann zeigte er sich von seiner besten Seite.
Während der Stunden, in denen die Mädchen in ihren Klassenzimmern saßen, frequentierte er die pissoirs von Paris, von denen es so unendlich viele gab – jene kleinen runden Pavillons, türenlose Labyrinthe, aus denen ständig Männer kamen, die sich ungeniert die Hose zuknöpften, während sie einer eleganten Dame dreist ins Gesicht starrten, einer vornehmen Dame, die nicht gleich merkte, daß dieser Mann aus dem pissoir kam, und die dann schamhaft den Blick senkte. Dieses Spiel gehörte zu Manuels größten Freuden.
Zuweilen stand er auch am Urinbecken und blickte an den Häusern empor, wo vielleicht eine Frau am Fenster oder Balkongitter lehnte, die von dort oben sehen konnte, wie er seinen Penis in der Hand hielt. Von Männern beobachtet zu werden, bereitete ihm kein Vergnügen, sonst hätte er sich wie im Paradies gefühlt, denn die Männer verstehen es alle geschickt, ruhig vor sich hinzupinkeln und dabei den Nachbarn bei der gleichen Verrichtung zu beobachten. Und kleine Jungen kamen oft nur herein, um sich gegenseitig bei dieser Handlung zuzusehen oder sogar zu helfen.
An dem Tag, an dem ihn das scheue Mädchen angesehen hatte, war Manuel glücklich. Er meinte, von nun an werde es ihm leichter fallen, sich zu befriedigen – wenn er sich beherrschen könne. Er fürchtete vor allem das ungestüme Begehren, das ihn überfiel, den Drang, sich zu zeigen, koste es, was es wolle; denn damit würde er alles verderben.
Jetzt wurde es Zeit für den nächsten Besuch, und schon kamen die Mädchen die Treppe heraufgestürmt. Manuel hatte sich in einen Kimono gehüllt, der sich zuweilen wie zufällig öffnete.
Die Vögel machten ihre Sache gut; sie keiften, schnäbelten und zankten sich. Manuel stand hinter den Mädchen. Unversehens öffnete sich sein Kimono, und als ihn langes, blondes Haar berührte, verlor er den Kopf. Statt seinen Kimono zu schließen, öffnete er ihn noch weiter, und als die Mädchen sich zu ihm umdrehten, sahen sie ihn alle da stehen: beinah wie in Trance, mit seinem riesigen, steil aufgerichteten Glied, das sich ihnen prall entgegenreckte. Sie schreckten zusammen wie kleine Vögel und liefen davon.
Die Frau in den Dünen
Louis konnte nicht schlafen. Er wälzte sich im Bett auf den Bauch, barg das Gesicht im Kopfkissen und rieb sich an den heißen Laken, als liege er auf einer Frau. Als diese Reibung jedoch die Glut in seinem Körper nur schürte, hielt er inne…
Er stieg aus dem Bett und sah auf die Uhr. Zwei Uhr nachts. Was konnte er tun, seine fiebernde Erregung zu lindern? Er verließ sein Atelier. Der Mond schien so hell, daß er die Straßen deutlich erkennen konnte. Im Ort, einem Küstendorf der Normandie, gab es zahlreiche kleine Hütten, die man für eine Nacht
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