Die Verborgenen
verschieben? Wir sind hier nicht in einem Roman von Joan Wilder, wenn ihr versteht, was ich meine.«
Robin wandte den Blick von Bryan ab und drehte sich wieder zu Pookie um. Pookie lächelte entschuldigend, aber er hatte recht. Es war nicht der richtige Augenblick, um mit ihrem Ex Wer leidet heftiger zu spielen.
»Okay«, sagte sie. »Ich weiß, dass ich die ganzen Informationen Rich und Bobby überlassen sollte, aber es ist verrückt. Es scheint, als sei Rich an dem Fall nicht wirklich interessiert. Bobby schon, glaube ich, aber Rich hat das Sagen. Was ich herausgefunden habe, ist eine ziemlich große Sache. Da ihr beide die Leichen entdeckt habt, wollt ihr vielleicht auch darüber Bescheid wissen, dachte ich. Aber könntet ihr das bitte vertraulich behandeln? Chief Zou hat mich gebeten, mit niemandem über den Fall zu sprechen. Wenn sie herausfindet, dass ich es doch getan habe, könnte das meine Kandidatur als Leitende Gerichtsmedizinerin gefährden.«
Beide Männer nickten. Pookie verriegelte pantomimisch seinen Mund mit einem Schloss und warf den imaginären Schlüssel hinter sich. Vielleicht war Bryan nicht der beste Lebenspartner der Welt, aber er stand zu seinem Wort, und das galt auch für den unkorrigierbaren Mr. Chang.
Robin ging mit den beiden zu ihrem Schreibtisch und rief das Karyogramm auf ihren Computer.
»Wir haben Proben isoliert, die wir an der Leiche von Oscar Woody sichergestellt haben«, sagte sie. »Ich bin zu neunundneunzig Prozent sicher, dass all diese Proben von einer einzigen Person stammen, was bedeutet, dass es in Oscars Fall nur einen Täter gibt. In der DNA des Killers habe ich Hinweise auf ein zusätzliches X-Chromosom gefunden. Deswegen habe ich einen weiteren Test durchgeführt, in der Annahme, ein XXY zu entdecken. Stattdessen habe ich das hier gefunden.«
Sie deutete auf die untere Reihe des Karyogramms.
Bryan beugte sich so weit vor, dass seine Brust ihre rechte Schulter berührte. Er fühlte sich warm an.
Pookie beugte sich über ihre linke Schulter. »Ich erkenne dieses Y-Ding aus dem Biologieunterrricht, aber was ist das daneben?«
Robin zuckte mit den Schultern. »Ich nenne es ein Zett-Chromosom .«
»Was, zum Teufel, ist ein Zett? «
»Dasselbe wie der Buchstabe Z«, sagte Bryan. »Nur zahlt es höhere Steuern und besitzt eine Krankenversicherung, die alles abdeckt.«
»Ah«, sagte Pookie, »Kanada-Sprech.«
Alle starrten das merkwürdige Ergebnis an. Ein Y und etwas anderes; etwas, das bedeutend größer war. Ein X-Chromosom sah tatsächlich aus wie ein »X« – zwei sich überschneidende Linien, die einem jener Tiere ähnelten, die man aus verknoteten Luftballons bastelte. Das männliche Geschlechtschromosom »Y« zu nennen, erforderte allerdings etwas Fantasie, wenn Name und Form übereinstimmen sollten, denn es bestand aus zwei kurzen, dicken Streifen, die sich an einem Punkt trafen, an dem sich eine winzige Kugel aus demselben Material befand.
Das neue Chromosom sah aus wie eine aus drei Würsten bestehende Kette. Weil diese Kette an den beiden Gelenken scharf abknickte, sah sie irgendwie nach einem »Z« aus. Vielleicht war Robin dieser Buchstabe aber auch nur deshalb zuerst eingefallen, weil sie schon seit Jahren mit X- und Y-Chromosomen arbeitete.
»Von so etwas hat noch nie jemand gehört«, sagte sie. »Zwar gibt es bei Vögeln und einigen Insekten ein Z-Chromosom, doch bei ihnen ist das eine Art kleiner Klecks, der nicht einmal wie ein Z aussieht. Deshalb nenne ich das hier Zett , um es davon zu unterscheiden. Das ist der genetische Code von Oscar Woodys Mörder. Es ist nicht einfach nur Zufall, sondern eine wahrhaftige chromosomale Abweichung.«
Pookie streckte sich und hob die Hand. »Frau Lehrerin, was zählt mehr, ein Zufall oder eine Abweichung? Oder mit anderen Worten: Wie bitte? «
»Ich will damit sagen, dass es sich nicht um einen zufälligen genetischen Schaden handelt«, antwortete Robin. »Es ist in jeder Zelle. Der Mörder wurde damit geboren.«
Pookie verschränkte die Arme. »Soll das heißen, dass wir es mit einem Mutanten mit fleischigem Kopf vom Planeten Sechs zu tun haben oder so?«
»Das vielleicht nicht, aber mit etwas Seltsamem«, erwiderte Robin. »Kommt mit. Es gibt noch etwas, das ich euch zeigen möchte.«
Sie führte die beiden zurück in den Kühlraum, in dem die Leichen lagen, öffnete eines der Fächer und zog die Trage heraus, auf der Oscar Woody lag. Robin zog Handschuhe an und deutete auf die parallelen
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