Die Verborgenen
wissen, ob er richtiglag.
»Es würde mir sogar noch besser gehen, wenn ich meine Medizin bekommen könnte«, sagte er. »Wie wär’s damit, Lady? Kann ich die Medizin bekommen, die ich dabeihatte, als ich hierherkam?«
»Nein.«
»Aber ich brauche meine Medizin. Ich bin krank.«
Hillary schüttelte den Kopf. »Du brauchst sie nicht, oder jedenfalls nicht so schnell. Wir hatten hier schon viele wie dich. In ein, zwei Tagen wird alles in Ordnung sein mit dir.«
Aggie war zuvor schon auf Entzug gewesen. Sicher, das Zittern würde verschwinden, ebenso der Durchfall und das Erbrechen, doch es konnte nicht die Rede davon sein, dass alles in Ordnung mit ihm wäre. Dass das Zittern verschwand, half einem nicht dabei zu vergessen – das schaffte nur das Heroin.
»Ich brauche es«, sagte Aggie.
Hillary lächelte. »Vielleicht wird dieses Brauchen in ein paar Tagen das Geringste deiner Probleme sein.«
Mit einem metallischen Knirschen und Kreischen schwang die weiße Zellentür auf. Sechs Männer in Weiß kamen herein, die Kapuzen tief über ihre Monstermasken herabgezogen. Wolfs gesicht, Schweinsgesicht, Hello Kitty, ein Käfer- und ein Dämonengesicht. Die letzte Gestalt, die eintrat, trug die schwarzhäutige, von roten Linien durchzogene Maske von Darth Maul.
Wolfsgesicht trug die Stange mit dem Haken. Dämonengesicht hielt die Fernsteuerung.
Der Chinese starrte die Männer an und stieß einen Schwall Worte aus, die Aggie nicht verstand. Er war bewusstlos gewesen, als man ihn hierhergebracht hatte, sodass er diese Freakshow nun zum ersten Mal sah.
Die Männer in den weißen Roben gingen auf Hector zu.
Hector rührte sich nicht. Er blieb in seiner zusammengekrümmten Haltung liegen.
Dämonengesicht drückte auf eine Taste der Fernsteuerung. Die Ketten begannen zu rasseln. Aggie hob seine Kette hoch und eilte zurück an die Wand. Er drückte seinen Nacken gegen die Wandöffnung und ließ die Kette durch seine Finger gleiten, um zu verhindern, dass sie sich um seinen Fuß oder einen anderen Teil seines Körpers wickelte.
Der Chinese war entsetzt, schaffte es aber immerhin, Aggies Verhalten nachzuahmen.
Hectors Kette straffte sich und zog ihn nach hinten, doch er reagierte immer noch nicht. Die Männer mit den Monstergesichtern traten näher an ihn heran, und noch während er über den Boden geschleift wurde, packten vier Händepaare seine Arme und Beine. Die Holzstange senkte sich, und der Metallhaken näherte sich seiner Halsfessel.
Plötzlich gab Hectors Kette ein völlig neues Klirren von sich.
Sie bewegte sich nicht mehr.
Aggie spähte zur der Wandöffnung hinüber. Dort bildete die Kette einen so großen Knoten, dass sie nicht mehr durch das mit Edelstahl verkleidete Loch passte.
Auch die Männer mit den Monstergesichtern sahen hin, und ihre Hände in den schwarzen Handschuhen hielten inne, bevor sie sich endgültig um die Hand- und Fußknöchel des Mexikaners schlossen. In dieser kurzen, von Regungslosigkeit erfüllten Stille, die den weißen Raum erfüllte, begann Hector zu sprechen.
»Ahora es su turno cabrones.«
Seine Hand schoss unter eine weiße Robe, packte einen Fuß und zog. Der Mann mit dem Schweinsgesicht ging hart zu Boden, die Beine wurden unter ihm weggerissen wie bei einer Zeichentrickfigur, die in eine Seilfalle tappt, und sein Kopf krachte mit einem deutlich hörbaren Aufschlag auf die weißen Steine des Fußbodens.
Er hat sie reingelegt. Er hat sich totgestellt.
Hector bewegte sich wie eine wütende Straßenkatze, die gegen ein Rudel kleiner, langsamer Hunde kämpft. In einer einzigen Bewegung schüttelte er ihre Hände ab und sprang auf. Er trat um sich und traf Käfergesicht voll in den Magen. Der Maskierte stieß ein Grunzen aus und sackte zu Boden.
Zwei Männer in weniger als einer Sekunde ausgeschaltet.
»Mach sie fertig!«, kreischte Aggie. »Mach sie fertig!«
Hello Kitty packte Hectors linken Arm, während Darth Maul ein Bleirohr aus seinem Ärmel zog, in einem tief angesetzten, horizontalen Bogen ausholte und auf Hectors Knie zielte. Wie einer der Kämpfer beim Ultimate Fighting drehte der Mexikaner im letzten Augenblick sein Bein zur Seite, sodass das Rohr nur seine Kniekehle traf. Er schnitt eine Grimasse – der Schlag war schmerzhaft, aber nicht so sehr, wie es ein Treffer auf die Kniescheibe gewesen wäre.
Gottverdammt, der Bohnenfresser war wirklich schnell.
Hector hob seine freie Hand und riss Wolfsgesicht die Holzstange aus den Händen. Darth Maul holte
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