Die Verborgenen
erneut mit dem Bleirohr gegen Hectors Knie aus, doch der Mexikaner stieß das Ende der Holzstange in Mauls Latexmaske. Darth Maul stieß einen Schrei aus, wie ihn Aggie noch nie gehört hatte – hoch und schrill. Mauls Hände in den schwarzen Handschuhen schossen hoch unter die Kapuze, als er zu Boden stürzte. Seine kleinen Füße zuckten.
Der Mexikaner drückte das Ende der Stange auf den weißen Boden und trat gegen den Schaft. Die Stange brach auseinander, und Hector hielt ein langes, scharfkantiges Stück weißes Holz in der Hand.
Hector stieß ein wütendes Knurren aus und rammte das scharfkantige Ende direkt unter die Maske von Hello Kitty.
Blut spritzte hervor.
Auf dem Boden liegend packte Schweinsgesicht Hectors Füße. Wolfsgesicht duckte sich und schlang die Arme in den weißen Robenärmeln um Hectors Brust. Dämonengesicht hob das Bleirohr vom Boden auf. Es schoss blitzschnell in die Höhe – und krachte noch schneller am Ende einer bösartigen, bogenförmigen Bewegung auf den Kopf des Mexikaners herab.
Hector sackte zusammen. Er verschwand in einem Gewirr weißer Roben, hämmernder schwarzer Fäuste, zutretender Beine und einem auf- und abschwingenden Rohr, das nie mehr innezuhalten schien.
Aggie konnte sich nicht abwenden, konnte nicht wegsehen, konnte nicht weghören . Immer wieder senkte sich das Rohr und krachte – ein Zischen, ein dumpfer Aufschlag, ein Knacken – gegen Hectors Schienbeine, seine Knie, seine Füße und seine Hände. Jedes Mal, wenn das Metall auf Fleisch und Knochen traf, folgte dem Schlag ein gequälter Aufschrei.
Hector bewegte sich nicht mehr, doch die Schläge gingen weiter.
Endlose Augenblicke später packten Wolfsgesicht und Schweinsgesicht die zerschmetterten Hände des Mexikaners und schleiften ihn aus dem Raum. Sein blutgetränkter Pyjama hinterließ lange rote Streifen auf dem weißen Boden.
Zwei weitere Männer in weißen Roben erschienen: der Joker und Jason Voorhees. Sie halfen Dämonengesicht und Käfergesicht, die noch immer zuckende Hello Kitty und den bewegungslosen Darth Maul aus der Zelle zu tragen.
Hello Kittys Blut folgte in einer Zickzack-Linie den Vertiefungen zwischen den Steinen und rann schließlich in die Bodenöffnung, in die Aggie und die anderen sich erleichterten.
Ruhig schob Hillary ihren Safeway-Einkaufswagen aus der Tür. Die Räder quietschten noch immer, doch nicht mehr besonders laut. Sie blieb stehen und warf einen Blick zurück auf Aggie. »Ein ouvrier wird bald kommen und das aufwischen«, sagte sie.
Sie schloss die Zellentür hinter sich. Schweigen, das nur vom leisen Wimmern des Chinesen unterbrochen wurde, erfüllte den hellen Raum.
Hector hatte gekämpft wie ein Wahnsinniger, der nichts mehr zu verlieren hatte. Auch Aggie James hatte nichts mehr zu verlieren, doch er war völlig unfähig zu kämpfen.
Wenn die Maskierten ihn abholen würden, wäre er nicht in der Lage, sie aufzuhalten.
Blue Balls
D ie Leute würden bald anfangen zu reden.
Das war bereits die zweite Nacht hintereinander, in der Pookie Bryan helfen musste, in seine Wohnung zu kommen. Es hatte seinen Partner mehr als nur ein bisschen erwischt. Pookie konnte sich kaum vorstellen, wie Bryan es geschafft hatte, bei den Treffen mit Biz-Nass und Zou den tapferen Soldaten zu spielen, der sich nichts anmerken ließ.
Drei Tage war es her, dass sich Bryan irgendetwas eingefangen hatte, doch Pookie fühlte sich immer noch völlig gesund. Anscheinend war die Grippeschutzimpfung doch zu etwas gut.
»Ich fühle mich beschissen«, sagte Bryan. »Ich möchte nicht schlafen. Ich möchte nicht mehr träumen.«
Aber Träume waren vielleicht ein notwendiges Übel, denn Schlaf war genau das, was Bryan brauchte. Ohne Erholungsphase würde er nicht viel länger durchhalten. Was auch immer er sich eingefangen hatte, es zehrte alle körperlichen Kräfte vollständig auf.
Wie ein zweieinhalb Meter hoher Sprung aus dem Stand, was, Pooks?
Nein, Pookie würde sich nicht schon wieder damit befassen. Was er glaubte gesehen zu haben, konnte nicht sein – und damit hatte es sich. Es war nichts weiter als eine Sinnestäuschung im Eifer des Gefechts gewesen.
Pookie lehnte Bryan an die Wand im Hausflur, während er dessen Wohnungstür öffnete. »Clauser, du bist ein echtes Genie, weißt du das?«
»Warum?«
Pookie half ihm in die Wohnung. »Weil ein dicker Chinese mit Chicagoer Akzent sich um dich kümmert, während du stattdessen eine kleine scharfe brünette Gerichtsmedizinerin
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