Die Verborgenen
haben könntest, die dich ins Bad setzt und deinen Körper mit einem Schwamm abschrubbt.«
»Ist das dein Ernst, Pooks? Du willst mir in so einem Augenblick wegen Robin in den Hintern treten?«
»Du und Robin, ihr beide seid füreinander bestimmt«, sagte Pookie. »Das ist pure Mathematik.«
»Du hasst Mathematik.«
»Dass ich sie hasse, macht sie nicht weniger exakt. Und vergiss nie den Ratschlag meines Großvaters: ›Du kannst deine Mathematiklehrerin befummeln, aber lass die Finger von der Mathematik.‹«
Bryan fiel auf sein Bett. Er blieb einen Moment lang liegen, dann setzte er sich auf. »Ich glaube nicht, dass dein Großvater das gesagt hat.«
»Na schön, aber irgendjemand schon. Vielleicht war ich es selbst.«
»Was für eine Überraschung.«
Bryan schob sich vom Bett. Seine Knie zitterten, und er wäre fast gestürzt.
»Bryan, leg dich hin.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht schlafen werde. Ich kann nicht, Pooks.«
Wenn Bryan nicht ein wenig Ruhe bekam, würden die Träume, Maries Kinder und die Morde keine Bedeutung mehr für ihn haben, denn er würde an Erschöpfung sterben. Pookie musste es schaffen, ihn zu überreden.
»Ich verrate dir etwas«, sagte Pookie. »Die schlimmen Träume kommen üblicherweise erst in den frühen Morgenstunden. Ich wecke dich um Mitternacht auf.«
Bryan starrte ihn aus tief in ihre Höhlen gesunkenen, blutunterlaufenen Augen an. Sein dunkelroter Bart hatte vor drei Tagen gerade eben noch gepflegt ausgesehen. Jetzt glich Bryan mehr und mehr Charles Manson; keine gute Assoziation, wenn man genauer darüber nachdachte.
»Mitternacht? Versprochen?«
»Ja«, sagte Pookie. »Und ich rühre mich nicht von der Stelle. Aber spiel bloß nicht den Schlafwandler, auch wenn wir beide wissen, dass du schon seit Jahren hinter mir her bist.«
Pookie drückte Bryan zurück aufs Bett. Ein verschwitzter Kopf senkte sich auf ein kühles Kissen. Pookie hatte sich auf Bryans Seite geschlagen. Er würde zu ihm halten, bis diese Sache zu Ende war.
»Ich werde auf dich aufpassen, Bruder«, sagte Pookie. »Ich werde dich nicht im Stich lassen.«
Bryan antwortete nicht.
»Bryan?«
Ein Schnarchen. Er war bereits eingeschlafen.
Pookie schaltete das Licht aus, trat in den Flur, in dem die Umzugskisten standen, und schloss die Schlafzimmertür. Eine weitere Nacht auf der Couch seines Freundes. Seit seiner Heirat hatte Pookie nicht mehr so oft auf einer Couch geschlafen.
Er schaltete Bryans Fernseher ein und sah sich die Lokalnachrichten an. Jay Parlars Tod war die Hauptmeldung. Der Nachrichtensprecher wirkte empört. Und die Reporterin vor Jays Haus hatte eine wirklich düstere Miene aufgesetzt. Reporter waren beschissene Vampire, die vom Blut anderer lebten.
Pookie schaltete den Fernseher ab und zog seine Jacke aus. Es wäre sicher kein Schaden, wenn er es sich bequem machte. Er holte sein Notizbuch aus seiner Jackentasche.
Die Situation war verrückt, sein Partner war völlig fertig, und es bestand durchaus die Möglichkeit, dass das San Francisco Police Department in eine mörderische Verschwörung verwickelt war, doch das bedeutete noch lange nicht, dass Pookie seine anderen lebenswichtigen Aufgaben vernachlässigen durfte.
» Blue Balls, Blue Balls, führt mich hinweg. In Hollywood geht es für die Bullen immer gut aus.«
Er begann, sich Notizen für seine Serienbibel zu machen, in der Hoffnung, dass die Arbeit ihn von allem anderen ablenken würde. Wenigstens für eine kurze Zeit.
Roberta
R ex zeichnete.
Diesmal Alex Panos. Keine Äxte, keine Motorsägen, keine Monster. Nur Alex.
Alex. Und Rex.
Das Zeichnen tat gut. Rex spürte, wie sein Schwanz steif wurde, als er den schmerzerfüllten Ausdruck in Alex’ Augen skizzierte.
Der Bleistift schoss so schnell dahin, dass das leicht kratzende Geräusch zu einem ununterbrochenen Zischen wurde. Umrisse bildeten sich – Kreise, Ovale und Zylinder, die zu Gesichtern, Oberkörpern, Armen und Beinen wurden.
Aus geschwungenen Linien wurde Blut.
Ja, ja, das war gut, das war gut .
Rex’ Atem wurde schneller, flacher. Sein Gesicht fühlte sich heiß an. Er spürte, wie sein Herzschlag in seinem Kopf hämmerte. Vielleicht war es nicht richtig, wegen dieser Dinge scharf zu werden, doch es spielte keine Rolle mehr. Blut, Schmerz und Tod erregten ihn, und jetzt wusste er, warum die Jungs in der Schule die ganze Zeit über Pornos redeten.
Noch mehr Striche. Rex griff nach einem Buntstift. Alex’
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