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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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darum kümmerte, doch Pookie weigerte sich, seine eigenen Nachforschungen einzustellen. Und wie jeder gute Partner hatte John ihn bei jedem seiner Schritte begleitet.
    Ein Tipp führte sie ins Tenderloin, wo sie einen Volltreffer landeten. Johansson nahm von Johnny Yee, dem Boss der Suey Singsa Tong, Geld entgegen. Doch Pookie überstürzte alles. Anstatt auf Verstärkung zu warten, wollte er den Zugriff selbst durchführen. Für einen kurzen Augenblick war Johansson von Pookies Aktion völlig überrascht, doch dieser Augenblick verging, und er zog seine Waffe. Pookie hätte ihn außer Gefecht setzen müssen, doch er tat es nicht. John sollte nie verstehen, warum Pookie in diesem Moment nicht den Abzug drückte. Hätte er es getan, wäre alles ganz anders gekommen.
    Danach brach das Chaos aus. Johansson schoss, Pookie schoss, John schoss, und dann floh Johansson durch die Hintertür. Als John ihm folgte, wurde er von einer Kugel in den Bauch getroffen. Er sah den Schützen nicht, wusste nicht, wer der Schütze war, und hätte nicht einmal sagen können, ob es sich um Johansson handelte.
    John kroch viereinhalb Meter weit, um hinter einem Müll eimer aus Plastik in Deckung zu gehen. Während er das tat, wurde er von einer zweiten Kugel getroffen, diesmal in die linke Wade. Pookie schrie auf. Eine Kugel hatte ihn im Oberschenkel erwischt. Er ging zu Boden und konnte John nicht zu Hilfe kommen.
    Fünfzehn Minuten lang kauerte sich John Smith hinter dem Mülleimer zusammen, drückte seine Fäuste gegen die Bauchwunde, die ihm qualvolle Schmerzen bereitete, und versuchte, die Blutung zu stoppen. Während der ganzen Zeit wurde auf ihn geschossen. John versuchte, den Schützen zu entdecken, er musterte die Gebäude, die ihn umgaben, die Fenster, die Häuserecken, die Bäume, aber er sah niemanden. Und er musste erfahren, dass Plastik nicht gerade den besten Schutz vor Kugeln bietet.
    Bryan Clauser war der Erste, der auf die Meldung Schusswechsel und Beamter verwundet reagiert hatte. Irgendwie gelang es Bryan, den Schützen zu entdecken, sogar sehr schnell, und nach wenigen Sekunden endete dieser neue Schusswechsel mit drei zusätzlichen Löchern in Blake Johansson: Zwei erschienen in seiner Brust und eines in seiner Stirn.
    Seit jener Nacht war in Johns Leben nichts mehr wie zuvor. Er konnte nicht mehr nach draußen gehen, ohne in jedes Fenster und jede Tür zu starren; er war überzeugt, dass jeder Fremde eine Waffe mit sich führte, ihn beobachtete und nur darauf wartete, dass John in eine andere Richtung sah.
    Die Psychoklempner konnten ihm nicht helfen. Er wusste , dass er verrückt war, aber dieses Wissen und die Fähigkeit, die Situation wieder in Ordnung zu bringen, waren zwei völlig verschiedene Dinge. Die unablässige, lähmende Furcht machte es ihm unmöglich, länger ein Cop zu sein.
    Einige Monate später teilte Chief Zou ihn als Graffiti-Experten der Sondereinheit zur Bandenkriminalität zu. Er behielt seinen Rang und bekam dasselbe Gehalt, doch jetzt verbrachte er seine Tage mit der Arbeit am Computer, ohne die Sicherheit hinter den Wänden der Hall of Justice verlassen zu müssen. Chief Zou hatte sich um John in einer Zeit gekümmert, in der ihn viele hätten fallen lassen.
    Er sah den Karton durch, der die Fallakten zum Golden Gate Slasher enthielt. Angesichts dessen, was er dabei für jeweils wenige Momente vor Augen hatte, war er erleichtert, dass er nichts mehr mit den Ermittlungen an einem Tatort zu tun hatte. Acht Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren waren über einen Zeitraum von zehn Monaten hinweg ermordet worden, doch der Fall hatte nie so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie andere Serienkiller. Medien, die im ganzen Land verbreitet waren, berichteten kaum darüber.
    Über die Gründe dieses Mangels an nationalem Interesse wollte John lieber nicht nachdenken, aber eines war offensichtlich: Alle getöteten Kinder hatten Minderheiten angehört. Sechs Schwarze, ein Asiate und ein Latino. Damals beschäftigten sich die Medien nicht mit Niggern, Schlitzaugen und öligen Bohnenfressern.
    Nicht dass sich während der letzten dreißig Jahre allzu viel daran geändert hätte. Wenn John an einem beliebigen Wochentag die Kabelnachrichten einschaltete, konnte er sehen, wie diese negative Vorauswahl noch immer funktionierte. Ein hübsches weißes Mädchen war verschwunden? Monatelang Nachrichten in allen Bundesstaaten, die zeigten, wie wütende weiße Frauen mit zu viel Make-up in die Kameras schrien.

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