Die Verborgenen

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Autoren: Scott Sigler

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hast meine Frage nicht beantwortet«, sagte der Vogelmann. »Warum wir? Und weil ich weiß, dass du mich irgendwie nur mitschleppst, lautet die Frage eigentlich: Warum du? «
    Darauf würde Rich nicht antworten. Sich darüber zu äußern, bliebe Zou überlassen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war. Verde hoffte, dass es mit dem Vogelmann funktionieren würde, denn sie brauchten frisches Blut. Deshalb hatte Zou dafür gesorgt, dass sie beide Partner wurden. Bobby war ein guter Cop, aber es war offensichtlich, dass er nicht allzu hörig an der buchstäblichen Auslegung des Gesetzes klebte. Und genau das war der springende Punkt. Wenn es um Maries Kinder und die Symbole ging, kam es darauf an, wie ein Cop die Grauzonen interpretierte. Clauser und Chang hatten viel zu viele moralische Bedenken, um bei diesem Spiel mitzumachen; hoffentlich besaß Bobby eine realistischere Einschätzung davon, wie diese Welt wirklich lief.
    Rich konzentrierte sich auf die Aufgabe, die vor ihnen lag. Es waren die kleinen Dinge, die einen Polizisten das Leben kosteten, wie zum Beispiel eine gewöhnliche Verkehrskontrolle oder eine Unterhaltung mit der falschen Person zur falschen Zeit. Wenn man in seinem Job überleben wollte, musste man davon ausgehen, dass jeder, dem man begegnete, einen lieber tot sehen wollte.
    Er näherte sich dem Haus der Deprovdechuks. Einige Leute – vor allem Chinesen und Alte – waren auf den Bürgersteigen unterwegs. Verde schob sich an einer alten Dame vorbei, die neunzig sein musste. Sie trippelte mit so winzigen Schritten dahin, dass sie wie ein Aufziehspielzeug mit Wackelkopf wirkte.
    Das war das Chinatown der Menschen, die hier wohnten, nicht das Chinatown für die Touristen. Viele Fenster waren offen, vor denen Hemden und Hosen an improvisierten Wäscheleinen trockneten. Die Inschriften auf einigen Ladenschildern bestanden vor allem aus Mandarin mit ein wenig Englisch darunter; bei einigen anderen fehlte die englische Beschriftung ganz. Massage- und Schönheitssalons sowie Kunstgalerien, die nie zu öffnen schienen – die Ladenfronten wirkten, als würden sie von den Wohnungen, die sich über ihnen drei bis vier Stockwerke hoch erhoben, geradezu zusammengequetscht. Er hatte sich einige dieser Wohnungen angesehen. Die Chinesen schafften es, zehn, elf und sogar fünfzehn Leute in einem einzigen Ein-Zimmer-Apartment unterzubringen.
    Rich blieb stehen, als er Pacific Nummer 929 sah. »Das ist es«, sagte er.
    »Puh«, sagte der Vogelmann. »Ich wette, sie sind die Einzigen mit runden Augen in diesem Gebäude, wenn nicht im ganzen Viertel.«
    Die Deprovdechuks lebten in einem Haus, das einem halben Dutzend Eigentümern gehörte. Das dreistöckige Gebäude verfügte über zwei parallele, vertikale Reihen der typischen Panoramafenster. Autoabgase hatten die einst weißen Wände beschmutzt und sie nachdunkeln lassen. Sieben Betonstufen führten zu drei nebeneinander liegenden Holztüren. Eine führte in das zweite und eine in das erste Obergeschoss, und hinter der dritten lag die Erdgeschosswohnung der Deprovdechuks.
    »Lass mich das Reden übernehmen«, sagte Rich, als er auf die Klingel drückte.
    »Machst du das nicht sowieso schon?«
    Verde hörte Schritte, die im Inneren des Hauses näher kamen. Kleine Schritte.
    Die Tür öffnete sich ein paar Zentimeter, bevor die Vorlegekette sich straffte und die Bewegung zum Stillstand brachte. Auf halber Höhe spähte ein winziges Gesicht nach draußen.
    Verdes Nase erhaschte die schwache Andeutung eines stechenden Geruchs. Er kannte diesen Geruch.
    Der Junge verzog misstrauisch das Gesicht. »Wer sind Sie?«
    »Inspektor Verde, San Francisco Police«, sagte Rich. »Bist du Rex?«
    Der Kiefer des Jungen sackte nach unten, und seine Augen wurden immer größer. Er schlug die Tür mit solcher Wucht zu, dass Holz ächzte und Glas knirschte. Die plötzliche Bewegung riss einen Schwall Luft mit sich, und eine weitere Andeutung des Geruchs kitzelte Verdes Nase.
    Er erkannte ihn. Unvergesslich, unverwechselbar.
    Leichengeruch.
    Rich zog seine Sig Sauer. Bevor er irgendetwas sagen konnte, hatte auch Bobby seine Waffe gezogen. Wenigstens war der Junge schnell, wenn es darauf ankam.
    Rich schob sich auf die rechte Seite der Tür, die Schulter gegen den Rahmen gedrückt, die Waffe in beiden Händen nach oben gerichtet. »Los!«
    Bobby hob seinen Fuß, der in einem großen Doc Marten steckte, und trat zu. Die Tür flog mit einem Knall auf, die Metallkette wurde aus dem Holz