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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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gerissen und schoss wirbelnd über die Hartholz-Dielen. Bobby ging als Erster hinein, gefolgt von Rich. Rich sah, wie Rex durch den langen Flur sprintete. Der Junge rannte zur letzten Tür auf der linken Seite und schlug sie krachend hinter sich zu. Bobby stürmte ihm nach. Rich warf einen Blick ins Wohnzimmer, das unmittelbar hinter der Eingangstür auf der linken Seite der Wohnung lag. Die Leiche einer Frau lag mit dem Gesicht nach oben auf dem Boden, einen Gürtel um den Hals geschlungen. Die Augen offen und starr. Fleckige Abschürfungen im Gesicht. Purpurne Verfärbung der Haut unmittelbar über und unter dem Gürtel. Die Haut der Leiche an anderen, nicht von Kleidern bedeckten Stellen fahl-grau.
    Richs Blick dauerte nur eine halbe Sekunde, dann hatte er alles in sich aufgenommen. Er wandte sich wieder in Richtung Flur und sah, wie der Vogelmann die Tür vor sich mit einem Tritt öffnete und die Waffe in den Raum richtete.
    »Auf den Boden!«, schrie Bobby ins Zimmer.
    In diesem Augenblick hörte Rich die Schritte hinter sich.
    Er drehte sich um. Zu spät. Etwas traf ihn in den Rücken und schleuderte seinen Kopf gegen die unnachgiebige Wand. Als er zu Boden ging, sah er für einen kurzen Moment, wie ein Mann an ihm vorbeirannte – langer schwarzer Bart, weißes Unterhemd, grüne Baseballkappe.
    Der Mann trug ein Hackbeil.
    Als Rich auf dem Boden aufschlug, hatte der Bärtige Bobby schon fast erreicht. Bobby sah den Mann, drehte sich um und feuerte. Das Beil zischte durch die Luft.
    Zwei Schüsse, so schnell hintereinander, dass sie beinah wie ein einziger Schuss klangen.
    Das Beil traf Bobby von rechts in den Hals und grub sich bis in sein Brustbein hinab. Nie würde Rich das zugleich schmatzende und knirschende Geräusch vergessen, mit dem sich die Klinge ins Fleisch senkte.
    Rich drückte sich hoch auf die Knie. Er hob die Waffe und feuerte, popp-popp , doch das Wasser in seinen Augen und seine zitternden Hände verhinderten, dass er sein Ziel traf. Der Bärtige packte Bobby bei den Schultern und drehte sich um – schnell –, sodass Bobbys Rücken Rich zugewandt war.
    Ein Teil der Beilklinge ragte zwischen den Schulterblättern seines Partners hervor.
    Der Hieb hat sein Herz durchtrennt.
    Der Mann riss das Beil aus Bobbys Körper und trat ins Zimmer, während er gleichzeitig nach Bobbys Waffe griff.
    Rich konnte sich nicht bewegen. Er konnte nicht atmen.
    Bobbys rechter Arm hing herab; schlaff baumelte er unter der klaffenden Wunde hin und her, als befänden sich keine Knochen darin. Er tat einen einzigen, kurzen, schwankenden Schritt, dann gaben seine Beine nach. Er fiel mit dem Gesicht voran zu Boden. Rich sah, wie das Blut aus seinem Körper strömte und sich auf dem Holzboden ausbreitete.
    Der Hieb hat Bobbys Herz durchtrennt. Du kannst ihm nicht helfen. Raus hier. Verschwinde. Hol Verstärkung.
    Rich kam wieder auf die Beine. Langsam zog er sich zurück. In der rechten Hand hielt er die nach vorn gerichtete Waffe, mit der linken griff er nach seinem Funkgerät.
    »Elf neunundneunzig, elf neunundneunzig! Officer verwundet! Officer verwundet, neun neunundzwanzig Pacific, verdammt, wir brauchen Hilfe, sofort! «
    Er schob sich rückwärts durch die Haustür hinaus in die abendliche Luft.

Marco
    N och nie hatte Rex’ Herz so schnell geschlagen.
    Er sah den blutüberströmten Mann in seinem Zimmer stehen. In der einen Hand hielt er eine Pistole, in der anderen ein bluttriefendes Beil. In Höhe seiner Brust befanden sich zwei rote Punkte auf seinem weißen Unterhemd – soweit Rex das trotz des struppigen Barts erkennen konnte, der dem Mann bis auf den Bauch reichte. Die grüne Baseballkappe des Mannes trug in gelben Buchstaben die Aufschrift JOHN DEERE .
    Rex erkannte ihn. Es war der Mann von der Straße, der ihn daran hatte hindern wollen, dem Penner das Kleingeld abzunehmen.
    Der blutüberströmte Mann hätte auf Rex wie ein wandelnder Albtraum wirken müssen. Er hatte soeben im Flur von Rex’ Wohnung einen Polizisten getötet. Er war bewaffnet. Rex konnte nirgendwohin fliehen. Doch anstatt sich zu fürchten, fühlte Rex, wie sich ein Gefühl der Wärme in seiner Brust ausbreitete, eine Vibration, die ba-da-bum-bummm machte.
    Die Vibration vermittelte Rex, dass alles in Ordnung war. Er wusste es einfach.
    »Hallo«, sagte der Mann.
    »Hi«, sagte Rex.
    Der Mann starrte zu Boden. Er wirkte nervös. »Mein Name ist Marco.«
    »Ich bin Rex.«
    Rasch warf der Bärtige einen Blick in den Flur. Er nickte,

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