Die Verborgenen
erledigen? Er hatte Roberta umgebracht … Roberta war größer und stärker als April, das Meth-Hirn.
Er folgte ihr, fast ohne seine eigenen Schritte zu bemerken. Er musste sie erledigen.
Klick-klick-klick.
Rex’ Füße machten kein Geräusch. Er hob die Arme, legte ihr die Hände um den Hals und drückte zu. Sie griff nach seinen Fingern und versuchte, sich umzudrehen, doch das ließ er nicht zu. Sie gab kleine, grunzende Geräusche von sich – sie bekam nicht genügend Luft für einen richtigen Schrei. Ihre Nägel kratzten über seinen Handrücken, also drückte er, so fest er konnte.
April zuckte und trat schwach um sich. Dann bewegte sie sich nicht mehr.
Rex war so scharf, so verdammt scharf. Er zog sie in den Eingang zu einem Wohnhaus und ließ ihren Körper vorsichtig zu Boden gleiten. Er hatte nicht viel Zeit. Rex durchsuchte ihre kleine Handtasche und fand die Schlüssel.
Er konnte sich hier nicht für immer verstecken. Er musste sich Alex stellen, Alex, der auf seinen Arm getreten und ihn gebrochen hatte. Alex, der Rex so oft ins Gesicht geschlagen, der ihm in den Bauch getreten hatte …
Rex schüttelte den Kopf. Er würde keine Angst mehr haben, nie mehr. Er war der König .
Wieder sah er sich um. Hatte ihn jemand bemerkt? Die Straße war ruhig. Nirgendwo eine Bewegung. Rex ging zurück zu Aprils Haus. Er versuchte, ruhig zu atmen. Alex war in diesem Gebäude. Rex’ Hand strich über das weiß lackierte Holz der Eingangstür.
Er hatte zwei Frauen umgebracht, doch Alex Panos war keine Frau. Alex war groß und stark. Rex konnte nicht mehr davonlaufen. Er konnte nicht mehr verhindern, dass er dieses Gebäude betreten würde. Jetzt würden die Qualen ein Ende haben, die Alex ihm zugefügt hatte – so oder so. Rex atmete abgehackt und mühsam.
Töte Alex. Töte Alex. Töte Alex.
Rex’ Hand glitt hinab zum Messingtürknauf. Das Metall fühlte sich kühl an. Rex probierte den ersten Schlüssel aus; er passte nicht. Rex probierte es mit dem nächsten, wobei er sich so leise wie möglich verhielt. Der dritte Schlüssel glitt ins Schloss. Rex drehte ihn um und drückte gegen den Knauf.
Rex betrat das Haus. Rechts befand sich ein Zimmer. Aus diesem Zimmer kam das blau-weiße Flackern eines Fernsehers, der im Dunkeln lief.
Und auch eine Stimme kam aus diesem Raum. »Hast du mir meine Chocodiles mitgebracht? Es wäre wirklich besser für dich, Kleine, wenn du meine Chocodiles mitgebracht hättest.«
Rex betrat das Zimmer. Alex Panos – der große, starke Alex Panos – saß in einem Sessel, das Gesicht auf einen riesigen Fernsehbildschirm gerichtet.
Alex stand rasch auf. Er sah quer durchs Zimmer auf eine Stelle irgendwo rechts neben Rex. Dann wandte er seinen Blick Rex zu. Alex ballte die Fäuste.
»Du kleine Schwuchtel«, sagte er. »Was machst du hier?«
Die Stimme ließ Rex erstarren. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Er konnte an nichts anderes mehr denken als an die Fäuste, die gegen seine Nase krachten, an die Knie, die seine Lippen aufrissen, und an den Stiefel, der ihm den Arm brach.
Das flackernde Licht des Fernsehers überzog Alex’ blondes Haar mit einem Schimmer. »In den Nachrichten heißt es, dass du deine Mom umgebracht hast«, sagte er. Die unausgesprochene Bedeutung seiner Bemerkung war: Bist du hierhergekommen, um mich umzubringen, nachdem du deine Mom umgebracht hast?
Ja. Genau deswegen war Rex hier.
Die Starre in seinen Beinen löste sich. Er tat einen Schritt nach vorn.
»Tu’s nicht«, sagte Alex. »Verschwinde von hier, oder ich mach dich fertig. Hast du irgendjemandem gesagt, wo ich bin?«
Rex machte noch einen Schritt.
Wieder sah Alex zu einer Stelle irgendwo rechts neben Rex. Dort musste etwas sein, das Alex haben wollte, doch Rex würde seine Beute keine Sekunde aus den Augen lassen.
»Du verschwindest jetzt besser, Wichser «, sagte Alex. »Hau ab, oder diesmal werde ich dir wirklich wehtun.«
Eine Stimme voller Wut, eine Stimme voller Hass , doch zugleich verriet sie ein völlig neues Gefühl: Angst .
Rex atmete tief durch die Nase ein. Er hörte Alex’ Angst nicht nur, er roch sie auch.
Plötzlich rannte Alex am Fernseher vorbei nach links. Rex stürzte nach vorn, bevor er auch nur wusste, was er tat. Er prallte gegen Alex und schleuderte den größeren Jungen rückwärts in den Fernseher. Plastik barst, Funken sprühten, und dann schlugen beide hart auf dem Boden auf. Alex schrie. Es war eine Art Quieken, das so gar nicht zu seinen männlichen
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