Die Verborgenen
glitten seine kräftigen Hände zu ihren Schultern hoch, hielten sie fest und drückten ihren Körper nach hinten, sodass ihre beiden Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.
Sie fühlte die Wärme seines Atems und roch den Talisker darin. »Ich habe dich vermisst, Bryan. Ich habe dich so sehr vermisst.«
Bryan schniefte.
Behutsam küsste sie sein linkes Auge und ließ ihre Lippen in seinem Augenwinkel schweben. »Ich hätte dich nie wegstoßen sollen«, sagte sie.
Er nickte. »Und ich hätte nicht zulassen sollen, dass du das tust.«
Ihre Hände glitten zu seinem Gesicht. Sie fühlte seinen Bart unter ihren Fingern, spürte die Wärme seiner Haut. »Ich werde keine dummen Spielchen mehr spielen«, sagte sie. »Ich liebe dich. Ich glaube, ich habe dich geliebt, seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Die Gene ändern nichts daran, dass du ein guter Mensch bist, Bryan. Sie ändern nichts daran, dass du mein Mann bist.«
Er schloss die Augen. »Alles fühlt sich so sehr … fühlt sich einfach nach mehr an. Früher waren alle meine Gefühle irgendwie, ich weiß nicht, gedämpft . Jetzt sind sie sozusagen voll aufgedreht. Es ist schwierig, damit umzugehen.«
Sie küsste seine Nase. »Alles, was ich von dir will, ist ein einziges Gefühl. Nichts anderes zählt. Überhaupt nichts. Sieh in dein Herz und sag mir: Liebst du mich?«
Langsam strichen ihre Daumen auf seinen Wangenknochen vor und zurück. Er starrte sie an. Seine Augen waren noch immer voller Schmerz, aber jetzt waren sie ebenso von Sehnsucht erfüllt.
Er wollte etwas sagen, hielt aber gleich wieder inne. Er schluckte und leckte sich über die Lippen, bevor er sprach.
»Ich liebe dich«, sagte er. »Ich habe dich immer geliebt, aber ich konnte es nicht sagen.«
Sie blinzelte sich die aufsteigenden Tränen aus den Augen. »Aber du kannst es jetzt sagen. Wir werden das alles zusammen durchstehen. Ich werde dich nie verlassen, ganz egal, was passiert.«
»So leicht ist das nicht«, sagte er. »Ich meine, das Zett-Chromosom … die anderen Menschen, die es haben, und die Dinge, die sie tun … ich weiß nicht, was ich vielleicht noch machen werde.«
Wieder küsste sie ihn. Seine Finger lagen fest auf ihrem Rücken.
Robin lehnte sich ein wenig zurück, aber nur so weit, dass sie darauf antworten konnte. Ihre Lippen berührten noch immer die seinen, als sie zu sprechen begann.
»Bleib bei mir«, sagte sie. »Bleib heute Nacht bei mir.«
Wieder sah er sie an, und dann war er es, der sie an sich zog.
Hände
M an musste sie nur anschauen. Sie hielten sich bei den Händen. Sie küssten sich. Er konnte erkennen, wie die Zungen zwischen ihren Lippen hervorhuschten und im Mund des anderen verschwanden. So unrein .
Wut erfüllte Tards Brust. Und Erregung. Alles kam ihm viel deutlicher und intensiver vor – von der Brise, die über den endlosen Ozean heranwehte, bis zum Sand, der unter seinem Bauch knirschte, und dem Geruch nach toten Fischen ganz in der Nähe.
Sie konnten ihn nicht sehen. Nachts sahen Menschen nicht so gut wie er. Außerdem hatten diese Leute ein Feuer gemacht, das heiß und orangefarben schimmerte, ein kleiner Lichtfleck, umgeben von einem langen, dunklen Strandabschnitt. Ihre Augen mussten sich inzwischen auf dieses Licht eingestellt haben; schon sechs Meter außerhalb des kleinen Strandfeuers würden sie nichts mehr erkennen. Tard würde nur ein paar Sekunden brauchen, um die sechs Meter zurückzulegen. Es bliebe ihnen keine Zeit, um zu reagieren. Wahrscheinlich bliebe ihnen nicht einmal genügend Zeit, um zu schreien.
Es gab niemanden mehr, der ihn aufhalten konnte. Er hatte schon einmal getötet, und niemand hatte ihm gesagt, dass er aufhören sollte.
In der Ferne erhellten weitere Strandfeuer den Abendnebel von Ocean Beach. Wahrscheinlich Penner. Niemand verschwendete einen Gedanken an Penner, aber die beiden vor Tard sahen aus, als würde man sie vermissen.
Niemand durfte einem Menschen, der vermisst würde, wenn ihm etwas zustieß, ein Haar krümmen.
Tard überlegte, ob er sich zurückziehen und Ausschau nach Leuten halten sollte, die sich in der Nähe der anderen Strandfeuer aufhielten, doch die beiden vor ihm … sie lagen nebeneinander, hielten sich bei den Händen und küssten sich.
Der Junge legte sich auf das Mädchen und begann, sich zu bewegen.
Tard hatte ein komisches Gefühl beim Zusehen, und dieses komische Gefühl machte ihn noch wütender.
Langsam drückte er sich von seinem Bauch hoch auf
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