Die Verborgenen
Naturtalent ist?«
»Ich dachte … ja, genau«, sagte Alder. »Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass er nicht weiß, wie man damit schießt.«
Bryan streckte den Arm aus und strich mit den Fingerspitzen über den Bogen. Er musste sich eingestehen, dass es eine schöne, elegante Waffe war. »Vielleicht bin ich irgendwann so weit. Gibt es sonst vielleicht noch etwas, mit dem ich jemanden auf Distanz halten kann?«
Adam deutete auf eine Schublade. »Blendgranaten?«
»In einer Klinik?«, sagte Bryan. »Ich glaube nicht.«
Adam nickte. Er ging zu einer anderen Schublade und zog eine Vorrichtung aus Gurten, Schnallen und einer tödlich aussehenden Klinge hervor, die sich am Ende eines aufgerollten, unter Druck stehenden Metallseils befand. »Ein Messer mit Federmechanismus«, sagte er, als er Bryan die Vorrichtung reichte. »Eine fünfzehn Zentimeter lange Titanklinge, die verdammt sauer ist und noch was zu erledigen hat, wenn sie in ihr Ziel eindringt. Und bevor du Genie wieder über die Schneide streichst – die Antwort lautet Ja , sie ist vergiftet.«
Bryan befestigte die Vorrichtung unter seinem linken Unterarm. Adam zeigte ihm den Mechanismus: Ein rasches Abknicken des Handgelenks, und die schwere Klinge schoss nach vorn.
Alder tippte zweimal mit seinem Stock auf den Boden. »Und nun das pièce de résistance .« Er trat an einen Schrank, öffnete ihn mit dramatischer Geste und zog ein grünes Cape heraus. Er streckte es nach vorn, und ein stolzes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
»Inspektor Clauser, dieses Cape ist das Zeichen der Erlöser. Wir bitten Sie, diese Rolle anzunehmen und einer von uns zu werden.«
Bryan starrte auf das Cape. »Ich gehe in eine Klinik«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass der Sherwood Forest auf meinem Weg liegt.«
Wieder begann Adam zu lachen. Er bedeckte das Gesicht mit den Händen, als wollte er sagen: O Mann, diesmal hast du’s wirklich überzogen.
Ein starrer Ausdruck der Verachtung erschien auf Alders Gesicht. »Vor einer halben Stunde, Inspektor, hätte ich Sie als ein Monster erschießen können. Jetzt sind Sie ein Erlöser, aber Sie wollen das Cape nicht tragen? Für wen um alles in der Welt halten Sie sich?«
Bryan versuchte, nicht zu lachen, doch er beging den Fehler, Adam anzusehen, der sein Gesicht noch immer mit beiden Händen bedeckte und den Kopf schüttelte. Trotz des Mutanten-Chromosoms, der mörderischen Träume, einer ruinierten Polizeikarriere und einer Kielspur von Leichen konnte Bryan ein Grinsen nicht unterdrücken, als ihm die ganze Absurdität seiner Lage klarwurde. Der alte Mann wollte nicht nur, dass sich Bryan wie ein Superheld anzog; er konnte sich sogar nicht einmal vorstellen, dass Bryan von dieser Idee nicht restlos begeistert war.
Wieder hob Alder das Cape hoch, als hätte Bryan es beim ersten Mal nicht richtig gesehen. »Es ist kugelsicher.«
Bryan versuchte, ein Lachen zu unterdrücken, doch er schaffte es nicht. »Aber meine Verletzungen heilen doch sowieso ziemlich schnell.«
»Natürlich«, sagte Alder. »Aber der Heilungsprozess wird Ihnen die Leber nicht wieder an Ort und Stelle setzen, wenn jemand sie Ihnen aus dem Leib geschossen hat.«
Bryans Lachen verstummte. »Die Monster benutzen Schusswaffen?«
»Selbstverständlich benutzen sie Schusswaffen«, sagte Alder. »Schusswaffen funktionieren. Sie sind Monster, keine Idioten.«
Sie konnten ihn also mit ihren Klauen bearbeiten, ihn beißen und ihm darüber hinaus auch noch mehrere Kugeln in den Körper jagen? Wahnsinn, wie Pookie sagen würde. Und doch war der Umhang so überaus auffällig.
»Nach allem, was ich weiß, wird Chief Zou mich hinter Gitter bringen, sobald sie mich sieht«, sagte Bryan. »Also werde ich bei meinen üblichen Kleidern bleiben.«
Adam nahm seinem verdutzten Großvater das Cape ab und hängte es zurück in den Schrank. »Wenn du deine Meinung ändern möchtest, Cop, habe ich da noch ein paar Sachen, die du ausprobieren könntest.« Er schloss die Schranktür.
Alder stieß ein Schnauben aus. »Adam, er wird diese lächerlichen Sachen nicht tragen, die du dir ausgedacht hast. Wir haben eine Tradition zu pflegen. Das ist nichts als Mangel an Respekt bei der heutigen Jugend, so wahr ich hier sitze.« Er wandte sich an Bryan. »Machen Sie sich keine Sorgen um Amy Zou. Mit ihr werde ich schon fertig. Wir sollten jetzt besser in die Klinik fahren.«
Der alte Mann hatte recht. Wenn Bryan Erickson helfen wollte, konnte er das wohl kaum vom Keller der
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