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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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ihm gesagt, dass es in der Stadt noch andere Ansammlungen von Tunneln gab, doch die mussten warten. Er hatte sich die wichtigsten Abschnitte seines Zuhauses angesehen und war zum Schluss in den Säuglingssaal gelangt.
    Dutzende alter Babykörbe, zerschrammte Kinderkrippen und sogar Metallwannen zogen sich an den Wänden des kleinen Raums entlang. In den meisten dieser Behältnisse lagen Kleinkinder unterschiedlichster Gestalt und Hautfarbe. Mehrere Frauen – sowohl seltsam als auch normal aussehende – kümmerten sich um die Babies, drückten sie an sich und umsorgten sie, wenn sie weinten. So viel Liebe. Überall auf dem Boden lag gebrauchtes Spielzeug.
    Auch einige größere Kinder tobten kichernd im Säuglingssaal umher. Als sie Rex sahen, rannten sie auf ihn zu. Er erkannte Vanilla-Gorilla, Holzapfel-Bob und die anderen Kleinen, die Alex gejagt und ihn in Stücke gerissen hatten. Winzige Hände streckten sich Rex entgegen und zerrten an seinen Kleidern – diese Kinder wollten hochgehoben und in die Arme genommen werden. Einige waren schon zu groß dafür, und wahrscheinlich wäre das ohnehin kein königliches Verhalten gewesen.
    »Sly«, sagte Rex, und mehr war nicht nötig. Sly stieß ein nicht ernst gemeintes Brüllen aus, packte die Kinder und warf sie spielerisch zur Seite. Die Kinder kreischten und lachten, aber sie machten Rex Platz.
    So ein glücklicher Ort, wenigstens an der Oberfläche. Je länger Rex sich umsah, umso mehr Schlechtes fiel ihm auf. Viele der Babies lagen regungslos da. Einige husteten leicht, andere weinten und wimmerten. Die meisten von ihnen sahen krank aus.
    »Hillary, was stimmt nicht mit ihnen?«
    Hillary griff in eine der Metallwannen und nahm vorsichtig ein gelbhäutiges Kind heraus, das in der Mitte seines Gesichts ein einziges großes blaues Auge besaß. Das Lid war halb geschlossen, und das Auge schien ins Leere zu starren. Sie wiegte das Kind in den Armen.
    »Mama ist alt«, sagte Hillary. »Selbst für unsere Verhältnisse.«
    »Wie alt ist sie?«
    Hillary zuckte mit den Schultern. »Ich wurde 1864 geboren. Mama war mindestens fünfzig, als sie mich bekam.«
    Hillary war einhundertfünfzig Jahre alt? Heilige Scheiße! Würde Rex auch so lange leben? Nun, vielleicht würde er sogar noch länger leben, denn Mama war schließlich schon zweihundert Jahre alt.
    Hillary hob das Kind noch ein wenig höher und küsste es auf die Stirn. »Mama bekommt genauso viele Babies wie früher, doch je älter sie wird, umso mehr werden tot geboren. Diejenigen, die überleben, sind häufig krank. Die meisten Kinder werden kaum älter als ein Jahr.«
    Wieder sah sich Rex im Raum um und betrachtete die große Menge der Kinder. Diese Babies waren seine Brüder und Schwestern. Wie viele von ihnen würden einfach sterben? Es war schrecklich und herzzerreißend; es tat weh, auch nur daran zu denken. »Was ist mit Ärzten? Können wir sie nicht in ein Krankenhaus bringen?«
    Wieder zuckte Hillary mit den Schultern, während sie das einäugige Baby sanft hin und her wiegte. »Könnten wir dieses Kind in eine Klinik bringen? Ich glaube nicht. Aber selbst wenn wir Medikamente hätten, wüssten wir nicht, welche Art von Medizin wir ihnen verabreichen müssten. Deshalb habe ich mich so sehr darum bemüht, dass wir einen neuen König bekommen. Unsere Leute müssen sich ausbreiten. Damit unsere Art überlebt, müssen wir uns ausbreiten.«
    Obwohl viele dieser Babies sterben würden, hatte der Erstgeborene mögliche Könige umgebracht? Warum kam jemand überhaupt auf die Idee, Kinder zu töten? Rex fragte sich, ob es ein Fehler war, das Leben des Erstgeborenen zu verschonen. Vielleicht, aber der große Mann hatte etwas ganz Besonderes an sich, etwas Großartiges.
    Es musste einen Grund dafür geben, warum der Erstgeborene Babies tötete.
    »Sly, wo lebt der Erstgeborene?«
    »In einer Kajüte der Alamandralina , dem Schiff, das du zuerst gesehen hast, als du hierhergekommen bist«, sagte Sly. »Der Erstgeborene hat es gut. Seine Kajüte ist der hübscheste Ort in unserem ganzen Zuhause.«
    »Bring mich hin«, sagte Rex. »Wenn er nicht sowieso dort ist, nimm Pierre, Fort und jeden, den du brauchst, und hole ihn. Er hat keine Wahl.«

Ausrüstung
    I m Keller der Jessups stand eine Werkbank, die mit der in Ericksons Haus identisch war. Bryan musterte sie. Sie besaß eine Halterung zur Wartung und Reparatur von Bögen, längliche Vertiefungen voller Pfeilschäfte, ein Regal mit polierten Pfeilspitzen, ein

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